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Im Rahmen eines Projekttages dürfen die Schüler*innen der 3b wählen, ob sie lieber Naturgegenstände sammeln und damit ein Wald-Mandala gestalten oder aber kaputte Nistkästen abhängen und reparieren möchten. Samira interessiert sich mehr für die Nistkästenaufgabe, wählt aber wie die meisten anderen Mädchen der Klasse das Mandala-Vorhaben. Finden Sie mögliche Erklärungen für diese Entscheidung vor dem Hintergrund der „grundlegenden psychologischen Bedürfnisse“ nach Deci und Ryan (1993).

Samiras Entscheidung, sich für das Mandala-Projekt zu entscheiden, obwohl sie sich mehr für die Nistkästenaufgabe interessiert, lässt sich durch die „grundlegenden psychologischen Bedürfnisse“ nach Deci und Ryan (1993) erklären. Ein starkes Bedürfnis nach sozialer Zugehörigkeit und Akzeptanz kann sie dazu veranlasst haben, dem Gruppendruck zu folgen, da die Mehrheit der Mädchen in ihrer Klasse das Mandala-Projekt gewählt hat. Um nicht ausgeschlossen zu werden und Teil der Gruppe zu sein, stellt sie ihre persönlichen Interessen zurück. Außerdem könnte Samira das Mandala-Projekt gewählt haben, weil sie sich darin kompetenter und sicherer fühlt, insbesondere wenn viele ihrer Klassenkameradinnen dasselbe wählen und sie glaubt, die Aufgabe sei einfacher oder vertrauter. Schließlich könnte sie das Gefühl gehabt haben, dass ihre Entscheidungsfreiheit eingeschränkt ist, wenn sie gegen die Mehrheit der Gruppe wählt, und hat sich daher für das Mandala-Projekt entschieden, um ihre soziale Autonomie zu wahren. Diese Bedürfnisse beeinflussen die Entscheidungsfindung von Schülern stark, insbesondere in einem sozialen Kontext wie der Schule (vgl. Deci & Ryan, 1993).

Eine Kollegin berichtet im Lehrer*innenzimmer, dass sie Fachbegriffe im Sachunterricht vermeidet (statt „experimentieren“, sagt sie „ausprobieren“, statt “beobachten“ „genau hingucken“, statt „Sinnesorgane“ spricht sie ausschließlich von „Auge“, „Ohr“, „Haut“, „Zunge“ und „Nase“), um die Verständigung mit sprachlich schwachen Schüler*innen zu erleichtern. Eine andere Kollegin argumentiert, dass sie den Schüler*innen damit den Zugang zur Bildungssprache verwehre. Nehmen Sie Stellung.

Die Diskussion über den Einsatz von Fachbegriffen im Unterricht dreht sich um zwei Ansichten. Eine Kollegin verwendet einfache Begriffe wie „ausprobieren“ statt „experimentieren“ und „genau hingucken“ statt „beobachten“, um den sprachlich schwachen Schülerinnen das Verständnis zu erleichtern. Diese Methode hilft den Schülerinnen, schneller zu verstehen und verhindert, dass sie durch schwierige Fachbegriffe überfordert werden.

Eine andere Kollegin meint jedoch, dass das Vermeiden von Fachbegriffen den Schülerinnen den Zugang zur Bildungssprache erschwert. Bildungssprache ist wichtig für den schulischen Erfolg und die gesellschaftliche Teilhabe. Wenn Schülerinnen nicht früh lernen, Fachbegriffe zu verstehen, könnten sie später in der Schule und im Beruf Nachteile haben.

Eine gute Lösung könnte sein, Fachbegriffe schrittweise einzuführen und gleichzeitig zu erklären, da Fachbegriffe so eingeführtwerden sollten, dass alle Schüler und Schülerinnen diese in ihrem passiven Wortschatz aufnehmen und in ihrem aktiven Wortschatz verwenden ( Eisberge, Hildebrand: 2013). Lehrerinnen könnten einfache Begriffe verwenden und die Fachbegriffe parallel einführen, zum Beispiel: „Wir werden heute experimentieren, das heißt, wir probieren etwas aus, um zu sehen, was passiert.“ So lernen die Schülerinnen die Fachbegriffe allmählich kennen, ohne überfordert zu werden.

Diese Methode unterstützt das sofortige Verständnis und die langfristige Sprachentwicklung. Es ist wichtig, dass Schüler*innen die Bildungssprache lernen, ohne sich ausgeschlossen oder benachteiligt zu fühlen. So wird eine gute sprachliche Grundlage geschaffen, die ihnen im weiteren Lernen und im späteren Leben hilft.

Sie möchten eine Bachelorarbeit über Bildungsgerechtigkeit und die Nutzung außerschulischer Lernorte (insbesondere Museen und Naturräume) im Sachunterricht schreiben. Formulieren Sie erste Ideen (in ganzen Sätzen), worin mögliche Zusammenhänge bestehen könnten.

In meiner Bachelorarbeit würde ich untersuchen, wie außerschulische Lernorte wie Museen und Naturräume zur Bildungsgerechtigkeit im Sachunterricht beitragen können. Diese Orte bieten interaktive und praxisnahe Lernmöglichkeiten, die das Interesse und die Motivation der Schüler*innen fördern, besonders bei jenen, die im Klassenzimmer weniger erfolgreich sind.

Ein möglicher Zusammenhang besteht darin, dass solche Lernumgebungen soziale Ungleichheiten im Bildungserfolg verringern können, indem sie allen Schülerinnen Zugang zu hochwertigen Lernressourcen bieten. Durch direkte Erfahrungen und Beobachtungen in Museen und Naturräumen könnte das Verständnis für komplexe Themen verbessert und die Kluft zwischen Schülerinnen mit unterschiedlichen Lernvoraussetzungen verringert werden.

Außerdem könnten diese Lernorte das soziale Lernen fördern, indem sie die Zusammenarbeit und den Austausch zwischen Schülerinnen verschiedener sozialer Hintergründe unterstützen, was zu einem inklusiveren Lernumfeld beiträgt. Es wäre auch interessant zu untersuchen, wie die Bereitschaft und Fähigkeit von Lehrerinnen, solche Lernorte in den Unterricht zu integrieren, die Bildungsgerechtigkeit beeinflusst und welche Unterstützung sie dabei benötigen.

Literaturverzeichnis 

Deci, E. L. & Ryan, R.M. (1993). Die Selbstbestimmungstheorie der Motivation und ihre Bedeutung für die Pädagogik. In: Zeitschrift für Pädagogik 2(39), 223-238.

Eiberger, C. & Hildebrandt, H. (2013):  Lehrersprache im Grundschulunterricht

Trainingsbausteine für eine wirksame verbale und nonverbale Kommunikation (1. bis 4. Klasse) Verlag: Persen Verlag 


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