Potenziale und Risiken des „Online-Kommunizierens“
Im ersten Teil des letzten Moduls Sich austauschen möchte ich erläutern, wo ich für mich persönlich Potenziale und Risiken des Online-Kommunizieres sehe.
Einer der augenscheinlichen Vorteile des Kommunizierens über das Internet ist die Flexibilität und Spontanität. So hat man die Möglichkeit, nahe zu jeden zu jeder Zeit an jedem Ort zu erreichen. Hierbei fällt es auch deutlich leichter, z.B. Kommilitonen zu kontaktieren, da man keiner Handynummer bedarf, sondern sie einfach über soziale Netzwerke „anschreibt“. Außerdem können so auf unkomplizierte Art und Weise Gruppenarbeiten koordiniert werden, ohne sich zu treffen, wenn man beispielsweise synchrone Voice-over-IP-Dienste wie Skype nutzt. Erheblich vereinfacht werden Gruppenarbeiten durch das Online-Kommunizieren auch dahingehend, dass nicht nur Informationen ausgetauscht werden können, sondern über Anhänge auch Dateien. Nutzt man Dienste wie GoogleDrive, ist es sogar möglich, gleichzeitig an einem Dokument (z. B. einer Präsentation) zu arbeiten.
Durch Gruppenchatfunktionen, wie sie bei Facebook oder Whatsapp vorhanden sind, können auch mehrere Personen zur gleichen Zeit kontaktiert werden. Dadurch, dass ein großer Teil der Jugendlichen über mobiles Internet verfügt, werden aus ursprünglich asynchronen Diensten synchrone Dienste, sodass es keiner genauen Absprache mehr bedarf, wenn man sich mit Freunden trifft. Während „früher“ noch ein genauer Ort und eine genaue Uhrzeit im Voraus bestimmt werden mussten, werden diese heutzutage meist nur noch grob festgelegt. Alles andere wird dann spontan über Whatsapp geklärt, sodass auch hier eine enorme Spontanität und Flexibilität sichtbar wird. Dies alles geschieht in den Augen vieler nahezu kostenlos bzw. pauschalisiert über die meist vorhandene Internetflatrate, worauf ich später noch genauer eingehen werde.
Kommunikation, die immer mehr dazu tendiert, überwiegend über das Internet stattzufinden, birgt jedoch auch erhebliche Risiken. Das Überbrücken raum-zeitlicher Distanzen mit Hilfe des Internets führt dazu, dass wir so zu sagen am Internet „festkleben“, sprich der Großteil unserer Zeit wird vor dem PC oder dem Smartphone verbracht. Dadurch erfährt unser Kommunikationsverhalten einen zunehmenden Wandel, da Kommunikation über das Internet sich grundsätzlich von der Face-to-face-Kommunikation unterscheidet:
Die Interaktion zwischen Menschen, die kommunizieren, findet nun ausschließlich auf der verbalen Ebene statt, während die non-verbale (Mimik,Gestik,Proxemik) sowie die para-verbale (Tonhöhe, Sprechtempo, Tonfall etc.) Ebenen wegfallen. Dadurch entstehen häufig Missverständnisse, da es schwer fällt, ohne diese „Kanäle“ das auszudrücken, was man ursprünglich beabsichtigt. Ein gutes Beispiel ist das Verwenden von Ironie, die ohne Mimik und Betonung nur schwer zu entschlüsseln ist. Außerdem finde ich persönlich es schwer, komplexe Sachzusammenhänge (z. B. mathematische) per Whatsapp oder Facebook zu erklären
Ein weiteres Risiko des Online-Kommunizierens besteht für mich in dem Sprachverfall, der damit einherght. Aus zeit-ökonomischen Gründen werden nicht nur Abkürzungen verwendet, sondern auch bewusst Rechtschreibfehler wie z. B. „ich hab“ oder „das is“ gemacht. Da nun weitaus öfter „gechattet“ wird als wissenschaftliche Texte oder Klausuren verfasst werden, besteht die Gefahr, dass diese Schreibweisen habitualisert werden und völlig unbewusst auch Einzug in oben genannte Texte finden. Dies bezieht sich vor allem auch auf die Zeichensetzung, die beim Online-Kommunizieren häufig vernachlässigt wird.
Das größte Risiko, das das Online-Kommunizieren meines Erachtens birgt, ist jedoch das ständige Hinterlassen von Daten im Netz. Vielen Nutzern von Google oder Facebook ist nicht geläufig, dass sie mal mehr, mal weniger freiwillig Daten in so einem Maße von sich preisgeben, dass es ein Leichtes ist, daraus komplette Nutzerprofile zu erstellen. Diese Nutzerprofile sind oft erschreckend genau und von hohem Wert, da sie an Werbepartner verkauft werden können, denen es nun möglich ist, individuell auf den Nutzer angepasste Werbung einzublenden. Dies erklärt nur exemplarisch, wie unsere hinterlassenen Daten ausgewertet werden. So gesehen sind Facebook,Google und Co. keineswegs kostenlos, denn die Daten des Nutzers werden zur Währung. Mehr noch: Durch das bereits angesprochene mobile Online-Kommunizieren via Whatsapp- oder FacebookMessenger-Anwendung auf dem Smartphone können zusätzlich Bewegungsprofile erstellt werden,die leicht Rückschlüsse auf unser Alltagsverhalten zulassen.
Zusammenfassend bleibt also zu sagen, dass das Online-Kommunizieren viele Vorteile mit sich bringt, die heutzutage kaum noch aus dem alltäglichen Leben wegzudenken sind. Man sollte jedoch Vorsicht in der Hinsicht walten lassen, dass man sich nicht zu sehr an die Online-Sprache gewöhnt und im Hinterkopf behalten, dass die hinterlassenen Daten für verschiedene Zwecke missbraucht werden können.
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