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14.RV: Abschlussreflexion

1.Für den Anfang ist für mich wichtig hinzuzufügen, dass ich mich außerhalb dieser Vorlesung kaum bis gar nicht mit dem Thema Heterogenität auseinandergesetzt habe beziehungsweise einen Bezug dazu aufbauen konnte. Deshalb konnte ich umso mehr für mich aus dieser Vorlesung und dessen Inhalt ziehen. Allgemein kann ich sagen, dass ich mich mit der Begrifflichkeit und dessen Bedeutung viel vertrauter fühle. Es konnten sich Assoziationen bilden, welche mir höchstwahrscheinlich im Kopf bleiben werden. Schule und Unterricht haben eine andere Relation erhalten als vorher. Auch die Wahrnehmung von Lehrkräften und dessen Unterricht haben sich durch die Theorien, Aussagen und Erkenntnisse aus der Ringvorlesung für mich geändert.

Ich studiere Germanistik und Politik-Arbeit-Wirtschaft auf Lehramt. Dies ist ein Grund, weshalb mir die 08.RV stark in Erinnerung geblieben ist. Hier beschreibt Dr.Kepser die verschiedenen Dilemmata nach Greiner. Als besonders wichtig empfand ich das „Zustimmungsdilemmata“ (Greiner: 2019). Dies erklärt, dass Inklusion ein Prozess ist, welcher nicht nur von einer Seite ausgehen darf. Diejenigen, welche an diesem Prozess Teilhabe finden, müssen selbst entscheiden können, inwieweit sie sich dem öffnen und hingeben möchten. Diesen Aspekt fand ich besonders interessant, da man bei der Inklusion oft nur eine Seite beleuchtet und den Hauptakteur oft vernachlässigt. Vernachlässigt soll hier bedeuten, dass man oft kaum nach der Zustimmung oder nach den Wünschen des Akteurs fragt.

Des Weiteren möchte einen weiteren Aspekt beleuchten, welcher bei mir stark hängengeblieben ist. Hier geht es um die 10.RV. Antisemitismus ist eine Gegebenheit, welches leider bis heute noch anhält. Ich finde es erschreckend, dass dieses Phänomen auch einen Teil der sozialen Struktur von Schule einnehmen kann. In der Vorlesung wird auf Julia Bernstein verwiesen, welche die Aussage trifft, dass das Wohlbefinden der jüdischen Schüler*innen weniger Relevanz bei Lehrkräften zeigt als der innerschulische Frieden (vgl. Bernstein: 2018). Diese Aussage hat mich zur Reflexion angestoßen. Es gibt einiges, was in dieser Hinsicht verbessert werden kann, vor allem auf das Fach Geschichte bezogen.

2.Ich muss zugeben, dass ich durch meinen Leistungskurs Pädagogik im Abitur schon mit pädagogischen Aspekten in Berührung gekommen bin. Hierbei wurde der Fokus, aber oft nur das Umfeld der Schüler*innen gesetzt. Konkreter, auf das häusliche und familiäre Umfeld. Es interessant zu erfahren, wie es auf der anderen Seite aussieht, also wie die Schule als Instanz Einfluss auf das Individuum und dessen schulische Entwicklungen nehmen kann.

Ein prägnantes Beispiel aus meiner Schulzeit, welches mit sofort in den Sinn kommt, ist die Teilung der Schüler*innen in bestimmte Leistungskategorien. Ich ging auf eine Oberschule, wobei unser Jahrgang der erste dieser Art war. Schüler und Schülerinnen wurden in verschiedene Kurse aufgeteilt und leistungsspezifisch unterrichtet. Hier gab es E-Niveau (leistungsstarke), G-Niveau (leistungsschwächere) und sogar I-Niveau- Kurse (Leistungseingeschränkte).  In meiner Rolle als Schülerin konnte ich damals kaum bis gar nicht nachvollziehen, weshalb wir getrennt unterrichtet worden sind. Auch habe ich mir nie die Frage gestellt, was Inklusion heißt. Es war für mich von außen eher eine Spaltung der Klasse. Wenn ich an dieses Phänomen zurückdenke, kommen mir die Worte aus der RV:09 in den Sinn. Meint Inklusion alle? Durch die Ringvorlesung fängt man an, gewisse Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Vorher konnte man kaum Verständnis für den Hergang eines Unterrichtsgesehen zeigen. Als Schüler*innen fühlt man sich in vielen Situationen in die Opferrolle gedrängt. Aber nun fängt man an Handlungen von Lehrkräften und dessen Absicht zu verstehen. Genauso verstehe ich heute auch, warum wir in verschiedene Kurse eingeteilt worden sind. Es ist ein Prozess, welcher die Inklusion stärken sollte.

3.Ich würde gerne einen tieferen psychologischen Einblick in die Thematik wünschen. Vor allem in den Thematiken wie Migration oder Antisemitismus ist es sehr schwer einzuschätzen, wie weit man als Lehrkraft gehen kann. Wie kann man den Schüler*innen thematisch sensibilisieren, ohne ihm zu nahe zukommen? Solche Fragen schwirrten mir im Kopf. Ich empfinde es als wichtig, die Schüler*innen auf einer Ebene zu begegnen, in der man nicht auf sie herabschaut, sondern auch ein gewisses Mitgefühl rüberbringt. Vor allem um zu signalisieren, dass es einen gewissen Bezug untereinander gibt. Des Weiteren kann ich sagen, dass ich die Thematik von Migration an Schulen super interessant finde. Auch dazu hätte ich gerne mehr gesehen. Dies ist auch wichtig, da die Zahl der Schüler*innen mit Migrationshintergrund in Deutschland sehr hoch und es ein Phänomen ist, womit man alltäglich in Konfrontation gerät. Auch spielt dies pädagogisch gesehen eine wichtige Rolle im Schulalltag.

Literaturverzeichnis zu Aufg.1:

Prof. Dr. Matthis Kepser, Präsentation/Folien Ringvorlesung 08, Dilemmata nach Greiner (2019), Boban et al. 2014, S. 19 ff.; Biewer/ Bohm/Schutz 2015, S. 14

Bernstein, Julia: “Mach mal keine Judenaktion!“. Herausforderungen und Lösungsansätze in der professionellen Bildungs- und Sozialarbeit gegen Antisemitismus, Frankfurt 2018.

Eine Antwort auf „14.RV: Abschlussreflexion“

Liebe Devrim,
Sie haben die Aufgabe sehr angemessen bearbeitet mit Bezügen zu ihren Fächern, zur Literatur und zum eigenen Lernzugewinn, insbesondere am Beispiel Antisemitismus. Besonders interessant fand ich Ihre Bemerkung, dass Sie über die Ringvorlesung begonnen hätten, die aus Schüler*innensicht betrachteten Gegebenheiten von Schue jetzt aus einem anderen Blickwinkel sehen zu können. Genau das ist, was wir gerne mit dieser Vorlesung anregen wollen im zweiten Studiensemester. Ein früher Perspektivenwechsel. Zum Thema Migration werden Sie im Laufe Ihres Studiums noch deutlich mehr Input erhalten.
Bestanden.
Yasemin Karakasoglu

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