Aufgabe 1: Theoretischen Erkenntnisse aus den Vorträgen der Ringvorlesung
Eine der zentralen theoretischen Erkenntnisse, die ich aus den Vorträgen der Ringvorlesung mitgenommen habe, bezieht sich auf die Bedeutung der fachdidaktischen Differenzierung im Unterricht, insbesondere in heterogenen Klassen. Diese Erkenntnis lässt sich gut auf die Didaktiken meiner Fächer, Deutsch und Sachunterricht, übertragen. Im Deutschunterricht wird beispielsweise deutlich, dass eine individualisierte Förderung notwendig ist, um den unterschiedlichen sprachlichen Fähigkeiten der Schüler:innen gerecht zu werden. Differenzierte Aufgabenstellungen und die Berücksichtigung von sprachlichem Vorwissen sind hier entscheidend, um Lernprozesse zu unterstützen. Im Sachunterricht wird dies besonders relevant, wenn es darum geht, komplexe Begriffe und Konzepte wie „Experimentieren“ oder „Beobachten“ für alle Schüler:innen verständlich zu machen. Die bewusste Einführung und Erklärung von Fachbegriffen ist dabei unerlässlich, um den Zugang zur Bildungssprache zu fördern (vgl. Jahnke-Klein & Busse, 2019).
Ein weiterer wesentlicher Aspekt betrifft die generellen Erkenntnisse zur Beziehungsarbeit in Schule und Unterricht. Hier ist mir besonders das Konzept der sozialen Eingebundenheit aufgefallen, wie es von Deci und Ryan (1993) beschrieben wird. Dieses Konzept unterstreicht die Bedeutung von Beziehungen im schulischen Kontext. Eine positive Lehrer-Schüler-Beziehung fördert das Gefühl von Zugehörigkeit und Unterstützung, was sich direkt auf die Motivation und das Lernverhalten der Schüler:innen auswirkt. Gerade in heterogenen Klassen ist es wichtig, dass alle Kinder sich sozial eingebunden fühlen, um Lernbarrieren abzubauen und das Klassenklima zu verbessern. Diese Erkenntnis lässt sich nicht nur auf den allgemeinen Unterricht übertragen, sondern auch auf die spezifischen Fächer. Im Deutschunterricht beispielsweise kann durch gezielte Beziehungsarbeit und die Schaffung eines unterstützenden Umfelds die Motivation zur Sprachentwicklung gefördert werden. Im Sachunterricht kann dies dazu beitragen, dass Schüler:innen sich trauen, auch anspruchsvolle Aufgaben anzugehen, weil sie wissen, dass sie von ihrer Lehrkraft unterstützt werden.
Aufgabe 2: Reflexion über den schulischen Umgang mit Heterogenität in der Praxis
Der schulische Umgang mit Heterogenität war in meiner eigenen Schulzeit und auch in meinen bisherigen Praxiserfahrungen immer ein zentrales Thema, das den Schulalltag auf vielfältige Weise geprägt hat. Besonders deutlich wurde dies in den verschiedenen Unterrichtsformen, die ich erleben konnte. In meiner eigenen Schulzeit wurde oft Frontalunterricht praktiziert, welcher wenig Raum für individuelle Förderung bot. Rückblickend merke ich, dass diese Methode für unterschiedliche Lerngruppen nicht wirklich geeignet war, weil sie kaum auf die verschiedenen Lernniveaus und Bedürfnisse einging.
Gegensätzlich zu meinen vorherigen Erfahrungen, habe ich in meinem Orientierungspraktikum in einer ersten Klasse positive Erfahrungen mit differenziertem Unterricht gemacht. Hier wurden verschiedene Lernniveaus durch abgestufte Aufgaben berücksichtigt, was den Schüler:innen ermöglichte, in ihrem eigenen Tempo zu arbeiten. Diese Unterrichtsform entspricht den Prinzipien des adaptiven Unterrichts, der in der Vorlesung als besonders effektiv für den Umgang mit Heterogenität vorgestellt wurde. Durch die Berücksichtigung individueller Lernvoraussetzungen konnten alle Kinder, unabhängig von ihren Fähigkeiten, am Unterricht teilnehmen und Lernerfolge erzielen. Ein weiterer Aspekt, der mir im Rückblick besonders auffällt, ist die Rolle der Lehrkraft als Moderatorin und Unterstützerin im Lernprozess. In der Vorlesung wurde der Ansatz der inklusiven Pädagogik betont, bei dem Lehrkräfte aktiv daran arbeiten, Barrieren für das Lernen abzubauen und eine inklusive Lernumgebung zu schaffen. In meiner Praxiserfahrung habe ich Lehrkräfte erlebt, die dies durch gezielte Unterstützung einzelner Schülerinnen und Schüler sowie durch die Förderung eines kooperativen Lernklimas erfolgreich umgesetzt haben. Diese Ansätze haben mir gezeigt, wie wichtig es ist, dass Lehrkräfte nicht nur fachliche Inhalte vermitteln, sondern auch soziale und emotionale Aspekte des Lernens in den Blick nehmen. Die theoretischen Inhalte der Vorlesung haben mir geholfen, diese Erfahrungen zu reflektieren und zu verstehen, warum bestimmte Ansätze im Umgang mit Heterogenität erfolgreicher sind als andere. Insbesondere die Theorien zur Differenzierung und Inklusion haben mir Werkzeuge an die Hand gegeben, um die Wirksamkeit verschiedener Unterrichtsstrategien besser einzuschätzen.
Aufgabe 3: Interesse an tieferem Verständnis von Differenzierung und Elternarbeit im Umgang mit Heterogenität
Eine Fragestellung, die ich gerne im weiteren Studium vertiefen würde, betrifft die unterschiedlichen Ansätze zur Differenzierung im Unterricht. Es wäre spannend, mehr darüber zu erfahren, wie Lehrkräfte differenzierte Unterrichtsstrategien so gestalten können, dass sie wirklich allen Schüler:innen gerecht werden, ohne dass dabei einzelne Kinder benachteiligt oder überfordert werden. Besonders interessiert mich, wie diese Differenzierung in großen und heterogenen Klassen praktisch umgesetzt werden kann. Ein weiteres Thema, das ich gerne intensiver beleuchten würde, ist die Rolle der Elternarbeit im Kontext von Heterogenität. Die Vorlesung hat einige Aspekte der Zusammenarbeit mit Eltern angeschnitten, doch wäre es interessant, mehr darüber zu erfahren, wie Schulen Eltern besser einbinden können, um die schulische Förderung ihrer Kinder zu unterstützen, insbesondere in Bezug auf sprachliche und kulturelle Unterschiede. Hier würde ich gerne untersuchen, welche Modelle der Elternarbeit sich als besonders effektiv erwiesen haben. Was ich etwas vermisst habe, ist eine eingehendere Diskussion über die Herausforderungen, die Lehrkräfte selbst in heterogenen Klassen erleben. Es wäre wertvoll, mehr darüber zu erfahren, wie Lehrkräfte in ihrer Ausbildung und beruflichen Praxis unterstützt werden können, um mit den vielfältigen Anforderungen umzugehen, die Heterogenität im Schulalltag mit sich bringt.
Literaturverweise:
Deci, E. L., & Ryan, R. M. (1993). Die Selbstbestimmungstheorie der Motivation und ihre Bedeutung für die Pädagogik. – In: Zeitschrift für Pädagogik 39 Heft 2, S. 223-238.
Jahnke-Klein, S., & Busse, D. (2019). Sprachsensibel unterrichten in den Naturwissenschaften – Kontextorientierung als Lernhilfe oder zusätzliche Barriere? In: Sprachsensibler Fachunterricht, S. 115-140. Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH.
gute arbeit. erfreulich, dass sie in praktika gut dinge zum UMHET erleben konnten.
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