Das Interview mit Frank lässt mich einfach nicht los. Immer wieder schweifen meine Gedanken zu ihm und seiner derzeitigen Lebenssituation. Draußen wird es immer kälter und ich sitze jeden Tag in meinem Zimmer, kann mich jeden Abend in mein warmes, gemütliches Bett legen.

Am nächsten Tag gehe ich zu ihm. Natürlich bringe ich ihm wieder einen Kaffee mit. Von weitem lächelt er mich schon an, weil er sieht, dass ich wieder einen Kaffee für ihn dabei hab. Es begrüßt mich freundlich und wir unterhalten uns kurz. Ich frage ihn, ob er irgendwas braucht und ob ich ihm irgendwie weiterhelfen kann. Er sagt mir, dass er Kleidung gebrauchen könnte, da es langsam ziemlich kalt wird. Dadurch das momentan alle Klamottengeschäfte geschlossen haben, ist es für ihn ziemlich schwierig an warme Klamotten zu kommen. Wieder eine Sache über die ich mir zuvor keine Gedanken gemacht habe. Wenn ich irgendwelche Klamotten benötige, bestelle ich diese online und ganz einfach zu mir nach Hause. Ich sage ihm, dass ich meinen Vater fragen werden, ob er vielleicht ein paar alte Klamotten für ihn hätte und verabschiede mich dann von Frank.

Auch nach meinen Erzählungen war mein Vater immer noch kritisch eingestellt, was Frank angeht. Er selber hat sich noch nie länger mit einem Obdachlosen unterhalten und deshalb fällt es ihm schwer, zu verstehen, dass Frank eben nicht den typischen Vorurteilen von einem Obdachlosen entspricht. Daher ist er eher weniger begeistert als ich ihn frage, ob er ein paar alte Klamotten für ihn übrig hätte. Dennoch konnte ich ihn überzeugen und als er anfing konnte er gar nicht mehr aufhören. Schuhe, Mütze, Pullover und sogar eine Winterjacke gab er mir mit. Ich packte alles in eine große Tüte und fuhr am nächsten Tag wieder zu ihm. Ich weiß nicht, ob ich jemals so viel Freunde in den Augen eines Menschen gesehen habe. Frank sah aus wie ein Kind vor dem Weihnachtsbaum und holte die Kleidung direkt aus der Tüte. Er sah sich alles genau an und war begeistert. Dass man Menschen mit ein wenig Kleidung so eine große Freude machen kann, war mir vorher nicht bewusst. Er konnte gar nicht aufhören sich zu bedanken.

Sobald ich zuhause war erzählte ich meinem Vater von Franks Reaktion. Er war genau so überrascht wie ich und fand es toll, dass er sich dazu entschieden hatte mir ein paar Klamotten mitzugeben. Die Kleidung rauszusuchen hat meinen Vater vielleicht fünf Minuten gekostet, weil es ihm nicht schwer fiel sich von Sachen zu trennen, die er ohnehin nie angezogen hat. Diese kleine Tat hat Frank so viel Freude bereitet und sehr weitergeholfen.

Ich glaube jeder hat zuhause ein paar Sachen rumliegen, die er nicht mehr benötigt. Also warum nicht einfach mal der Kleiderschrank aussortieren und an Bedürftige geben? Mit unseren kleinen Taten können wir Großes bewirken.