1.
Ich habe das Video „Schularchitektur und Raumgestaltung“ von Christine Carstens (www.path2in.uni-bremen.de) ausgewählt, da die Gestaltung des Lernumfelds für mich ein wesentlicher Faktor für erfolgreiches Lernen im Klassenzimmer ist.
Durch Besuche in verschiedenen Schulen konnte ich bereits viele unterschiedliche Klassenzimmer sehen. Dabei handelte es sich jedoch um Grundschulen, während Christine Carstens über einen Klassenraum einer 9. Klasse berichtete.
Der evolutionäre Prozess, den der Klassenraum von Frau Carstens durchlaufen hat, resultiert aus der aktiven Beteiligung der Schülerinnen und Schüler an der Gestaltung, Veränderung und Strukturierung ihres Lernumfelds. Dies ermöglichte ihnen eine Vielzahl von Mitbestimmungsmöglichkeiten, wodurch sie die verschiedenen Bereiche des Raumes nach ihren eigenen Bedürfnissen formen konnten. Ein Beispiel hierfür ist die gemeinschaftliche Entscheidung zur Anschaffung und Planung eines Tischkickers. Das Ziel besteht darin, dass sich jede einzelne Schülerin und jeder einzelne Schüler in diesem Raum wohl und unterstützt fühlt.
Ein Aspekt dieser dynamischen Raumnutzung ist die Stärkung inklusiven Lernens durch die Bereitstellung diverser Orte und Materialien. Die Leseecke dient als Ruhe- und Rückzugsort, während die Schlagwand dazu beiträgt, Aggressionen abzubauen. Der Gruppentisch wiederum fördert das inklusive Lernen, indem er den Schülerinnen und Schülern ermöglicht, sich in Gruppen zu versammeln, um gemeinsam Themen zu vertiefen und sich gegenseitig zu unterstützen.
Der Klassenraum wird einer Klasse oder Lerngruppe als hauptsächlicher Lern- und Aufenthaltsort in der Schule zugewiesen und täglich mehrere Stunden von dieser genutzt. Andere Schüler haben nur in Ausnahmefällen, wie etwa bei Differenzierungen, Zugang zu diesem Raum. Für den Klassenlehrer ist es der wichtigste Arbeitsraum, und auch die Fachlehrer nutzen ihn zeitweise als Arbeitsplatz (Recum et al.: Schulleiter – Handbuch 43. Klassenräume für Schüler und Lehrer, S. 7).
Raumgestaltung wird oft unterschätzt und erhält zu wenig Aufmerksamkeit. Häufig sind Klassenzimmer stereotypisch mit Sitzreihen für Frontalunterricht eingerichtet und werden nicht an die Bedürfnisse des Alltags angepasst. Die Gestaltung des Lernumfelds kann die Motivation der Schüler beeinflussen. Eine Umgebung, die Leistung als Teil des Lernprozesses würdigt, ohne dabei Druck auszuüben, kann förderlich für das Selbstvertrauen und die Lernbereitschaft der Schüler sein (2024, Frank Hielscher).
2.
Aus meinen Praxiserfahrungen, die ich in den letzten Jahren sammeln konnte, lässt sich sagen, dass sich jeder Klassenraum, auch im Hinblick auf verschiedene Schulen, stark unterscheidet. Ich arbeite an einer Schule, die früher einen Altbau hatte. Dort hatte jede Klasse einen liebevoll ausgeschmückten Klassenraum, der mit vielen Plakaten und Themen dekoriert war, die die Kinder gerade behandelten.
Nachdem alle Klassen in den Neubau umgezogen waren, durften die Wände dort nicht mehr mit Plakaten und ähnlichen Materialien beklebt werden. Ich habe festgestellt, dass den Kindern das Fehlen dieser visuellen Hilfsmittel auffiel. Sie konnten sich nicht mehr an den Wänden orientieren oder Informationen entnehmen, die ihnen beim Lernen halfen. Der Klassenraum wirkte nun kälter und weniger einladend, und es war spürbar, dass sich die Kinder vorher wohler gefühlt hatten.
Zwar sind in den neuen Klassenräumen noch Elemente wie die Leseecke und der Morgenkreis vorhanden, aber die Gemütlichkeit ist verloren gegangen. Die persönliche Gestaltung, die die alten Klassenräume so besonders und ansprechend gemacht hat, fehlt den Kindern deutlich.
Literaturverzeichnis
Recum et al.: Schulleiter – Handbuch 43. Klassenräume für Schüler und Lehrer, S. 7
Frank Hielscher, 2024: Klassenraumdesign: URL: https://frank-hielscher.de/tradition-im-klassenzimmer-wie-bildungsgewohnheiten-unser-lernen-lenken
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