Beobachtungsprotokoll: Terminvereinbarung im Altersheim (Thees)

Ich entschließe mich schon an der Ampel auszusteigen und direkt zum Altersheim zu laufen. Nachdem ich Mama erklärt habe, was ich überhaupt im Altersheim will, lasse ich sie alleine im Auto und gehe auf das von mir nur 100 Meter entfernten Altersheim zu. Ich hatte im Voraus mit Anna und Merle abgesprochen, dass ich versuchen will einen Termin mit der Leitung zu vereinbaren, um ein Interview mit einer der Senioren zu führen.

Kurz vor dem Eingang kommen mir eine erwachsene Frau und eine ältere Dame entgegen. Die noch junge Frau schiebt einen Rollstuhl vor sich her, in der die ältere Dame sitzt. Sie sprechen Russisch miteinander.  Ich setze mir meine FFP2-Maske auf die ich aus meiner rechten Jackenseitentasche hervorziehe. Direkt am Eingang sitzen drei Senioren auf ihren Rollatoren und rauchen Zigarette. Ich Begrüße sie mit einem lächeln und wünsche Ihnen einen Guten Tag. Sie erwidern meinen Gruß, dennoch kann ich in ihrem Blick einen Fragwürdige Ausdruck erkennen. Während ich durch die automatisch öffnende Schiebetür gehe, denke ich darüber nach, dass die Senioren wohl eher selten junge Erwachsene bei sich hier, in diesem Zuhause zu Gesicht bekommen. Mit dem Eintreten in das Gebäude kommen mir sechs Senioren entgegen, die wohl gerade aus der Cafeteria gekommen sind. Ein älterer Mann berichtet einem der anderen Senioren, wie gut doch das Essen heute geschmeckt hat. Ich laufe an ihnen vorbei, direkt zum Empfang um mich anzumelden. Hinter einer großen Plexiglasscheibe sitzt eine junge Frau, die in Papierunterlagen wühlt und gleichzeitig am telefonieren ist. Auch sie trägt eine Maske und eine weinrote Bluse. Mich verwundert die rote Bluse, da ich immer dachte, es gibt wie im Krankenhaus, auch im Altersheim Arbeitsklamotten. Mit einem kurzen Aufschauen, gibt sie mir zu verstehen, dass sie wohl gleich für mich Zeit hat. Ich schaue mich noch einmal um. Während ich warte fällt mir auf, was doch für ein Betreib auf dem Flur herrscht. Viele Bewohner des Altersheim laufen mit ihren Rollatoren oder zu Fuß in die am Eingang befindenden Fahrstühle oder in die Cafeteria.

Nach kurzer Erklärung, warum ich hier bin, verschwindet die Empfangsdame durch eine Tür in den hinteren Bereich und gibt mir nach kurzen Warten bescheid, ich sollte doch bitte kurz in der Warteecke platz nehmen, bis die Leitung mich abholt für ein Privatgespräch. Von meinem Platz aus habe ich einen guten Blick auf die komplette Eingangshalle. Links von mir ist die Cafeteria, aus der immer noch Senioren raus kommen oder hinein verschwinden.  Direkt vor mir, der Empfang, an der sich die Empfangsdame ihrer Arbeit wieder widmet. Über dem Empfang ist eine Uhr an der Wand angebracht, an der ich mich vergewissere, wie spät es ist. 14:00 Uhr zeigen die Zeiger an. Aus Reflex ziehe ich mein Handy aus meiner Hosentasche, lege es aber direkt wieder zurück. Ich schaue mich um und fange an zu beobachten.

Eine alte Dame taucht auf und stellt sich an den Empfang. Sie und die Empfangsdame müssen sich gegenseitig regelrecht anschreien. Mit wenig Mühe kann ich aus dem Gespräch entnehmen, dass die ältere Dame versucht ihre Telefonrechnung zu bezahlen. Gleichzeitig stellt sich ein älterer Mann hinter die ältere Dame am Empfang an. Mit einer doch eher unfreundlichen Bemerkung gibt er ihr zu verstehen, dass sie doch Platz machen soll. Die Dame ruft laut „WAS“ und der Mann wiederholt seine Bemerkung. Währenddessen der Mann eine Packung Kekse kauft, ist die ältere Dame damit beschäftigt ihr Wechselgeld in ihren Geldbeutel zu verstauen.  Zuerst will sie ihr Restgeld der Empfangsdame schenken, wird aber freundlich zurückgewiesen, auch weil es doch ein hoher Betrag ist.

Ein von mir eingeschätzter, etwa achtzig jähriger Mann kommt aus dem Flur in die Empfangshalle gelaufen. Eine Pflegerin folgt ihm. Der Mann sagt zu der Pflegerin, er möchte doch gerne nach Hause gehen. Die Pflegerin antwortet ihm, dass er doch zu Hause sei, legt ihren Arm um seinen und begleitet ihn wieder zurück in sein Zimmer. Währenddessen ich weiter warte, merke ich nicht viel von der jetzigen Corona Situation innerhalb des Gebäudes. Bis auf die große Plexiglasscheibe am Empfang und den getragenen Masken der Pfleger*innen, fällt mir nichts großartiges auf. Die meisten Senioren*innen selbst, tragen keine Maske und der Mindestabstand wird auch nicht untereinander eingehalten. Vielleicht zählt jeder einzelne der Bewohner*innen als Teil einer Hausgemeinschaft?!

Ich vergewissere mich erneut nach der Uhrzeit. Fünfzehn Minuten sind jetzt vergangen. Ich frage mich, wie lange es wohl noch dauern wird. In diesem Moment öffnet sich neben dem Empfang die Tür und eine etwa ende zwanzig jährige Frau kommt heraus. Sie trägt einen schwarzen Blazer, mit einer dunkelblauen Jeans und schwarzen halbhohen Hackenschuhe. Sie begrüßt mich freundlich und ich begleite sie in Ihr Büro.

Auf dem Schreibtisch der jungen Frau steht eine Weinflasche, mit einer Karte daneben liegend. Sie lächelt mich an und gibt mir mit einer humorvollen Art zu verstehen, dass sie während dieser Zeit ab und zu einen Schluck gebrauchen könnte. Ich lächele zurück und nehme gleichzeitig Platz auf den Stuhl neben ihrem Schreibtisch. Von der Idee, ein Interview mit einer der Senioren zu führen ist sie scheinbar nicht abgeneigt. Dennoch müssen wir das Interview  wohl über Skype führen, erklärt sie mir. Zwar haben sie noch keine Corona Fall gehabt, müssten sich aber auf kommende Situationen vorbereiten. Mit einer Ihrer Visitenkarten in meiner Jackentasche, verabschiede ich mich und bedanke mich für ihre Zeit.

 

Exposé: Generation and the Pandemic

Vor genau hundert Jahren endete einer der größten Pandemien der Menschheitsgeschichte. Von 1918 bis 1920, waren bis zu 50 Millionen Menschen Weltweit an der spanischen Grippe gestorbenen. Schätzungen betrugen eine Anzahl von 500 Millionen Infizierte. Heute stehen wir vor einem neuen Virus, dass unser Leben verändert und uns alle im unklaren lässt.

Seit letztem Jahr bringt das Corona Virus, Länder auf der ganzen Welt an die Grenzen ihrer medizinischen und logistischen Kapazitäten. Öffentliche Einrichtungen müssen schließen, die Menschen sind gezwungen von zu Hause aus zu arbeiten und nur im äußersten Notfall raus zu gehen. Der Kontakt zu Freunden und Familienmitgliedern muss eingestellt werden und die Weihnachtszeit ist uns dieses Jahr so fremd gewesen, wie noch nie zuvor. Deswegen möchten wir auch Weihnachten in unser Thema mit einfließen lassen. Mit Beiträgen zum Weihnachtsfest wollen wir zeigen, dass es für die Meisten dieses Jahr komisch war, aber trotz allem  können durch ungewohnte und ungeplante Situationen auch schöne Erlebnisse entstehen.

Mit Beginn unseres Studiums haben auch wir mit drastischen Veränderungen lernen müssen umzugehen. Vorlesungen und Seminare werden online über Zoom gehalten und das zuvor so selbstverständliche Kennenlernen und miteinander Arbeiten, findet ausschließlich vor dem Laptop statt.  Das ließ uns auf die Frage stoßen, wie wohl die Veränderungen des Alltags in der Gesellschaft zu beobachten sind?! Hierfür ist es uns wichtig mit verschieden Altersgruppen in Kontakt zu treten und uns mit ihren Alltag und den verbundenen Veränderung durch Corona zu beschäftigen. Somit beschäftigt sich unsere Fragestellung: Inwiefern hat sich der Alltag von verschiedenen Altersgruppen, durch die Pandemie verändert ? Wo entstehen Unterschiede oder Gemeinsamkeiten?  Diese wollen wir durch den Vergleich der Antworten auf spezifische Fragen feststellen. Wir werden unsere Fragen an drei Themen entlang orientieren: Versorgung, sozialer Kontakt und Freizeit bzw. Hobbies.

Erste Kontakte zu potentiellen Gesprächspartnern haben wir bereits Anfang Januar geknüpft. Uns ist es wichtig eine große Bandbreite an Ergebnissen zu finden und möchten dahingehend, auch innerhalb der verschiedenen Altersgruppen differenzieren. Was für Veränderungen treten beispielsweise im Alltag von Bewohnern eines Altersheim auf und wodurch unterscheiden sich diese bei allein lebenden Senioren. Auch mit  Berufstätigen und Schülern möchten wir sprechen und genauer auf die Situation ihres Alltags eingehen. Besonders hier wird es interessant sein, auf Veränderungen innerhalb einer Familie zu stoßen und diese mit anderen zu vergleichen.

Mit den Interviews werden wir voraussichtlich Anfang Februar beginnen. Um jedem Risiko aus dem Weg zu gehen, werden wir narrative Interviews über Plattformen wie Zoom oder Skype durchführen. Dabei wollen wir, wenn die Befragten zustimmen, alles mit einer Bildschirmaufnahme festhalten. Somit können wir in unserem Blog die narrativen Interviews nicht nur durch Texte, sondern auch mit Bild und Ton darstellen und interessanter gestalten.

Mit unserer Forschung möchten wir auf mögliche Unterschiede zwischen Generationen innerhalb der Gesellschaft und die durch die Pandemie herrschenden Veränderungen des Alltags, aufmerksam machen. Menschen die Möglichkeit zu geben über ihre Erfahrungen zu berichten und auf mögliche Probleme hinzuweisen, ist eins unserer Ziele. Mithilfe von technischen Hilfsmittel wollen wir unsere Ergebnisse festhalten und durch visuelle Bilder verdeutlichen.

 

Quelle: Wikipedia (2020): Spanische Grippe. URL:https://de.wikipedia.org/wiki/Spanische_Grippe [16.01.2021]