BA-UM-HET Abschlussreflexion

Umgang mit Heterogenität: Abschlussreflexion

Felix Martsch                                                                                                                                                                                                             14.08.2019

1.

a)

Im Bereich der Geschichtsdidaktik gab es einige interessante Erkenntnisse für mich. Den richtigen Umgang mit anderen Kulturen zu finden, in dieser Vorlesung dargestellt anhand des Beispiels  des Judentums, ist für mich immer eine große Herausforderung gewesen. Besonders wichtig war hier die Theorie, dass zuerst ein gewisses Grundverständnis über die Kultur herrschen muss, bevor man mit dem empathischen Teil des Verständnisses beginnen kann. Dieses Grundverständnis ist zu verstehen als wissenstechnische Grundlage in der Fakten und Eckdaten einer Kultur gesammelt werden, damit man ein Gefühl für diese oft sehr geschichtsträchtigen Kulturen bekommt. Dies ist nach meinem Empfinden insbesondere in einem Klassenverband wichtig, da dort für den Lehrer/ die Lehrerin eines von vielen Zielen ist, die interkulturelle Akzeptanz und Toleranz zu fördern und über andere Kulturen aufzuklären. Dies könnte ich als Lehrkraft erreichen, indem ich im Geschichtsunterricht die Geschichte, sowie insbesondere den Ursprung dieser Kulturen und Religionen thematisiere und damit ein gewisses Grundwissen in den Schülern und Schülerinnen schaffe.

Ebenfalls wichtig war für mich die Idee, dass die Religion eines Schülers oder einer Schülerin niemals durch die Lehrkraft preisgegeben werden darf, da dies vielleicht gegen seinen/ihren Willen wäre. Die Privatsphäre eines Schülers/ einer Schülerin zu wahren, auch wenn es vielleicht interessant für en Unterricht wäre, wenn er/sie über die eigene Kultur sprechen würde, ist eine wichtige Pflicht für die Lehrkraft. Ebenfalls war ich mir vor dem Vortrag nicht bewusst, dass ein solches ,,Outing“ zu potenziellen rassistischen Anfeindungen führen könnte. Sich diesen Dingen bewusst zu sein ist Grundvoraussetzung dafür, eben jene Feindseligkeit frühzeitig zu verhindern, indem man die privaten Informationen des Schülers/der Schülerin nicht preisgibt.

Im Bereich der Englischdidaktik hat mich insbesondere der Aspekt der sprachlichen Heterogenität und dessen Lösungen interessiert. Statistisch gesehen ist der Anteil an Schülern und Schülerinnen mit einer Muttersprache, die nicht Deutsch ist, über die letzten Jahre angestiegen. Somit wird es stetig wichtiger, sich den sprachlichen Ursprüngen der SuS zu widmen, um den optimalen Ansatz für ihre sprachliche Entwicklung zu finden. Hier sind insbesondere linguistische Studien von großer Bedeutung, da diese aufzeigen können an welchen Stellen welche Muttersprachen zu Schwierigkeiten mit dem Lernen der Sprache führen können. Dieses Wissen kann zentral bei der Planung von individuellen Hilfestellungen sein. Somit könnte man als Lehrkraft die Schwerpunktsetzung für jeden Schüler/jede Schülerin teilweise auf die Person anpassen, damit alle SuS Erfolgserlebnisse im Sprachenunterricht haben können.

Auch das Ideal des ,,Native Speaker“ anzuzweifeln ist ein wichtiger Schritt in der Englischdidaktik. Sich von dem Ideal zu lösen welches für viele SuS schier unerreichbar erscheint, könnte womöglich eine freundlichere Atmosphäre im Sprachenunterricht schaffen. Man sollte sich nicht schämen, weil man noch weit vom Ziel entfernt ist, sondern stolz auf den Fortschritt sein, den man bereits geschafft hat. Eine solche Atmosphäre fördert mündliche Beteiligung und animiert leistungsschwächere Schüler zur Mitarbeit und mindert zusätzlich die Chancen auf Diskriminierung aus leistungsheterogenen Gründen.

b)

Von den anderen Fachdidaktiken hat mich insbesondere der Vortrag der Physikdidaktik interessiert. Hier wurden statistische Befunde genutzt, um generelle Aussagen über mögliche Verbesserungen für den Unterricht treffen zu können. Besonders hervorstechen tat hier für mich der Abschnitt über den Einfluss der Themenwahl auf das Interesse der Schüler und Schülerinnen, hier zum Thema der Geschlechterheterogenität. Der Vortrag hat mich zu der Ansicht geführt, dass ein guter und interessanter Unterricht nicht nur durch die Vortragsweise erreicht werden kann, sondern schon bei der Themenwahl beginnt. Dies ist eine einfache und durchführbare Methode um die Schülerinnen mehr in den Unterricht mit einzubeziehen.

Ebenfalls wichtig war ein Unterpunkt der RV02 zum Thema Migration. Dort wurde der Konstruktionscharakter des Begriffs Kultur angesprochen, was ich persönlich als angehender Historik als sehr wichtig empfand. Kultur nicht als natürliche Gegebenheit zu verstehen, sondern als menschengemachtes soziales Konstrukt ist insbesondere in geschichtlicher Hinsicht wichtig, aber auch um Diskriminierung entgegenzuwirken. Außerdem beinhaltet diese These die Aussage, dass Kultur nicht einheitlich ist, was bedeutet, dass nicht jeder der sich beispielsweise als Teil der jüdischen Kultur sieht auch ein einheitliches Verständnis davon hat und umgekehrt, dass jemand der meint etwas über jüdische Kultur zu wissen, dies nicht auf alle Menschen, die sich als Teil davon sehen anwenden kann. Den SuS dieses Wissen zu vermitteln ist ein zentraler Punkt zum Abbau von Vorurteilen gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund.

3.

Zum einen würde ich in meinem Studienverlauf gern erfahren, wie ich Schülern und Schülerinnen mit Lernbehinderungen helfen kann, trotzdem Begeisterung am Unterricht und dessen Themen zu entwickeln. Ich persönlich sehe meine Pflicht als Lehrer nicht nur in der Vermittlung von Wissen sondern auch im erzeugen von Interesse an meinen Themen. Leider entwickeln Schüler mit Lernbehinderungen aus eigener Erfahrung heraus nur selten wirkliche Begeisterung für schulische Themen, da diese ihnen nur wenig Spaß machen, sei es aus Scham oder Überforderung. Ich würde vor diesem Hintergrund also gerne wissen, wie ich es schaffen kann nicht nur diese SuS in den Unterricht mit einzubinden, sondern auch wie man dafür sorgen kann, dass die Themen ihnen wirklich Spaß bereiten.

Eine weiter Frage meinerseits wäre: Inwieweit kann ich Schüler mit Migrationshintergrund in den Unterricht miteinbeziehen, wenn es thematisch um ihre Kultur/ihre Religion/ihr Herkunftsland geht?. Diese drei sehr ähnlichen Fragen stelle ich mir, da ich als Geschichtsstudent die Meinungen und Anekdoten von Leuten mit Wissen aus erster Hand als sehr wertvoll empfinde. Doch erinnere ich mich auch an die Vorlesung von Frau Horn, die Besagt, dass man die SuS nicht gegen ihren Willen in den Fokus rücken soll und sie auch nicht auf eine Art Podest stellen soll, da dies den Spott der Mitschüler auf sie ziehen könnte. Dennoch finde ich dass diese Schüler und Schülerinnen oft einen unvergleichlich wertvollen Einblick in die  ihnen nahen Thematiken bringen können, weshalb ich gerne wüsste wo man dort als Lehrkraft die Grenze ziehen sollte.

4.

Die wahrscheinlich größte Herausforderung wurde mir im Rahmen der Vorlesung von Prof. Dr. Idel präsentiert. Dort wurde das Konzept eines offenen Unterrichts vorgestellt, welches für mich mehr als gewöhnungsbedürftig war. Ich habe meine komplette Schullaufbahn fast ausschließlich im Frontalunterricht verbracht und verbinde damit eigentlich nur positives. Ich konnte in diesem System viel und gut lernen, während es eher die Unterrichtselemente waren, die mich an das Konzept des offenen Unterrichts erinnern, die mir nicht gefielen, beispielsweise wegen fehlender Moderation der Lehrkraft. Doch genau dort liegt meine persönliche Herausforderung. Ich muss realisieren, dass dies vielleicht die beste Unterrichtsstruktur für mich ist, dies aber bei weitem nicht allgemeingültig für andere SuS sein muss und dass ich möglicherweise auch nur so denke, weil ich damit aufgewachsen bin. Ich muss lernen mit Konzepten zu arbeiten, die mir vielleicht persönlich nicht gefallen, von denen meine Schüler und Schülerinnen enorm profitieren können.

Doch auch die RV06 stellte mich vor eine Herausforderung: Wie gehe ich mit Inklusion um? Zu meinem jetzigen Punkt im Studium habe ich noch gar keine Ahnung was zu tun wäre, um diesen SuS zu helfen und zu ihrem bestmöglichen Bildungsstand zu verhelfen. Doch genau dies wird Teil meiner Zielsetzung während des Lehramtsstudiums: Zu lernen, wie man korrekt mit Inklusion und Kindern mit Behinderungen umgeht. Ich hoffe in diesem Kontext nicht nur theoretische Ansätze zu finden, sondern auch Ratschläge von Lehrkräften, die bereits ausgiebige Erfahrung mit dem Sachverhalt haben.

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