In der neunten Ringvorlesung mit dem Titel „Heterogenitätskategorie Geschlecht/ Gender in der Schule“ – gehalten von Christoph Fantini – haben wir etwas über die Wahrnehmung von Geschlecht bzw. Gender in der Schule gelernt. Der Fokus lag dabei auf SuS und dem Lehrpersonal.
Zunächst wurden historische Aspekte beleuchtet: so wurde wurde die Koedukation (also die gemeinsame Unterrichtung von Jungen und Mädchen) erst in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ernsthaft diskutiert – und zwischen den 1950er- und den 1970er-Jahren in allen Bundesländern eingeführt.
Ein besonders interessantes Spannungsfeld ist die Inszenierung und Zuschreibung von Gender in der Schule; so gelten Mädchen nach wie vor in MINT-Fächern als benachteiligt. Und die Aufstiegsmöglichkeiten von weiblichen Lehrkräften sind oft geringer als die der männlichen Kollegen. Einen Gegensatz dazu zeigen die Zahlen der Schulabgänger*innen; 2007 machten in den alten Bundesländern 30,2 % der Schülerinnen ohne Migrationshintergrund ihr Abitur. Bei den Schülern waren es nur 23,1%. Interessant ist der Vergleich von SuS mit Migrationshintergrund: in dieser Gruppe machten 10,5% der Schülerinnen, aber nur 7,5% der Schüler ihr Abitur. Obgleich die Genderthematik uns alle betrifft und uns in unserem Verhalten und unseren Entscheidungen – meist unbewusst – beeinflusst, spielt das Heterogenitätsfeld der Herkunft ebenfalls eine große Rolle im Bildungskontext.
In meiner eigenen Laufbahn als Lehrer möchte ich gern ein Fokus auf die verschiedenen Heterogenitätskategorien legen; ein*e gute*r Lehrer*in ist sensibel für die individuellen Merkmale seiner SuS und ist sich der Spannungsfelder bei seiner*ihrer täglichen Arbeit und der Bewertung bewusst. Einen empirischen Nachweis von Ungleichbehandlung kann aber nur die Forschung liefern.
Was ich in dieser Vorlesung vermisst habe: es wurde von einer dichotomen Geschlechterrealität ausgegangen; tatsächlich gibt es zwischen männlich und weiblich aber noch viele andere Geschlechter. Eine ausführliche Behandlung dieser Thematik hätte den Rahmen der Vorlesung aber sicherlich gesprengt..