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  1. Welche Aspekte des Spannungsfeldes von Heterogenität und  Homogenität, die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, sind für Sie  im Bereich schulischer Bildung besonders relevant? Begründen Sie Ihre  Auswahl mit Bezügen zu den theoretischen Grundlagen, die in der  Vorlesung behandelt wurden.

Im Spannungsfeld von Heterogenität und Homogenität in der schulischen Bildung spielen Stereotype eine zentrale Rolle. Sie beeinflussen, wie Lehrkräfte und Schüler sich gegenseitig wahrnehmen, oft basierend auf Geschlecht, Alter oder ethnischer Zugehörigkeit. Diese Vorurteile können dazu führen, dass Schülerinnen und Schüler ungerecht behandelt und ihre individuellen Potenziale nicht ausreichend gefördert werden (vgl. Trautmann/Wischer, 2011).

Ein weiteres Problem ist die Tendenz, heterogene Schülergruppen zu homogenisieren. Lehrkräfte neigen dazu, Schüler aufgrund bestimmter Merkmale zu verallgemeinern, was der Vielfalt der Schüler nicht gerecht wird. Dabei ist es wichtig, die unterschiedlichen Voraussetzungen und Bedürfnisse der Schüler zu berücksichtigen, um eine gerechte und effektive Bildung zu gewährleisten (vgl. Prengel, 1996).

Die Herausforderung für Lehrkräfte besteht darin, eine Balance zwischen individueller Förderung und Gemeinschaftsbildung zu finden. Heterogenität sollte als Chance gesehen werden, die Vielfalt im Klassenzimmer zu nutzen, während gleichzeitig ein starkes Gemeinschaftsgefühl gefördert wird, um ein inklusives Lernumfeld zu schaffen. Dieses Spannungsfeld erfordert eine differenzierte Unterrichtsgestaltung, die sowohl die individuellen Lernprozesse als auch die Kohäsion der Gruppe berücksichtigt.

  1. Benennen und diskutieren Sie Beispiele für die von Ihnen unter (1)  benannten Aspekte und nehmen sie dabei explizit Bezug zu Ihren  bisherigen Praktika oder Ihrer eigenen Schulzeit.

In meiner Schulzeit erlebte ich, wie Stereotype die Erwartungen an Schüler beeinflussen. So wurde oft angenommen, dass Schüler mit Migrationshintergrund sprachlich schwächer seien, was dazu führte, dass ihnen weniger anspruchsvolle Aufgaben gegeben wurden, unabhängig von ihren tatsächlichen Fähigkeiten. Diese unbewusste Homogenisierung verhinderte eine gezielte Förderung und hinderte diese Schüler daran, ihr volles Potenzial auszuschöpfen. Ein positives Beispiel aus meinem Praktikum war die gezielte Förderung von Heterogenität durch differenzierten Unterricht. Die Lehrkraft bot verschiedene Schwierigkeitsgrade an, um sowohl stärkere als auch schwächere Schüler individuell zu fördern, während gemeinsame Projekte das Klassenzusammengehörigkeitsgefühl stärkten (vgl. Leiprecht, 2013).

3. Formulieren Sie eine Beobachtungsaufgabe für kommende Praktika zum  Spannungsfeld von Heterogenität und Homogenität in der Schule.

Beobachten Sie im Praktikum, wie die Lehrkraft die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen der Schüler berücksichtigt. Achten Sie darauf, ob und wie individuelle Förderung und gemeinschaftliches Lernen miteinander verbunden werden. Notieren Sie Beispiele, in denen Heterogenität gezielt genutzt oder durch vereinheitlichende Maßnahmen übergangen wird.

 

Literatur:

Leiprecht, R. (2013). Heterogenität in der Schule: Theoretische Perspektiven und praktische Beispiele. In R. Leiprecht & A. Steinbach (Hrsg.), Schule in der Einwanderungsgesellschaft (S. 55-72). Verlag Barbara Budrich.

Trautmann, Matthias/ Wischer, Beate (2011): Heterogenität in der Schule: Eine kritische Einführung, 1. Auflage, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, S. 20.

Prengel, Annedore (1996): Homogenität versus Heterogenität in der Schule – Integrative und interkulturelle Pädagogik am Beispiel des Anfangsunterrichts in: W., Melzer/ U.,  Sndfuchs (Hrsg.): Schulreform in der Mitte der 90er Jahre: Strukturwandel und Debatten um die Entwicklung des Schulsystems in Ost- und Westdeutschland, Band 8, Opladen: Leske + Budrich, S. 188-189.


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