Im Rausch (SL_B4)

Das erste mal, das ich mit Rauschmitteln in Kontakt gekommen bin, war als ich meine Freundin zuhause besuchte und ihr Mutter rauchend auf der Terrasse saß. Ich hasste den Geruch, ließ es mir auch anmerken, was sie im Gegenzug zum Lachen brachte. Zigaretten sind so allgegenwärtig, man vergisst mal schnell wann man eigentlich angefangen hat sie nicht mehr als unangenehm wahrzunehmen. Ich kenne niemanden der Zigarettengeruch gut fand, als er/sie ihn zum ersten Mal gerochen hat.
Das nächste mal war, als auf einmal alle eine Shisha wollten. Das war erst mal nicht so schlimm, die rochen ja gut. Nach künstlicher Wassermelone und künstlichem Apfel und künstlichen Erdbeeren. Mein Hals kratzte aber trotz der Wassermelone immer am nächsten Morgen wie blöd. Ich rauchte  trotzdem weiter mit, weil es ja alle anderen auch machten.
Das war im Sommer. Ich kaufte mit sogar mit einer Freundin zusammen eine eigene Shisha und fühlte mich sehr erwachsen. Nach diesem Sommer hab ich sie nie wieder gesehen oder benutzt. Damit war die Geschichte zwischen dem Rauchen und mir mehr oder weniger beendet.
Zur ähnlichen Zeit fingen außerdem alle an, Alkohol zu trinken. Das tue Ich auch bis heute, obwohl eine kleine Stimme in meinem Hinterkopf immer sagt “irgendwann hör ich ganz damit auf”.

Diese legalen Rauschmittel sind die, die welche uns vielleicht am ehesten einfallen wenn wir darüber nachdenken.

Es brauchte eine Weile für mich um zu realisieren, das ich während dieser ganzen Zeit, einem weiterem Rauschmittel verfallen war.
Musik.

Musik kann und in eine Trance versetzen, genau so wie andere Rauschmittel. Allerdings schadet sie deinem Körper um einiges weniger und auch der Suchtfaktor ist nicht ganz so schlimm.
Musik spielt mit unseren Emotionen, schmeißt sie in die Luft, wirbelt sie im Kreis, betäubt unsere Sinne. Dann lässt sie sie fallen und auf dem Boden liegen, ertränkt sie in Tränen und Wut. Reicht ihnen eine helfende Hand und stützt sie auf, mit warmen Berührungen und Worten.
Musik versteht uns, ist immer für uns da, besonders in heutiger Zeit mit Musik Apps, online Browsern und Entertainment Plattformen, in Filmen und Videoclips. Sie ist in Supermärkten, auf dem Weg zur Schule/ Uni/ Arbeit, in Wartezimmern, auf Märkten und in manchen Restaurants. Musik versteht uns. Und wir verstehen Musik.
Wir wissen, wenn wir feiern wollen, wird wilde Musik gespielt, die zum Tanzen anregt. Wenn wir alleine gemütlich zuhause sind, hören wir ruhige Musik ind wenn sir traurig sind, hilft uns langsame Musik unsere Emotionen auszudrücken und manchmal über sie hinweg zu kommen. Wir entscheiden welche Musik uns wohin begleitet. Aber eben doch nicht immer. Musik versteht uns, aber wir verstehen eben auch Musik.
Werbung ist mit Musik hinterlegt, die uns nostalgisch macht, zum Kaufen anregt, in Supermärkten gibt es eine genau Lautstärke und populäre Songs, die genutzt werden um unser Kauferlebnis so angenehm wie möglich zu machen, in der Hoffnung das wir mehr kaufen und wiederkommen wenn wir mehr brauchen. Und es funktioniert. Filmemacher*innen wissen genau welche Musik, wann gespielt werden muss, um uns voll und ganz in den kreierten Welten versinken zu lassen (in den meisten Fällen zumindest…).
Musik kann eine ganze Situation verändern.

Selbstexperiment: Schau eine Filmszene deiner Wahl erst ohne Musik und dann mit an. Erst mit musik, die deines Ermessens nach gut zu Szene passt, dann mit Musik die nicht dazu passt, oder einfach in einem ganz anderen Genre liegt.

Bilder, gepaart mit Musik, bringen unsere Emotionen auf ein höheres Erlebnis als ohne Musik. Wir werden mit zwei Sinnen anstatt einem in die Szene gezogen. Das funktioniert auch im echten Leben. Eine Busfahrt hat ein anderes Gefühl wenn man sich die vorbeifliegende Landschaft zu Musik ansieht.

Musik ist das beste Rauschmittel, sie ist Immer für uns da und es ist unsere Entscheidung wie sie uns fühlen lassen soll. Es gibt so viele Möglichkeiten sie Maßzuschneidern. Wenn nicht sogar selber komponiert wird, hat es eine andere Person sicher schon vor uns gemacht und wir müssen sie nur finden. Und selbst dann ist es eine unglaublich persönliche Angelegenheit, weil sie so nah an unseren Emotionen liegt, uns so leicht fühlen lassen kann.

Und das ist es ja was wir mit anderen Rauschmitteln erreichen wollen, diese Leichtigkeit, Freiheit, manchmal Pause von der Welt. Musik schafft das mit einem Klick und am Ende findet man sogar noch Gleichgesinnte, die genauso in der gleichen Musik aufgehen.

Musik versteht uns, wir verstehen Musik.
(übrigens liest sich dieser Text so viel besser während man Musik hört 😉 )

 

 


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