Ich stelle mal dem Eintrag voran: Spontane Marktbesuche haben wirklich etwas für sich und ich bin ein Fan vom Zufall.
Glücklicherweise fällt an diesem Dienstag ein Seminar in der Uni aus und ich entschließe mich dazu, meine gewonnenen Freistunden zu Hause zu verbringen. In der Bahn verpasse ich, ganz in mein Buch vertieft, meine Haltestelle und fahre eine Station weiter. Wie es der Zufall also will, entschließe ich mich spontan einen, nun nicht mehr so großen Umweg, über den Delmemarkt zu laufen. Frisches Gemüse kann man ja immer gebrauchen.

Kaum dort angekommen, entdecke ich einen neuen Stand, den ich vorher noch nie dort gesehen habe. Dick verpackt in seine weiß-grüne Zelt-Kutte steht der Marktstand da. Ich überlege kurz, dann trete ich ein. Eigentlich ist mir Bio als Studentin immer zu teuer. Aber hier werden meine Augen plötzlich groß und mein Einkaufsbeutel dann auch schnell schwer.  Außerdem werde ich hellhörig und lausche dem Gespräch zwischen Marktverkäufer und Kundin. Die Preise finde ich für Bio- und Regionalware recht human. Ich hieve meinen Einkaufsbeutel auf den Verkaufstresen. Der Marktverkäufer lächelt und fragt, ob er mir mit noch etwas behilflich sein kann.

Ansgar, wie ich später noch erfahren werde, ist ein echter norddeutscher Jung. Er trägt Fischermütze und Weste, darunter ein Baumwoll-Hemd. Ich schätze ihn auf Ende 20, der leichte Bart lässt ihn kaum älter aussehen. Ich stelle mich und unser Projekt kurz vor, dann frage ich auch schon, ob denn die ganze Ware aus eigener Herstellung stammt. Größtenteils schon, ist die Antwort, nur manches muss der Hof dazukaufen, um den Ansprüchen der Kunden gerecht zu werden. „Wir bauen hier ganz in der Nähe an“, sagt er und drückt mir auch schon einen knallgelben Flyer in die Hände. So ist der erste Kontakt zu Frau Steding und ihrem Team hergestellt. Einige Telefonate und E-Mails später, haben wir nicht nur die Erlaubnis Ansgar zu interviewen und ihn bei seiner Arbeit auf dem Markt zu filmen, sondern auch eine Einladung auf den Biohof der Familie Steding in der Tasche.
Wie gesagt, ich bin ein Fan vom Zufall.