Das Bewusstsein der Gesellschaft für Lebensmittel wird immer größer. Was für Inhaltsstoffe sind im Fertigprodukt? Wieso befindet sich etwas Tierisches in meinem Weißwein? Und überhaupt: Was heißt eigentlich regional?
Über wenig andere Themen lässt sich so leicht diskutieren wie über Lebensmittel. Denn jeder hat Kontakt mit ihnen und kann demnach eine Meinung dazu äußern. Und das tut die Gesellschaft auch.
Wochenmärkte erleben in den Großstädten wieder einen Boom und sogar die Supermarktketten ziehen mit ihren Produkten „aus der Region“ nach. Und das finden wir gut! Auch in unserem Alltag spielen regionale Lebensmittel und das bewusste Essen eine Rolle. Lieben wir doch das Gemüse aus Omas Garten und schmecken den Unterschied zwischen frischen Karotten, an denen die Erde noch klebt und der Zwei-Kilo-Schale Möhren aus Spanien. In der Großstadt Bremen angekommen, wollen wir nicht auf frische, gesunde Lebensmittel von „um die Ecke“ verzichten und möchten in unserer Mini-Feldforschung über das Thema „Food vor Ort – Regionale Lebensmittel im Stadtbereich Bremen“ diskutieren.
Deshalb stellen wir uns zunächst die Frage, welche Angebote gibt es auf den Wochenmärkten bei uns in Bremen überhaupt und warum kaufen die Konsumenten lieber dort als im Supermarkt? Interessiert sind wir hier an der Meinung der Leute. Gehen sie jeden Tag zum Markt oder kaufen sie einen Großteil dennoch im Supermarkt ein? Welche Produkte finden sie nicht auf dem Markt, weshalb sie auf andere Läden zurückgreifen müssen? Denn Einkaufen auf dem Markt heißt auch, sich im Verzicht zu üben. Regional ist gleich saisonal. Vieles was man auf dem Markt einkaufen kann, wie zum Beispiel Wirsing, gibt es nur in der bestimmten Jahreszeit.
Leider ist es so, dass die Produkte aus der Region des Öfteren mit einem großen Nachteil daherkommen: dem Verkaufspreis. Dabei wären sie rein logisch betrachtet sogar günstiger. Ein Beispiel: Ein Huhn wächst nahe Bremen auf, wird zum Schlachten und Entnehmen, Gefrieren und Verpacken jedoch weiterversandt und wird dennoch als „Hähnchen aus der Region“ verkauft. Könnte man da nicht vermuten, dass ein Huhn günstiger wäre, wenn alles vor Ort geschehen würde, da die Lieferwege wegfallen? Weshalb wir zur nächsten Frage kommen: Woher stammen die regionalen Produkte wirklich und wie qualitativ sind sie? Sind sie ihr Geld wert? Hier möchten wir auch eine Verbindung zu den Supermärkten herstellen. Wie definieren sie die regionale Herkunft ihrer Produkte? Wie groß ist der Vorteil vom Verkauf der Lebensmittel gegenüber den Kosten der Anschaffung? Und stehen sie tatsächlich in so engem Kontakt wie es die Werbung vermuten lässt (REWE Werbespot 2016)?
In der letzten Forschungsfrage begeben wir uns an den Anfang der Kette und beschäftigen uns mit den Landwirten. Profitieren Landwirte in unserer Region vom zunehmenden Bewusstsein der Verkäufer? Können sie es sich leisten nur regional zu verkaufen? Was sind ihre Wünsche für die Zukunft und wie sieht ihre Gegenwart aus? Auch ihn sehen wir oft in der Werbung: Den glücklichen Landwirt, der seinen Salat aus dem Acker zieht und ihm liebevoll den Tau aus den Blättern streicht. Doch wir vermuten, den gibt es nicht wirklich. Wir
sind also neugierig, wie viel ein Landwirt auf sich nehmen kann und muss, um seine Produkte regional zu vertreiben.
Um unsere Forschung umzusetzen und unsere vielen Fragen zu beantworten, werden wir eine Reihe von Methoden anwenden. Dieses Feld ist im Gegensatz zu anderen leicht zugänglich und wir hoffen schnell einiges herausfinden zu können.
Natürlich bietet es sich an, zunächst bei klassischen Interviews anzusetzen um direkten Kontakt im Feld herzustellen. Auf den Märkten (Unser Fokus liegt hierbei besonders auf drei Märkten: Findorffmarkt, Markt auf der Domsheide und einem kleinen Markt in der Neustadt) möchten wir die Käufer zu ihrer Produktwahl befragen, um die individuellen Meinungen später filmisch darstellen zu können, als auch einen Überblick zu erhalten warum und was die Konsumenten in der Regel lieber auf dem Markt als im Supermarkt kaufen. Wir hoffen auf den Märkten Informationen zur Herkunft der Produkte zu bekommen und so an Kontakte zu Bauernhöfen zu gelangen, mit denen wir weiterarbeiten können. Denn auch auf den Bauernhöfen der Lieferanten möchten wir diese zu ihren Produkten befragen. Welche Produkte verkaufen sich am besten? Wie viel schaffen die Bauern zu produzieren? Wodurch zeichnen sich ihrer Meinung nach ihre Produkte aus?
Von den Interviews versprechen wir uns einen ersten Kontakt mit unserem Forschungsfeld und die Möglichkeit des weiteren Austausches. Dieser Austausch soll die Überleitung zu einzelnen informellen Gesprächen werden, welche uns einen größeren Einblick in die Denkweisen und Motivationen der Käufer und Produzenten geben sollen.
Unsere ausgewählten Märkte wollen wir über den gesamten Forschungszeitraum besuchen und in Notizen und kleineren filmischen Aufnahmen versuchen, die Mentalität an diesem Ort einzufangen. Dies soll über die teilnehmende Beobachtung geschehen, wobei wir uns über längere Zeit unter das Marktpublikum mischen und aufmerksam zusehen, welche Handlungen stattfinden.
Eine besondere Methode um praktisch mit dem Thema umzugehen soll eine Verkostung auf einem der Märkte werden. Wir wollen herausfinden ob der Konsument den Unterschied zwischen Supermarkt und regionalem Gemüse herausschmeckt. Hierfür werden wir einige Proben bereitstellen und die Konsumenten sollen den Lebensmitteln ihre jeweilige Herkunft zuordnen. Umgedrehte Kärtchen verstecken das Ergebnis, erst anschließend werden wir die Testpersonen mit ihren Ergebnissen konfrontieren und ihre Reaktion beobachten. Wir erhoffen uns davon schöne Filmmotive und vielleicht die Erkenntnis wie normal Supermarkt-Lebensmittel für uns sind.
Damit keine Erkenntnis undokumentiert bleibt, wird über unsere Forschung ein Blog erstellt, als Namen haben wir „foodvorort“ gewählt. Ein kurzer, knackiger Name, der zum einen den modernen Charakter des Themas darstellt und zum anderen den regionalen Aspekt aufgreift. Es sollen vor allem Texte in den Blog hochgeladen werden, abschließen wird das Projekt aber mit einem ca. sechs-minütigen Film und einem Foto-Essay, die ebenfalls online erscheinen. Wir erwarten während unserer angestrebten Forschungen viel Material für den Film zu sammeln und gegebenenfalls interessante Charaktere kennenzulernen, die man auf Fotos porträtieren könnte. Wir sind gespannt was unsere Feldforschung für Ergebnisse bringt und offen für Änderungen dieses Exposés, denn man weiß nie welche aufregenden Geschichten im Feld auf uns warten.
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