Mit 27 Jahren stieg sie aus dem Flugzeug, hochschwanger, in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Nicht nur für sich, sondern auch für ihr ungeborenes Kind. Ihr Koffer war gefüllt mit Kleidung, die anders aussehen würde, als die der Anderen. Ihre bisherige Sprache würde hier nicht verstanden werden. Der Aberglaube, dem sie viele Jahre geglaubt hatte, würde eher belächelt als akzeptiert werden. Sie würde Feste feiern, von denen die anderen keine Ahnung hatten. So vieles trug sie aus ihrem Heimatland mit sich, als sie aus diesem Flugzeug ausstieg und in ein Land trat, das ihr noch unbekannt war.
Im laufe der Zeit lernte sie Menschen kennen, die ihr dieses „neue“ Land zeigten, bis es schließlich nicht mehr so „fremd“ erschien. Sie begann eine Sensibilität für die Bräuche, Normen, Werte dieses Landes zu entwickeln, die sich von ihrer Heimat unterschieden. Sie passte sich an, manchmal bewusst, manchmal unbewusst. Irgendwann unterschied sie sich äußerlich nicht mehr von den anderen und nahm die Werte, Normen, Bräuche und Feste ihrer neuen „Heimat“ an, doch bewahrte die Einzigartigkeit ihrer eigenen Kultur. Sie sprach zu Hause die Sprache, kochte mit Freunden traditionelle Gerichte und hielt an Festen und Bräuchen fest.
Diese fiktive Geschichte einer eingewanderten Frau spiegelt das Leben vieler Menschen wider. Aus verschiedenen Gründen, treffen Menschen die Entscheidung, ihre Heimat zu verlassen. In der Kulturwissenschaft sind Integration und Anpassung große Themenbereiche, jedoch reicht es nicht aus, dies aus einseitiger Perspektive zu betrachten. Es braucht einen multiperspektivischen Blick auf kulturelle Phänomene, um Anpassung und Integration besser verstehen zu können.
Das weiterdenken und nicht „in Schubladen“ packen, das ist der Grund, weshalb ich es für wichtig halte Kulturwissenschaftlich zu arbeiten.
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