Von Unsensibilität geprägt

In dem vorliegenden Auszug aus Martina Webers Studie zeigt sich deutlich, dass Lehrerinnen und Lehrer sich selbst immer wieder schwer tun, Heterogenität in der Schule richtig anzugehen.

Einem türkischstämmigen Mädchen wird ganz selbstverständlich eine Sicht- und Denkweise auferlegt, die diese vielleicht gar nicht mehr vertritt. Die eingegrenzte Eigenständigkeit der Frau bei der Partnerwahl wird zum Thema. Doch fühle die Betroffene sich längst nicht mehr nur einer, nämlich der türkischen, Kultur angehörig und sehe sich auch nicht in der Pflicht, Derartiges in ihren Aufsätzen aufzugreifen.

Es ist kritisch zu betrachten, weshalb die Lehrerin auf diese Weise reagiert. Sie könnte und müsste im Sinne der gleichen Behandlung ebenso einem deutschstämmigen Mädchen, ebenso allen Jungen, die Weitsicht abverlangen, auf die Gegebenheiten anderer Kulturen Rücksicht zu nehmen. In den Grundlagen der Pädagogik ist von Gleichwertigkeit und Gleichberechtigung aller Kulturen die Rede, was ein wünschenswerter Zustand wäre. Die Realität sieht, wie im Beispiel der Klassenarbeit um Romeo und Julia noch anders aus. Hier scheint es berechtigt, der Lehrerin eine gewisse Ignoranz und fehlende Sensibilität zu zu schreiben, da sie es letztlich nicht schafft, wirklich all ihre Schülerinnen und Schüler objektiv zu behandeln.