Blogbeitrag RVL 08 – Leistungsheterogenität – Ursachen, Symptome und Umgang
1.Welche Zusammenhänge zwischen der Leistungsheterogenität von Kindern und dem Einfluss von Lehrerinnen und Lehrern auf die schulischen Lernleistungen sind für Sie heute deutlich geworden?
Die Leistungsheterogenität von Kindern und der Einfluss von LehrerInnen auf diese sind, wie wir diese Woche gelernt haben, eng miteinander verbunden. Leistungsheterogenität bedeutet, dass SchülerInnen unterschiedliche Leistungsniveaus, Lernbedürfnisse und Lerngeschwindigkeiten haben. Lehrkräfte stehen vor der Herausforderung, diese Vielfalt und Individualität der Kinder zu berücksichtigen und diese Heterogenität in ihrem Unterricht zu bedenken (vgl. RVL 08, Folie 32 ff.). Differenzierte Unterrichtsmethoden, wie flexible Gruppierungen und individualisierte Aufgaben, helfen dabei, den verschiedenen Leistungsniveaus gerecht zu werden. Die Lehrkräfte müssen ein hohes Maß an pädagogischem Wissen mitbringen und selbst in ihrer Ausbildung vermittelt bekommen, damit sie die Kinder im Lernalltag am Ende gut fördern können. Auch Wissen über Diagnostik ist essentiell für die Wahrnehmung von Leistungsheterogenität in der Lerngruppe (vgl. Karst, 2021, S. 37 f.).
„Denn die Diagnose lernrelevanter Merkmale von SchülerInnen ermöglicht der Lehrkraft einen objektiven Blick auf den Lernstand einzelner SchülerInnen und damit auch auf die leistungsbezogene Heterogenität der Klasse.“ (Karst et.al, 2021, S.37)
Auch an dem Diagramm auf der Folie 37 der Veranstaltungsfolien von dieser Woche kann man den Einfluss der LeherInnen auf die Leistungsheterogenität von SchülerInnen gut erkennen. Das Diagramm stellt die verschiedenen Faktoren da, die Einfluss auf die Leistungen der SchülerInnen nehmen. Neben den Kategorien Schule (10%), Lernende (17%), oder Elternhaus (14%), beträgt der Einfluss der Lehrpersonen hier den höchsten Prozentanteil mit 21% (vgl. RVL 08, Folie 37).
Katrin Liebers schreibt in ihrem Buch: „Leistungsheterogenität in der Grundschule: Umgang mit Vielfalt im Unterricht“ sogar, dass Leistungsheterogenität nicht einfach eine Heterogenitätskategorie unter vielen ist, mit denen Lehrkräfte in ihrem Berufsalltag zu tun haben, sonders dass die Leistungsheterogenität die fundamentalste von allen ist. Sie tangiere, laut ihr, sogar die „Grundfeste unserer Gesellschaft“ (vgl. Liebers, 2023, S. 12)
2.Welche Handlungspraxen im Bereich Leistungsbeurteilung haben Sie in Ihren bisherigen Praxisphasen und aus der eigenen Schulbiografie kennengelernt und inwieweit würden Sie die anerkennende Berücksichtigung der Leistungsheterogenität darin als angesprochen beschreiben?
Bisher habe ich in meiner eigenen Schulzeit und in den vergangenen Schulpraktika hauptsächlich standardisierte Leistungsbeurteilungsverfahren durch Noten kennengelernt. Diese bieten allerdings nicht viel Raum für Individualität und berücksichtigen oft die Heterogenitätskategorien einer Lerngruppe nicht ausreichend. Eine Ausnahme bildet in meiner Schulbiografie die Leistungsbeurteilung in der Sekundarstufe 1, von der 5. Bis zur 10. Klasse Ich habe zu dieser Zeit eine Integrierte Gesamtschule i Niedersachsen besucht. Dort gab es so genannte „LEB“. Das steht für Lernentwicklungsberichte. Dieses Konzept soll (auch laut der Schulwebsite) eine stärkenorientierte Alternative zu normalen Noten und Zeugnissen darstellen. Es gibt also in der Zeit der Sekundarstufe 1 für die SchülerInnen keine „normale“ Benotung in Ziffern, sondern sehr ausführliche Berichte in denen differenziert auf die Leitungen der SchülerInnen eingegangen wird. Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen, dass dieses Konzept tatsächlich gut funktioniert und die SchülerInnen deutlich individueller bewertet werden können. Auf die Leitungsheterogenität kann besser eingegangen werden. Außerdem können Problemen wie starkem Leistungsdruck oder SchülerInnen, die sich untereinander vergleichen damit in der Tat entgegengewirkt werden.
3.Wie positionieren Sie sich zu der Aussage von Hiller als angehende Lehrer*in und welche möglichen Forschungsfragen wären für Sie relevant, um seine Position empirisch weiter zu verfolgen?
Der Aussage von Hiller möchte ich hier nicht in Gänze zustimmen. Es ist mit Sicherheit noch immer ein großes Problem in Schulen, dass es Lehrkräfte und ganze institutionelle Konzepte gibt die „starr“ zu sein scheinen, gegenüber manchen Kindern Vorurteile haben und dementsprechend nicht fair und gut unterrichten. Doch es gibt auch Schulen und LeherInnen bei denen dies nicht der Fall ist. Damit möchte ich nicht sagen, dass Hiller in seiner Aussage kein wichtiges Thema anspricht, oder das es keinen Entwicklungsbedarf in diesem Punkt im System gibt. Nur dass es denen, die bereits alles Erwünschte umsetzten, hier auch nicht gerecht wird.
Um seine Position weiter empirisch zu erforschen wäre es zum Beispiel interessant sich zu fragen ob und inwieweit sich die Einstellung von LehrerInnen gegenüber SchülerInnen aus sozialschwächeren Milieus, auf die Leistungen der SchülerInnen auswirken kann.
Literatur
Karst, Karina et.al. (2021): Lehrer*innenbildung im Kontext leistungsbezogener Heterogenität und Mehrsprachigkeit von Schüler*innen, Waxmann: Münster
Liebers, Katrin (2023): Leistungsheterogenität in der Grundschule: Umgang mit Vielfalt im Unterricht, Kohlhammer: Stuttgart, Aufl. 1
Veranstaltungsfolien RVL 08