RV06 / Inklusive Pädagogik

RV 06 / Inklusive Pädagogik

Link vom ausgewählten Video : https://path2in.uni-bremen.de/themen/schule-aus-sicht-von-ehemaligen-schueler_innen/

Ich habe mich für das Interview mit Carina Kühne entschieden, weil es ein Thema behandelt, welches mich persönlich sehr interessiert. Carina Kühne, die das Down-Syndrom hat, spricht über ihre Schulzeit an einer Regelschule. Da ich inklusive Pädagogik studiere und derzeit den Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung belege, beschäftige ich mich intensiv mit diesen Themen. Dieses Interview bietet wertvolle Einblicke und praktische Erfahrungen, die mein Verständnis für die Inklusion von Menschen mit dem Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung in der Schule vertiefen.

Von besonderer Bedeutung ist die Inklusionsdefinition, die darauf abzielt, Hindernisse zu beseitigen und allen Schülern die Teilnahme zu ermöglichen (Booth, T./ Ainscow, M. (2011)). Carina berichtet allerdings von negativen Erfahrungen in ihrer Schulzeit, besonders in der Grundschule hat ihre Klassenlehrerin ihr das Lernen oft nicht zugetraut wurde und sie an vielen schulischen Aktivitäten nicht teilnehmen lassen oder sogar andere Aufgaben als der Rest der Klasse bearbeiten lassen hat. Das Verhältnis zu ihrer Klassenlehrerin war sehr schlecht. Die Klassenlehrerin wollte Carina auf eine Sonderschule verweisen, doch ihre Eltern setzten durch, dass sie die vierte Klasse wiederholen und anschließend eine Gesamtschule besuchen durfte. Dies erwies sich als Erfolg, da Carina an der neuen Schule viel besser ins Unterrichtsgeschehen eingebunden wurde und gute Noten erzielte (z.B. eine 1 in Englisch). An der Gesamtschule wurde ein Raum geschaffen, für das „Maximum an sozialer Teilhabe und ein Minimum an Diskriminierung“ ( Heinrich, 2013, s.74). Dies passt auch zu den theoretischen Ansätzen (Folie 3/RV06). Danach allerdings erzählt sie auch, dass der Einstieg ins Arbeitsleben schwierig war, da sie trotz vieler Praktika und Bewerbungen oft keinen Ausbildungsplatz fand, weil man ihr Potenzial nicht erkannte und sie vorverurteilte aufgrund des Down-Syndroms. Dies zeigt das der berufliche Weg von Betroffenen sehr schwierig sein kann und man oft nicht viel Unterstützung erhält. In der Vorlesung wird auch davon gesprochen, dass Schüler*innen mit Förderschwerpunkt kulturell und finanziell zu den ärmsten in Deutschland gehören. (Folie 5/RV06)

Meine persönlichen Praxiserfahrungen waren eigentlich immer recht positiv. Beim einen meiner Praktika habe ich eine/n Schüler/in mit Down-Syndrom in einer Regelschule kennengelernt. Die Integration funktionierte sehr gut: Er war gut eingebunden, nahm aktiv am Unterricht teil und konnte fast alle Aufgaben bearbeiten. Auch in meiner eigenen Schulzeit hatte ich Kontakt zu Kindern mit Förderbedarf an meiner Gesamtschule. Diese Schüler hatten viele Freunde, waren beliebt und gut in die Klassengemeinschaft integriert. Manche von ihnen waren in bestimmten Bereichen, wie Mathematik, sehr gut, während sie in anderen, wie dem Vortragen vor der Klasse, mehr Unterstützung benötigten. Diese Erfahrungen zeigen, dass Inklusion erfolgreich sein kann, wenn die richtigen Bedingungen geschaffen werden. Ich habe also komplett konträre Erlebnisse zu zumindest Carinas Grundschulzeit.

Das Interview mit Carina Kühne, die das Down-Syndrom hat, wirft wichtige Fragen für meine zukünftige Praxis als Lehrperson auf. Eine Frage wäre: Wie kann ich das Potenzial jedes Schülers erkennen und fördern, unabhängig von einem Förderschwerpunkt? Welche Methoden können mir dabei helfen und wie kann ich sicherstellen, dass alle Schüler an Aktivitäten teilnehmen können und die Aufgaben verstehen und bearbeiten können. Und wie kann ich meine eigene Einstellung reflektieren und diese auch verändern? Insgesamt ist es wichtig sich mit verschiedene Förderschwerpunkten auseinanderzusetzen um die einzelnen Herausforderungen der Schüler*innen zu verstehen, deswegen bin ich froh Inklusive Pädagogik zu studieren. Diese Fragen sind zentral, um allen Schülern faire Bildungschancen zu bieten und eine gute inklusive Lernumgebung für sie zu schaffen.

 

Literatur:

Heinrich, M., Urban, M., & Werning, R. (2013). Grundlagen, Handlungsstrategien und Forschungsperspektiven für die Ausbildung und Professionalisierung von Fachkräften für inklusive Schulen. In H. Döbert, H. Weishaupt (Eds.), Inklusive Bildung professionell gestalten – Situationsanalyse und Handlungsempfehlungen (S. 69– 146). Münster und Berlin: Waxmann

 

Booth, T./ Ainscow, M. (2011): Index for inclusion. Developing learning and participation in schools. London: Centre for Studies on Inclusive Education. [vgl. auch deutschsprachige Ausgabe von 2003 (Hinz/Boban) und 2017


Kommentare

Eine Antwort zu „RV06 / Inklusive Pädagogik“

  1. Avatar von Alysha
    Alysha

    Ich habe mir das Video von Carina Kühne zum Thema Schule aus Sicht von (ehemaligen) Schüler*innen ebenfalls angesehen, da mich das Thema auch sehr interessiert. Anders als du studiere ich jedoch nicht inklusive Pädagogik und beschäftige mich in meinem Studium daher nicht allzu intensiv mit der Thematik, weshalb ich durch das Video einen weiteren Einblick zur Inklusion von Menschen in Bezug auf die geistige Entwicklung erlangen und ein tieferes Verständnis aus einer anderen Perspektive entwickeln wollte.

    Ich stimme dir darin zu, dass Carinas Erfahrungen deutlich zeigen, wie entscheidend die richtigen schulischen Rahmenbedingungen und das Engagement der Lehrkräfte für eine erfolgreiche Inklusion sind.
    Carinas negative Erfahrungen in der Grundschule zeigen, wie wichtig es ist, Barrieren für Zugehörigkeit abzubauen. Die mangelnde Unterstützung und das fehlende Vertrauen ihrer Lehrerin führten zur Verhinderung ihre fachlichen Förderung, denn bei Inklusion geht es darum, dass Schüler nicht einfach nach Regeln oder Verwaltungsvorgaben gruppiert und unterrichtet werden, sondern dass ihr Unterricht und ihre Förderung auf ihre individuellen Fähigkeiten und Schwierigkeiten zugeschnitten sind (vgl. Schwager, 2004, S.19).
    Die Gesamtschule jedoch schaffte es, Carina fachlich zu fördern, während sie sozial eingebunden war. Dies zeigt, dass es möglich ist, hohe akademische Anforderungen zu stellen, ohne die soziale Eingebundenheit zu vernachlässigen. Das positive Schulumfeld ermöglichte ihr, in einem inklusiven Rahmen zu lernen und erfolgreich zu sein, denn Gesamtschulen betrachten meist die Idee der Integration und des gemeinsamen Unterrichts als eine Chance, um eine inklusive Bildungsumgebung zu schaffen und das Konzept einer „Schule für alle“ zu unterstützen (vgl. Hinz, 2006, S. 252).
    Außerdem verdeutlichen Carinas positive Erfahrungen an der Gesamtschule, dass gemeinsames Lernen eine große Chance für individuelles und kollektives Lernen bietet. Durch die Einbindung in den regulären Unterricht konnte Carina ihre Fähigkeiten weiterentwickeln und von der Interaktion mit ihren Mitschüler*innen profitieren.

    Ähnlich wie deine waren meine Praxiserfahrungen ebenfalls überwiegend positiv. Ich bin jedoch nicht in meinen Praktika damit in Berührung gekommen, ich konnte allerdings in meiner eigenen Grundschulzeit wertvolle Erfahrungen sammeln, da ich in einer Inklusionsklasse war. Diesbezüglich gab es in meiner Klasse, bzw. in unserer Nebenklasse, mehrere Schüler*innen mit Förderbedarf, darunter auch Kinder mit Down-Syndrom.
    Die Unterrichtsfächer Mathematik, Deutsch und Englisch wurden getrennt unterrichtet, während Fächer wie Musik, Sport, Kunst und auch das Frühstücken gemeinsam stattfanden. Die Integration funktionierte überwiegend gut, die Schüler*innen waren gut eingebunden, nahmen an Aktivitäten teil, haben sich untereinander gut verstanden und miteinander gespielt und erhielten, überwiegend jedoch von den Sonderpädagogen, individuelle Unterstützung, wo sie es benötigten. Es lassen sich daher einige vergleichbare Aspekte sowohl zu Carinas als auch zu deinen Erfahrungen erkennen, jedoch auch konträre.
    Während Carina in ihrer Grundschulzeit mit vielen negativen Erfahrungen konfrontiert war, habe ich überwiegend positives in meiner Grundschulzeit beobachten können.

    Diesbezüglich, vor allem in Bezug auf deine Feststellungen würde mich interessieren: Wie kann ich als Lehrperson mit Eltern und Sonderpädagog*innen effektiv zusammenarbeiten, um die bestmögliche Unterstützung für Schüler*innen mit Förderbedarf zu gewährleisten und welche Kommunikationsstrategien sind dabei besonders hilfreich?

    Literatur

    Hinz, Andreas; Mühl, Heinz (Hrsg.) (2006 ): Integration als Leitbegriff der Sonderpädagogik und als Kampfbegriff der Elternbewegung – kontroverse Auseinandersetzung, In: Pädagogik bei geistigen Behinderungen: Ein Lehrbuch für Studium und Praxis, W. Kohlhammer GmbH Stuttgart, S. 252.

    Schlager, Michael (2004): Die Überwindung der ´Zwei-Gruppen-Theorie´ als Indikator für Inklusion. Erfahrungen der Gesamtschule Köln-Holweide. Für den Integrationstag Sachsen-Anhalt, S. 19.

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