Um auf die Bedeutung der Arbeit von Seeleuten und auf ihre besonderen Herausforderungen hinzuweisen, beteiligen sich die Bremer Häfen an einer weltweiten Aktion der Schifffahrt. Diese finden heute am 1. Mai statt und soll insbesondere in der Zeit der Corona-Pandemie darauf aufmerksam machen, dass die Besatzungen der Schiffe eine großartige Leistung erbringen, um den weltweiten Handel aufrechtzuerhalten.
Auf Twitter wird unter #HerosAtSeaShoutOut über diese globale Aktion berichtet, zu der die International Transport Worker’s Federation (ITF) und die International Chamber of Shipping (ICS) – also Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände – gemein für den internationalen Tag der Arbeit aufrufen.
Tatsächlich sind die Arbeitsbedingungen in der Schifffahrt selten im öffentlichen Rampenlicht, obwohl es sich um einen sehr interessanten und internationalen Arbeitsmarkt handelt. In der Coronakrise haben sich die ohnehin oft prekären Arbeitsbedingungen nochmals verschlechtert. Ein besonderes Problem ist, dass einige Schiffe wegen geringer Nachfrage einfach irgendwo vor Anker gehen und die Arbeiter*innen nicht mehr nach hause kommen (#abandonedseafarers). Die ITF hat eine Reihe von Forderungen zur Verbesserungen der Arbeitsbedingungen auf ihrer Website veröffentlich. In Lerneinheit 9 beschäftigen wir uns nochmal genauer mit den maritimen Arbeitsbeziehungen.
Bezüglich der aktuellen Situation einer Schiffscrew hat das ZDF einen interessanten Videobeitrag. Hierbei handelt es sich um die Crew des Containerschiffs “Essen Express”, welches im Januar aus Genua in Richtung Asien ablegte. Seitdem haben sich die Arbeitsbedingungen stark verändert: tägliches Fiebermessen, Schutzausrüstung und möglichst wenig Kontakt zum Hafenpersonal.
https://www.zdf.de/nachrichten/heute/videos/corona-pandemie-schiffscrew-see-100.html
Wie die Crews in den Häfen versorgt werden zeigt ein weiterer ZDF Videobeitrag. Mitarbeiter des Seemannsclub Duckdalben (https://duckdalben.de) der Deutschen Seemannsmission im Hamburger Hafen versorgen die Seeleute mit Care-Paketen, da der Club und Shop momentan geschlossen sind.
https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/coronavirus-schifffahrt-hamburger-hafen-100.html
Die Deutsche Seemannsmission (https://www.seemannsmission.org/) ist eine evangelische Seelsorge- und Sozialeinrichtung für Seeleute. Sie betreibt mit ihren Mitgliedsvereinen 32 Stationen im In- und Ausland, in denen über 700 haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter tätig sind (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Seemannsmission).
Ich habe gerade einen ausführlichen und sehr interessanten Blogpost von Laleh Khalili über die Situation von Schiffscrews in der Coronakrise gefunden: https://www.versobooks.com/blogs/4692-abandoned-at-sea-sailors-and-covid-19
Khalili orndet darin die aktuelle Krise historisch und politökonomisch ein und schreibt auch über das Problem der abandoned ships. Sehr lesenswert!
Danke für diesen interessanten Einblick! Mir war nicht bewusst, dass bis zu 100.000 Schiffsleute noch an Bord von Frachtschiffen auf ihre Heimreise warten und das ca. 40.000 von diesen aus Indien stammen.
Auch bezüglich der medialen Berichterstattung rund um die Kreuzfahrtschiffe möchte ich dem Blogpost zustimmen. Nach meinem Eindruck wurde eher über die infizierten Passagiere als über das infizierte Personal berichtet.
Ja finde ich auch. Auf ihrer Website schreibt Laleh Khalili, dass es mittlerweile bis zu 150.000 Schiffsleute sind, dieauf Schiffen festhängen