In unserer letzten Vorlesung ging es um die Heterogenitätskategorie Geschlecht/Gender in der Schule. Zum Spannungsfeld von Inszenierung und Zuschreibung bezogen auf Gender (-pädagogik), stellte Dr. Fantini zunächst eine Grundschülerbefragung vor. Grundschüler wurden gefragt, warum es so wenig Männer innerhalb der Grundschullehrerschaft gäbe. Interessanterweise gingen alle Antworten in dieselbe Richtung: „Männer sind stark und Frauen schlau.“ oder „Männer interessieren sich mehr für Sport und Frauen für Wissen“. Diese Antworten zeigen ganz deutlich, wie stark Grundschüler in Stereotypkategorien denken. Oftmals fühlen sich Menschen von diesem sogenannten „stereotype threat“ wortwörtlich bedroht, handeln schließlich selbst genau diesen Genderklischees entsprechend und erfüllen letztendlich selbst solche Klischees. Es ist ein Teufelskreis.
So hört man immer wieder passend dazu von vielen LehrerInnen, dass Jungs gut in Sport und Mathe sind, dafür aber den Rest des Unterrichts stören. Im Gegensatz dazu heißt es über Mädchen, sie seien gut in Sprachen und Kunst, dafür aber im naturwissenschaftlichen Bereich nicht so talentiert. Ist ein Junge dann einmal gut in Französisch oder hat ein Mädchen Erfolg in Physik, so gelten diese Vorkommnisse gerne als „Ausnahme“.
Desweiteren ging es in unserer Vorlesung um das Thema Koedukation, also das gemeinsame Beschulen von Mädchen und Jungen. Was heute ganz selbstverständlich angesehen wird, war für viele Menschen vor 1960 undenkbar. Es hieß, Mädchen würden die Jungen vom Unterricht ablenken, es würde eine sexuelle Überreizung geben und homogene Lerngruppen seien ja sowieso besser. Heutzutage weiß man, wie sehr sich diese Menschen damals geirrt haben. Dennoch scheint sich dieses Muster besonders angesichts aktueller Inklusionsdebatten zu wiederholen. Während vor den 1960er Jahren Schule noch nach der Kategorie Geschlecht aufgeteilt war, so wird heutzutage über Sinn und Unsinn diskutiert, SchülerInnen nach Leistung einzuordnen.
Bezogen auf meine Schulzeit ist mir aufgefallen, dass tatsächlich viele Jungen meiner Klasse besser in Sport und den Naturwissenschaften waren als die meisten Mädchen. So war es gleichermaßen zu beobachten, dass der Großteil der Mädchen interessierter an Sprachen waren als an Naturwissenschaften. Offenbar lag dieses Phänomen, wie bereits angesprochen, an dem sogenannten „stereotype threat“ und diese SuS wollten der jeweiligen Gendererwartung gerecht werden bzw. nicht auffallen oder gar „aus der Reihe tanzen“.
Für kommende Praktika fände ich es interessant zu beobachten, inwieweit LehrerInnen zwischen Jungen und Mädchen unterscheiden und ob grundsätzlich in Klischees gedacht wird. Wird ein bestimmtes Geschlecht bevorzugt, anders benotet oder auch anders behandelt? Darüber hinaus würde mich interessieren, wie die SuS mit dem anderen Geschlecht umgehen, inwiefern Geschlecht eine Rolle spielt und ob sie sich in der Schule gerecht behandelt fühlen.