Individualisierung von Unterricht als schulpädagogische Antwort auf Leistungsheterogenität.

1. Fassen Sie die für Sie wichtigsten Einsichten, die Ihnen diese Perspektive eröffnet hat, zusammen.

Die Perspektive den Unterricht zu individualisieren hat für mich zu mehreren Einsichten auf verschiedenen Ebenen geführt. Zuerst einmal wurden mir die deutlichen Unterschiede zwischen „Unterricht als Klassengespräch“ und „Individualisierendem Unterricht“ klar. So sollte meiner Meinung nach einer Lehrkraft bewusst sein, dass verschiedene Arten des Unterrichtens ganz unterschiedliche Folgen haben. So führt „Unterricht als Klassengespräch“ beispielsweise zu einer eher ruhigen Atmosphäre, in welcher die Lehrkraft die Geschwindigkeit vorgibt und nicht so selbstbewusste Schülerinnen und Schüler sich zurückhalten sich am Unterrichtsgespräch zu beteiligen. Im „Individualisierendem Unterricht“ hingegen fühlen sich einige Schüler wahrscheinlich wohler, weil die Atmosphäre nicht so „steril“ ist. Auf der anderen Seite kann ich mir allerdings gut vorstellen, dass der zu lernende Stoff schneller erarbeitet werden kann, wenn der Unterricht als Klassengespräch geführt wird, sodass die Lehrkraft die dauerhafte „Kontrolle“ hat. So gibt es also Vor- und Nachteile für beide Arten des Unterrichts.

Interessant fand ich außerdem den Gedanken, die Pädagogik vom Kinde aus zu denken. „Individualisierender Unterricht“ sorgt hier vermutlich dafür, dass die Schülerinnen und Schüler eher ihrer Situation entsprechend lernen können. Denn es ist nicht von der Hand zu weisen, dass sich jeder Schüler und jede Schülerin in einer anderen Situation befinden. Das beginnt damit, dass z.B. Schüler Frank nicht gut geschlafen hat. Ist es nun für ihn möglich, dass er Aufgaben erledigen kann, die ihm ein wenig leichter fallen wird seine Motivation zu lernen wahrscheinlich größer sein, als wenn er im „Unterricht als Klassengespräch“ mit dem Tempo der Lehrkraft nicht mitkommt und so nicht weiter zuhört. Und dieses Beispiel ist auf jeden Schüler und jede Schülerin anzuwenden. So könnte „Individualisierender Unterricht“ zu größerer Motivation und Erfolgen führen, da jeder Schüler und jede Schülerin ihre eigenen Eigenschaften mitbringt. Dies sollte einem als Lehrkraft immer bewusst sein.

Eine weitere wichtige Einsicht war für mich die Erkenntnis, dass man nur über sehr begrenzte Ressourcen und Kapazitäten verfügt. Natürlich würde ich mir wünschen dauerhaft oder in großem Maße „Individualisierenden Unterricht“ umzusetzen. Allerdings ist dabei die Frage ob ich so den zu lernenden Stoff vermitteln kann, oder ob es dann zu langsam vorangeht. In dem Beispiel der Vorlesung waren auch zwei Lehrkräfte in der Klasse anwesend. Das ist leider nicht der Normalfall.

Zusammenfassend kann man die verschiedenen Einsichten gut unter einer großen Einsicht zusammenfassen: Individualisierender Unterricht kann für die individuellen Schülerinnen und Schüler sehr von Vorteil sein, da Heterogenität Fakt ist und viel besser auf die individuellen Eigenschaften eingegangen werden kann. Allerdings sollte man immer im Hinterkopf haben, dass einerseits Abwechslung den Unterricht belebt und andererseits darauf achten muss, in ausreichendem Tempo mit dem zu lernenden Stoff voranzukommen.

 

2. Welchen Beitrag leistet Ihrer Meinung nach eine solche – auch kritische Sichtweise – auf die mit Individualisierung verbundenen Herausforderungen und Probleme für die Reflexion des Umgangs mit Leistungs-Heterogenität im Unterricht? Welche Fragestellungen könnten aus einer solchen Sicht in der Beobachtung von Unterricht in Praktika entwickelt werden.

Meiner Meinung nach leistet eine solche Sensibilisierung oder Sichtweise den wertvollen Beitrag, dass einem bewusst wird, dass jeder Schüler und jede Schülerin ein einzigartiges Individuum ist, welches sich Aufmerksamkeit und Hilfe beim Lernen wünscht. Leider sind die Kapazitäten als Lehrkraft begrenzt, aber diesen Grundgedanken sollte meiner Meinung nach jede Lehrkaft verstanden haben. Denn so wird erst angemessener Umgang mit den Herausforderungen von Heterogenität möglich gemacht.

Für mich sind im Praktikum deshalb folgende Fragen interessant:

Wie erlebe ich den Unterricht, wenn ich versuche ihn aus der Sicht der Schüler und Schülerinnen zu sehen?

Wird auf den einzelnen Schüler und die einzelne Schülerin eingegangen?

Wird er/sie drangenommen? Wird anderweitig Wertschätzung für Beteiligung am Unterrichtsgespräch artikuliert?

Wird erkannt wenn ein Schüler/eine Schülerin unter- oder überfordert ist? Wie wird mit solchen Unter- oder Überforderten Schülerinnen oder Schülern umgegangen?

Sind bei verschiedenen Unterrichtsmethoden Unterschiede bei den einzelnen Schülerinnen und Schülern zu erkennen, was Begeisterung/Motivation angeht?

Wie geht die Lehrkraft insgesamt mit (Leistungs-) Heterogenität um?

Was sind persönliche Erfahrungen der Lehrkräfte?

Mit welchen Unterrichtsmethoden lernen die Schülerinnen und Schüler am liebsten?

Published in: on 2. Mai 2019 at 17:50 Comments (0)
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