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2.RV: Migration und Schule

  1. Was ist gemeint mit einer ’nationalen Orientierung des Bildungssystems? Woran kann das festgemacht werden im Hinblick auf seine Zielgruppen, Inhalte/Fächer, Strukturen?

Unter der `nationalen Orientierung des Bildungssystems` versteht man, dass die Schule und dessen dazugehörigen Instanzen daran angelehnt sind, nationale Werteverständnisse und Perspektiven zu vermitteln. Dies gilt auch für die Unterrichtsinhalte, welche oft die nationale Geschichte der Bundesrepublik widerspiegeln. Im Deutschunterricht geht man vor allem auf deutsche Literaturklassiker und dessen Epochen ein. Ging man im Geschichtsunterricht auf die Geschichte der Sowjetunion ein, so wurde immer die Parallele zu Deutschland gezogen. In der Politik wird weitgehend nur von dem Regierungssystem der Bundesrepublik gesprochen. Schule als Bildungsort vermittelt, jedoch nicht nur Lerninhalte, sondern konfrontiert die Schüler*innen auch mit den Normen- und Wertevorstellungen der Gesellschaft. Man bezieht sich in der Schule auf die national gestellten Gegebenheiten.

Durch die Globalisierung muss vor allem die Institution der Schule eine Umgestaltung vornehmen. Man kann sagen, dass Schüler*innen mit einem Migrationshintergrund zu Anfang nicht sofort Teil des Systems und nicht sofort integriert werden. Es werden Vorklassen eingerichtet, wo sich Schüler*innen „ihresgleichen“ zusammenfinden. Dies ist in meinen Augen schon eine Art der Abstemplung. Sie werden also nicht sofort mit dem realen Schulsystem konfrontiert und können auch Normen und Werte nicht gekonnt aufnehmen.

Meiner Meinung nach, ist ein nicht verwerflich, dass das Bildungssystem national orientiert ist. Trotz dessen ist das System nicht auf die aktuelle Weltsituation angepasst. Man sollte, den Horizont von Schule und dem Bildungssystem international erweitern, um Schüler*innen mit einem Migrationshintergrund die Chance auf Bildung und Integration zu gewähren

  1. Was nehmen Sie aus dem öffentlichen Diskurs über ´Migration als Herausforderung für die Schule´ und über sog. ´Schüler mit Migrationshintergrund´ als Informationen wahr und welche (neuen?) Perspektiven hat die Vorlesung dazu für Sie eröffnet?

Aus dem öffentlichen Diskurs über `Migration als Herausforderung für die Schule´ kann ich entnehmen, dass es ein Spannungsfeld zwischen diesen beiden Themen gibt. Auf der einen Seite steht, wie in der ersten Fragen beschrieben, das national orientierte Bildungssystem. Auf der anderen Seite steht dem gegenüber, die gelungene Integration von Schüler*innen mit einem Migrationshintergrund. Auch Lehrende stehen hier vor einem großen Problem. Auch wird deutlich, dass der soziale Background der Schüler*innen einen starken Einfluss auf das Schulleben hat. Sie werden oft anhand ihrer sozialen Schicht, ihres Geschlechts und ihrer Herkunft bewertet. Bewertet in dem Sinn, dass zum Beispiel den Schüler*innen unterschiedliche Empfehlungen für Schulen bekommen.

Was mir vor allem jetzt durch die Vorlesung klar wurde ist, welche unterschiedlichen Definitionen die Begriffe der Migration mit sich bringen. In unserer heutigen Gesellschaft, besonders in der jüngeren Generation, werden Begriffe wie „Ausländer“ oder „Fremde“ sehr negativ bewertet und sogar als Schimpfwörter benutzt. Außerdem wurde mit klar, dass viel mehr Menschen einen Migrationshintergrund besitzen als ich vorher angenommen habe.

  1. Inwiefern kann das Beispiel von Betül (Interviewausschnitt aus einer qualitativen Studie von Martina Weber) als Ausdruck von ´ DoingCulture ´ durch Lehrer*innenhandeln im Unterricht herangezogen werden? Erinnern Sie sich aus ihrer eigenen Schulzeit an ein Beispiel für ´DoingCulture´ im Lehrer*innenhandeln.

Aus dem Interview lässt sich entnehmen, dass die Lehrperson sehr stark in Stereotypen denkt. Es wird von der Lehrkraft vorausgesetzt, dass Birgül ihrer Herkunft entsprechendes Gedankengut besitzt, auch wenn sie sich mit diesem nicht verbunden fühlt. Die Schüler*innen wird gegen ihren Willen in eine Schublade gesteckt. Sie ist in Deutschland aufgewachsen und fühlt sich weder deutsch noch türkisch. Eher beschreibt sie sich als europäisch. Hinzu kommt, dass die Schülerin beschreibt, dass sie mit dem Gedankengut, welches die Lehrkraft versucht ihr zu entziehen, auch gar nicht vertraut ist und schon gar nicht, wie oben genannt, besitzt. Die Kultur wird hier als Konstruktionscharakter gesehen. Meiner Meinung nach ist dies ein Fehlverhalten und kann absolut nicht als Vorbild gesehen werden, da es auch diskriminierend gewertet werden kann.

Ein Beispiel aus meiner Schulzeit fällt mir sehr wohl ein. Als es auf Klassenfahrt oder in ein Schwimmbad gehen sollte, wurde ich immer am Ende der Unterrichtsstunde von den Lehrer*innen gebeten noch einen Moment zu bleiben. Mir wurde erklärt, dass diese Veranstaltungen Pflichtveranstaltungen sind und sie mir gerne einen Brief für meine Eltern mitgeben würden. Wobei ich anmerken muss, dass weder ich noch meine Eltern sich in irgendeiner Weise gegen diese Veranstaltungen ausgesprochen haben. Die Lehrkräfte gingen dennoch davon aus, dass ich als Mädchen mit Migrationshintergrund von diesen Veranstaltungen, durch meine Eltern und unsere Kultur ausgeschlossen werde und mir die Teilnahme nicht gewährt werden würde.

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