Wie kann man ein Fazit über etwas ziehen, dass einen weiter beschäftigt? Wie kann man etwas abschließend einordnen, kommentieren und bewerten, dass man zwar innerhalb der universitären Forschung und Bearbeitung abgeschlossen hat, jedoch jeden Tag, wenn auch nur gedanklich, weiter mit sich rumträgt?

Mit sich rumtragen. Etwas Tragen müssen. Diese Metapher halte ich an dieser Stelle für ausgesprochen treffend. Wenngleich mir die Beschäftigung mit dem Thema Obdachlosigkeit körperlich keine großen Anstrengungen abverlangt hat, lag mir das Thema zeitweise schwer im Herzen. Die Geschichten der Menschen, mit denen wir gesprochen haben, habe ich wie eine schwere Tasche über der Schulter, wie eine Last, mit mir durch den Alltag getragen.

Die Konfrontation mit dem Leid der Obdachlosen und die Auseinandersetzung mit den Schicksalen ebendieser ist dabei natürlich nur eine gedankliche Last, etwas, dass sich in meinem Kopf abgespielt hat, wenn ich durch die Stadt gelaufen bin und bei Schnee und Eis jemanden auf der Straße habe sitzen sehen.
Obwohl ich das Leid, dass sich jeden Tag um uns herum auf der Straße abspielt, nun deutlicher sehen kann, bin ich froh, mich mit dem Thema Obdachlosigkeit beschäftigt zu haben. Ich sehe die Menschen, die mich ansprechen, um nach etwas Kleingeld zu fragen oder diejenigen, die in ihrem Schlafsack versteckt vor einem Geschäft schlafen, mit anderen Augen. Gleichzeitig sehe ich mein eigenes Leben aus einer anderen Perspektive.

Ein Fazit kann ich an dieser Stelle mehr schlecht als recht ziehen. Dennoch finde ich, wir haben mit unserer (Home) Story eine tolle Forschung entwickelt und uns mit einem wichtigen Thema auseinandergesetzt.
Ich bin froh, dass wir nette Menschen gefunden haben, die uns ehrlich und offen etwas über ihr Schicksal und ihr Leben erzählt haben und wir im Gegenzug diese Geschichten weitererzählen können, um für das Thema Obdachlosigkeit zu sensibilisieren.

Wie immer schweift mein Blick beim Verfassen meiner Texte aus dem Fenster, um nachzudenken. Ich denke an den Tag im Dezember zurück, an dem ich meinen Text über Frank

geschrieben habe, an dem ich Franks bewegte Geschichte versucht habe zu erzählen. Da zeigte der Blick aus meinem Fenster Schneeregen, es war kalt. Jetzt habe ich die Gardinen vorgezogen, damit die Sonne nicht blendet. Wenn es auch nur ein sehr kleiner Trost ist, so bin ich bei dem Blick hinaus am heutigen Tag zumindest froh, dass das Wetter sich bessert und niemand in der Nacht erfrieren wird.