RV11 – Die kognitiven Dimensionen von Lernerfolg:
Intelligenz vs. Vorwissen
1.Welche Rolle spielen Intelligenz und Vorwissen für erfolgreiches Lernen? In welchem Verhältnis stehen diese beiden Heterogenitätsdimensionen zueinander? Wie hat man ihren jeweiligen Einfluss auf Lernerfolg empirisch untersucht?
Sowohl unterschiedliche Intelligenz als auch verschiedenes Vorwissen von Kindern gelten als Heterogenitätsdimensionen für den Unterricht. Das bedeutet, dass die beiden Kategorien dazu führen, dass die SchülerInnen einer Klasse unter Betrachtung dieser Punkte verschieden sind und demzufolge auch verschieden behandelt werden müssen, verschieden schnell lernen, verschieden gut im Unterricht mitmachen können etc. Es bilden sich durch solche Heterogenitäten viele Aufgaben für die Lehrkraft einen guten, inklusiven Unterricht stattfinden zu lassen.
Während Intelligenz kognitive Fähigkeiten umfasst, bezieht sich Vorwissen auf das bereits bestehende Wissen und die Erfahrungen, auf die man im Lernprozess zugreifen kann (vgl. Gruber, 2020, S. 28). Vorwissen unterscheidet sich des Weiteren auch von Intelligenz, da es davon abhängt, welche Erfahrungen man in seinem Leben machen konnte und welche vielleicht nicht. So kann geringes Vorwissen, z.B.: durch das sozioökonomische Umfeld beeinflusst, zu schlechteren Lernerfolgen von Kindern führen (vgl. Heinzel, 2008, S. 133). Trotzdem sind beide Kategorien eng verbunden: Intelligenz ermöglicht es uns neue Informationen zu verarbeiten, dadurch neues Wissen zu erlangen und das Vorwissen dass wir haben sinnvoll zu nutzen. Passend dazu schreibt Gruber in seinem Kapitel „Vorwissen und Intelligenz“:
„Die meisten anspruchsvollen Aufgaben erfordern sowohl den Rückgriff auf Wissen als auch den Einsatz intelligenter Problemlöseverfahren. Intelligenz und Wissen sind methodisch voneinander zu trennen, aber inhaltlich aufs Engste verbunden“ (Gruber, 2020, S.2)
Beide Dimensionen werden seit langer Zeit empirisch erforscht. Allerdings lassen sich über die Vorwissensforschung deutlich klarere Aussagen treffen als über die Intelligenzforschung. Seit über 100 Jahren wird versucht „Intelligenz“ zu erforschen und greifbar zu machen, doch eine solch komplexer Gegenstand wirft zu viele Fragen auf, aus denen sich die unterschiedlichsten Theorien ableiten. Keiner Theorie ist hierbei voll zuzustimmen, oder zu widersprechen (vgl. Gruber, 2020, S. 29). Zum Vorwissen bestehen wie bereits erwähnt klare Erkenntnisse. Es heißt man könne ohne ausreichendes Vorwissen keine komplexen Problemlösungsstrategien entwickeln (vgl. Gruber, 2020, S. 33). Diese sind allerdings für Kinder im Schulkontext essentiell.
2.Was konnten Sie in Ihren bisherigen Praxiserfahrungen über den Umgang mit heterogenem Vorwissen von SuS beobachten? Welche Erfahrungen haben Sie selbst vllt. schon mit (mangelnder) Kenntnis oder (falschen) Annahmen über den (Vor-)Wissensstand Ihrer SuS gemacht?
In meinem Orientierungspraktikum konnte ich beobachten, wie verschiedene Kinder bei der Einführung einer neuen Unterrichtseinheit aufgrund ihres Vorwissens an die Inhalte heran gegangen sind. Die Kinder, die bereits von Vorwissen zu dem neuen Thema berichtet haben, waren nach meiner Beobachtung interessierter und motivierter mehr darüber zu lernen. Kinder, die nicht von Vorkenntnissen berichteten, zeigten sich meist auch nicht übermäßig motiviert. Trotzdem bin ich der Meinung, dass Motivation und Interesse auch im Verlauf der Unterrichtseinheit durch guten Unterricht erzeugt werden können. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass die Kinder mit Vorwissen direkt zu Beginn bessere Lernerfolge haben werden als die anderen Kinder.
3.Einige Befunde zur Rolle von Intelligenz und Vorwissen beim Lernen waren für Sie möglicherweise überraschend. Oder Sie sehen einige der Forschungsergebnisse kritisch in Bezug auf Schule und Unterricht. Welche Forschungsfragen ergeben sich daraus (z.B. für Ihr nächstes Praktikum)? Und wie können Sie diese Fragen beantworten?
Interessant für eine Forschung über dieses Thema wären zum Beispiel die Fragen: „Was können Lehrkräfte im Unterricht tun, um die Heterogenität von unterschiedlichem Vorwissen und Intelligenz der Kinder besser auszugleichen?“, oder: „Wie können Lehrkräfte sich effektiv einen Überblick über das Vorwissen ihrer Lerngruppe verschaffen, um den Unterricht daraufhin optimal vorzubereiten?“
Um diese Fragen zu beantworten, würde es sich anbieten anknüpfend an eine ausführliche Recherche in einer Praktischen Forschung die recherchierten Methoden zu testen, die Ergebnisse zu vergleichen und daraufhin zu interpretieren.
Literatur
Gruber, H., Stamouli, E. (2020). Intelligenz und Vorwissen. In: Wild, E., Möller, J. (eds) Pädagogische Psychologie. Heidelberg: Springer.
Heinzel, F. (2008) Umgang mit Heterogenität in der Grundschule. In: Ramseger, Wagener (Hrsg.) Chancengleichheit in der Schule. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
1.
Der Blogbeitrag zeigt wie wichtig es ist, dass Lehrer die verschiedenen Intelligenzstufen und das unterschiedliche Wissen ihrer Schüler beachten (vgl. Gruber, 2020, S. 28). Besonders Zu beachten finde ich, dass das Wissen der Schüler durch ihr soziales Umfeld beeinflusst wird und einen großen Einfluss auf ihren Lernerfolg hat (vgl. Heinzel, 2008, S. 133). Auch wenn Intelligenz und Wissen unterschiedlich sind, sind sie eng miteinander verbunden und zusammen die Grundlage für erfolgreiches Lernen bilden (vgl. Gruber, 2020, S. 2).
Die Forschung zur Intelligenz zeigt, wie schwierig es ist, dieses Thema vollständig zu verstehen (vgl. Gruber, 2020, S. 29), während ich durch den Beitrag auch verstanden habe, dass ausreichendes Wissen wichtig ist, um in der Schule gut Probleme lösen zu können.
2.
Ich finde es sehr gut, dass wir in dieser Ringvorlesung die Möglichkeit haben, unsere bisherigen Erfahrungen aus der Praxis mit den Inhalten der Seminare zu verknüpfen und dadurch neue Erkenntnisse zu gewinnen. Ich konnte dieses Thema auch mit meinen eigenen Erfahrungen vergleichen und mir ist besonders aufgefallen, dass Kinder aus verschiedenen Praktika und somit aus verschiedenen Schulen den Unterricht unterschiedlich angehen.
Im Vergleich von Kindern einer Grundschule in Gröpelingen zu denen aus einer Grundschule in Horn habe ich gemerkt, dass die Einstellung zum Unterricht und der Wert von Bildung und Schule unterschiedlich war. Das wurde mir durch den Kontakt mit den Familien der Kinder („soziales Umfeld“ (*vgl. Gruber, 2020, S. 28*)) bei beiden Schulen sehr klar.
Während des Unterrichts haben jedoch beide Klassen motiviert teilgenommen, was mir zeigt, dass trotz unterschiedlicher Voraussetzungen ein guter Unterricht eine wichtige Rolle spielt um alle Schüler fördern zu können. Dementsprechend stimme ich Hannah zu, dass guter Unterricht dazu beitragen kann unterschiedliche Ausgangslagen auszugleichen.
3.
Wir haben bisher in vielen Vorlesungen Heterogenität auf verschiedenen Themengebieten kennengelernt und auch dieses Thema führt wieder sehr gut zum dem Thema der Ringvorlesung. Wir sollten den Fokus in der Unterrichtsplanung stark auf die unterschiedlichen Vorerfahrungen legen und alle Kinder dort abholen wo sie gerade stehen und mit den Mitteln fördern, die ihnen zu Verfügung stehen. Es ist die Aufgabe einer Lehrkraft die Teilhabe für alle Schülerinnen und Schüler zu fördern um allen ein selbstbestimmtes und chancengleiches Leben zu ermöglichen.
Nachtrag:
Quellenangaben:
Gruber, H., Stamouli, E. (2020). Intelligenz und Vorwissen. In: Wild, E., Möller, J. (eds) Pädagogische Psychologie. Heidelberg: Springer.
Heinzel, F. (2008) Umgang mit Heterogenität in der Grundschule. In: Ramseger, Wagener (Hrsg.) Chancengleichheit in der Schule. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.