Weltraumbahnhof in der Nordsee?

Die deutsche Wirtschaft plädiert für einen Weltraumbahnhof in der Nordsee für das Starten von kleineren Trägerraketen mit einer Nutzlast von bis zu einer Tonne, etwa für Satelliten. Die Startplattform soll in Form eines privatwirtschaftlichen Betreibermodells mit staatlicher Unterstützung errichtet werden. Die Bundesregierung erwägt das Konzept des Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) zu prüfen. Diese Meldung beschäftigt sich auf den ersten Blick nicht viel mit dem Standort Bremen, jedoch sind mit Airbus und OHB zwei große Luftfahrtunternehmen in Bremen vertreten.

So könnte ein Startplatz in der Nordsee aussehen: Bis 1988 hat Italien die San-Marco-Plattform vor der Küste Kenias betrieben, die aus zwei ausrangierten Bohrinseln bestand. Das Bild aus dem Jahr 1974 zeigt sie mit einer Scout-B1-Rakete. (NASA) (Quelle: Weser-Kurier)

“Eine deutsche Startplattform ist technisch machbar, strategisch und wirtschaftlich sinnvoll”, heißt es. Die Realisierung sei eine politische Entscheidung und keine technische Frage. Ein deutscher Startplatz sollte allen europäischen und internationalen Partnern zur Nutzung offen stehen. Raumfahrt sei für die gesamte deutsche Industrie von zentraler Bedeutung, heißt es in dem Konzept-Papier.

Es gebe drei private Hersteller von sogenannten Microlaunchern in Deutschland, die 2021/22 auf den Markt kommen sollten. Keines der drei Unternehmen verfüge aber über einen vertraglichen Startplatz in Europa, heißt es. Die Machbarkeitsanalyse einer Firma komme zu dem Ergebnis, dass eine mobile Startplattform in der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone der Nordsee für den Start von kleinen Trägerraketen in “polare- und sonnensynchrone Orbits” geeignet sei.

Laut “Handelsblatt” würde ein Startplatz auf einer Plattform in der Nordsee den Bund rund 30 Millionen Euro kosten. Die größten Probleme würden laut Gesprächsverlauf vermutlich politische und regulatorische Frage aufwerfen. Unter anderem planten auch die EU- und NATO-Partner Schweden und Norwegen bereits solche Startrampen.

Was haltet ihr von dem Plan? Die Fragen nach der Abstimmung mit der EU und NATO dürften neben den Kosten wohl am meisten Einfluss haben.

Quellen:

2 Gedanken zu „Weltraumbahnhof in der Nordsee?

  1. Das wäre für die Bremischen Häfen als potentieller Logistikstandort für die Startplattform natürlich wirklich ein echtes Alleinstellungsmerkamal, auch wenn der tatsächliche Umschlag kaum ins Gewicht fallen dürfte.

    Interessanter ist der Vorschlag und die Positionierungen verschiedener Akteure (z.B. BDI) meiner Meinung nach aus innovations- und wirtschaftspolitischer Perspektive. Das Beispiel zeigt ganz gut, wie sehr Innovationsprozesse auf staatliche Infrastruktur und Forschungsförderung angewiesen sind (das ist auch die zentrale These im Buch “The Entrepreneurial State” von Mariana Mazzucato).

  2. Die mögliche Startplattform wird nun konkreter in der (Bremer) Politik diskutiert. So unterstützt die Hafensenatorin Dr. Schilling das Vorhaben und betont, dass der Bremer Sentat die Machbarkeitsstudie unterstützen wird und dass sie sich für eine Förderung bei der Bundesregierung einsetzt. Jedoch gibt es auch Kritik seitens der Grünen und Linken. https://www.butenunbinnen.de/nachrichten/politik/raumfahrt-bremen-bremerhaven-100.html

    Auf eine Anfrage der FDP antwortete die niedersächsische Landesregierung durch den Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU): “Detaillierte Projektvorschläge sind der Landesregierung nicht bekannt“. Niedersachsens Grüne kritisieren das Projket jedoch aufgrund von Umweltschutzbedenken. https://www.weser-kurier.de/bremen/bremen-wirtschaft_artikel,-niedersachsens-regierung-hat-noch-keinen-plan-vom-weltraumbahnhof-in-der-nordsee-_arid,1933901.html

    Die FDP hatte das Thema für die heutige Bürgerschaftssitzung als Thema vorgeschlagen. https://www.butenunbinnen.de/nachrichten/politik/bremerhaven-raketenstarts-nordsee-buergerschaft-100.html

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