Umgang mit Heterogenität

Politische Bedeutung eines konstruktiven Umgangs mit Heterogenität in der Schule:

Bildungspolitik muss sicherstellen, dass alle Schüler:innen unabhängig von ihrer Herkunft, ihren Fähigkeiten und ihren Bedürfnissen Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung haben. Politische Maßnahmen wie die Inklusion von Schülern:innen mit besonderen Bedürfnissen, die Förderung von interkulturellem Lernen und die Bereitstellung von Ressourcen für differenzierten Unterricht sind wichtig. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit zu fördern und Diskriminierung zu verhindern. „Eine Schule für alle ist eine Schule, die Heterogenität als Bereicherung versteht und darauf abzielt, gleiche Chancen für alle Schüler zu schaffen“ (Bertelsmann Stiftung, 2017). Ein inklusives Bildungssystem, das die Vielfalt der Schüler:innen wertschätzt und nutzt, kann auch zur sozialen Kohäsion beitragen und langfristig positive gesellschaftliche Veränderungen bewirken.

Notwendigkeit der Selbstreflexion von Lehrkräften zum Thema „Umgang mit Heterogenität in der Schule“:

Lehrkräfte spielen eine zentrale Rolle im Umgang mit Heterogenität und müssen sich ihrer eigenen Einstellungen und Vorurteile bewusst sein. Selbstreflexion ermöglicht es ihnen, ihre pädagogischen Praktiken kritisch zu hinterfragen und wenn nötig anzupassen. Dies beinhaltet die Reflexion über eigene Erfahrungen, die Sensibilisierung für kulturelle und individuelle Unterschiede und die Bereitschaft, kontinuierlich dazuzulernen. „Selbstreflexion ist ein wesentlicher Bestandteil professioneller Entwicklung und hilft Lehrkräften, ihre eigenen Überzeugungen und Praktiken zu hinterfragen“ (Schön, 1983). Lehrkräfte müssen auch ihre Unterrichtsmethoden diversifizieren können, um den unterschiedlichen Bedürfnissen der Schüler:innen gerecht zu werden. Fortbildungen und Supervisionen können hierbei unterstützend wirken, indem sie den Lehrkräften Werkzeuge und Strategien an die Hand geben, um Heterogenität konstruktiv zu begegnen.

Anforderungen an Kooperation von Schule und Eltern im Kontext „Umgang mit Heterogenität in der Schule“

Eine enge Zusammenarbeit zwischen Schule und Eltern ist unerlässlich, um Heterogenität erfolgreich zu managen. Eltern sind wichtige Partner im Bildungsprozess und können für wertvolle Einblicke in die individuellen Bedürfnisse und Hintergründe ihrer Kinder sorgen. Schulen sollten regelmäßige Kommunikationskanäle etablieren und Eltern aktiv in schulische Entscheidungen und Aktivitäten einbeziehen. „Die Zusammenarbeit von Schule und Eltern ist ein Schlüsselfaktor für den Bildungserfolg von Schülern“ (Epstein, 2001). Dies könnte durch Elternabende, individuelle Gespräche, Workshops und gemeinsame Projekte geschehen.


Quellen:

Bertelsmann Stiftung. (2017). Eine Schule für alle. Bertelsmann Stiftung.

Schön, D. A. (1983). The Reflective Practitioner: How Professionals Think in Action. Basic Books.

Epstein, J. L. (2001). School, Family, and Community Partnerships: Preparing Educators and Improving Schools. Westview Press.

Welche Heterogenitätsdimensionen spielen im naturwissenschaftlich-technischen Unterricht eine besondere Rolle?

1. Samira entschied sich für das Wald-Mandala anstelle der Nistkästenaufgabe aufgrund ihrer psychologischen Bedürfnisse nach Deci und Ryan (1993). Das Bedürfnis nach sozialer Eingebundenheit war entscheidend, da sie sich der Gruppe ihrer Freundinnen anschließen wollte, um soziale Isolation zu vermeiden. Zusätzlich wurde ihre Wahl vom Bedürfnis nach Kompetenzerleben beeinflusst, da sie sich beim Mandala sicherer fühlte als bei der Reparatur der Nistkästen. Der soziale Druck beeinträchtigte ihr Bedürfnis nach Autonomie (vgl. Krapp, 1998).

Im pädagogischen Kontext bevorzugt eine Lehrerin einfache Begriffe, um sprachlich schwächere Schüler nicht zu überfordern. Dies fördert das Verständnis, die Motivation und das Selbstvertrauen der Schüler (vgl. Jahnke-Klein & Busse, 2019). Allerdings könnte der Verzicht auf Fachbegriffe den späteren Erwerb von Bildungssprache erschweren, die für höhere Bildungsniveaus und eine effektive Kommunikation von Bedeutung ist (vgl. Siegmund, 2022).

2. Eine ausgewogene Methode könnte darin bestehen, Fachbegriffe einzuführen und gleichzeitig verständlich zu erklären, um das Verständnis und den Gebrauch von Bildungssprache zu fördern, ohne die Schüler zu überfordern.

3. In meiner würde ich die Bedeutung von Bildungsgerechtigkeit und die Nutzung außerschulischer Lernorte wie Museen, Parks im Sachunterricht behandeln. Diese Lernorte könnten den Zugang zu Bildung für alle Schüler verbessern und praxisnahes Lernen fördern. Zudem könnten sie die soziale Interaktion und die Entwicklung spezifischer Kompetenzen unterstützen.

 

 

Quellen:

Siegmund, B. (2022): Sprachbildung im naturwissenschaftlichen Sachunterricht, S. 13.

Krapp, A. (1998). Entwicklung und Förderung von Interessen im Unterricht, Psychologie in Erziehung und Unterricht, München

Leistungsheterogenität

  1. In der heutigen Diskussion wurde deutlich, dass Lehrerinnen und Lehrer eine entscheidende Rolle bei der Förderung der schulischen Leistungen von Kindern mit Leistungsheterogenität spielen. Durch individualisierte Lernstrategien und differenzierten Unterricht können sie auf die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen der Schülerinnen und Schüler eingehen. Eine gute Lehrer-Schüler-Beziehung und die Wahrnehmung der Lehrkräfte als motivierend und unterstützend tragen wesentlich zur Verbesserung der schulischen Leistungen bei. Lehrerinnen und Lehrer können ein inklusives und unterstützendes Lernumfeld schaffen, in dem alle Kinder gleichermaßen gefördert werden. Eine reflektierte und sensibilisierte pädagogische Praxis ermöglicht es den Lehrkräften, Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit für alle Kinder zu fördern. Wie John Hattie betont: „Lehrer haben einen enormen Einfluss auf die Leistung der Schüler, weit mehr als andere schulische oder außerschulische Faktoren.“
  2. Besonders prägend war meine Erfahrung mit einem Lehrer, der regelmäßiges Feedback und individuelle Lernziele in seinen Unterricht integrierte, was den unterschiedlichen Leistungsniveaus der Schülerinnen gerecht wurde. Diese Praxis förderte nicht nur die Lernmotivation, sondern auch das Selbstbewusstsein der Schülerinnen, indem ihre individuellen Fortschritte anerkannt und wertgeschätzt wurden.
  3. Hiller’s Aussage betont die Barrieren, denen Kinder und Jugendliche aus benachteiligten sozialen Gruppen in Bildungseinrichtungen gegenüberstehen. Während institutionelle Starrheit und unflexible Lehrpläne zweifellos die Chancengleichheit beeinträchtigen können, ist es jedoch unangemessen, allein die Arroganz des pädagogischen Personals für das Scheitern verantwortlich zu machen. Eine differenzierte Analyse ist erforderlich, um die vielschichtigen Faktoren von Bildungsungleichheit zu verstehen und anzugehen.

 

 

 

Quellenangaben:

  1. John Hattie, Visible Learning: A Synthesis of Over 800 Meta-Analyses Relating to Achievement. Routledge, 2008.

RV04 – Heterogenität im Schriftspracherwerb

In der „Memory mit Schrift“-Szene von Mia und Anastasia zeigen sich bereits einige Zugänge zur Schrift. Die Mädchen verstehen den symbolischen Charakter den die Schrift innehat. Zudem scheinen die Mädchen die Graphem-Phonem-Korrespondenzregeln bereits weitgehend zu kennen, was es ihnen ermöglicht, die Begriffe buchstabenweise zu erlesen. Sie buchstabieren die Wörter nicht nur, sondern verstehen auch die Bedeutung der einzelnen Buchstaben im Wort. Dies zeigt, dass sie bereits buchstabenweise lesen, anstatt nur Buchstaben zu benennen. Zudem betonen sie die Laute Sch und Au bei Schmetterling und Auto bereits bei der ersten Aussprache, da sie womöglich als Anfangsbuchstaben des Wortes erkannt werden. 

Die „elementare Schriftkultur“ bezieht sich auf die grundlegenden Fähigkeiten im Umgang mit Schrift und Sprache, die notwendig sind, um Texte zu verstehen, zu interpretieren und selbst zu produzieren. Diese Fähigkeiten bilden die Basis für weiterführende Lernprozesse und sind entscheidend für die Teilnahme an der Gesellschaft. Die elementare Schriftkultur umfasst Fähigkeiten wie das Erkennen und Benennen von Buchstaben, das Verständnis von Wörtern und Sätzen, das Lesen von einfachen Texten und das Schreiben von Buchstaben und einfachen Wörtern. Im Gegensatz dazu bezeichnet „Kulturtechniken“ ein breiteres Spektrum an Fähigkeiten, die für die Teilnahme an einer Kultur erforderlich sind. Dazu gehören neben der Schriftkultur auch Rechenfertigkeiten, grundlegende technische Kenntnisse, soziale Kompetenzen und vieles mehr. Die Wahrnehmung der Schriftkultur erfordert keine Fähigkeiten in Kulturtechniken. (Dehn, 2011, S. 132)

Beispiele für Zugänge zur elementaren Schriftkultur: 

  1. Das „Nachspuren“ von Buchstaben, mit verschiedenen Materialien (z.B. Holz, Pappe, Prickelnadeln) . So entwickeln sie ein Bewusstsein für Buchstaben und deren Formen.
  2. Durch Wortkarten mit Bildern können Kinder erste Wörter identifizieren nachsprechen/lesen. Wortspiele wie Reimwörter oder Silbenklatschen ermöglichen, den Klang von Wörtern zu erkennen und zu verstehen, wie sie sich zusammensetzen.
  3. Das Vorlesen von Geschichten in der Kita oder im Unterricht ist eine tolle Möglichkeit, das Lesen und eine Begeisterung dafür zu fördern. Das habe ich z.B. bei meinem letzten Praktikum in der Frühstückspause gemacht. 

Die Ergebnisse der IGLU Studie 2022 zeigen, dass sowohl vor als auch bei Schuleintritt verstärkt auf die Förderung von Erfahrungen mit elementarer Schriftkultur geachtet werden sollte. Wenn Kinder keine Erfahrungen mit elementarer Schriftkultur außerhalb der Schule machen, muss besonders in der Schule darauf geachtet werden, dass sie diese Erfahrungen erhalten. Nur so können Kulturtechniken nachhaltig gefestigt und die Teilhabe an der Schriftkultur sichergestellt werden. Fehlt dieser Zugang, wird es für die Kinder zunehmend schwierig, im Unterricht (nicht nur Deutsch) mitzuhalten.

Die Verschärfung der Leistungsheterogenität könnte verschiedene Ursachen haben. Zum einen spielen die individuellen Voraussetzungen der Kinder eine Rolle. Kinder, die bereits vor der Einschulung Erfahrungen mit elementarer Schriftkultur gemacht haben, starten oft mit einem Vorsprung. Familien, in denen viel vorgelesen wird oder in denen das Kind schon früh mit Buchstaben und Wörtern in Kontakt kommt, bieten eine gute Basis für den Schriftspracherwerb.

 

 

Literatur: 

Bär, Christina/Last, Sandra/Merklinger, Daniela (2022): Grundschule Deutsch Nr. 54 – Sprachförderung in der Klasse: Spiel mit Schrift und als Beobachtungsfeld. Hannover.

Dehn, Mechthild (2011): Elementare Schriftkultur und Bildungssprache. In: Fürstenau, Sara / Gomolla, Mechthild (Hrsg.): Migration und schulischer Wandel. Mehrsprachigkeit. Wiesbaden: VS Verlag.

Umgang mit Heterogenität

In meinem Erfahrungsbereich im schulischen Umfeld habe ich verschiedene Maßnahmen und Initiativen kennengelernt. Diese zielen darauf ab, mit soziokultureller Heterogenität umzugehen und die Vielfalt von Weltanschauungen sowie sozialen Lebenslagen zu berücksichtigen. Diese können entsprechend den theoretischen Konzepten der Ausländerpädagogik, der Interkulturellen Bildung, der Antirassistischen Pädagogik und der Diversity Education charakterisiert werden.

Ein Beispiel für eine solche Maßnahme ist die Einführung von DaZ-Kursen  (Deutsch als Zweitsprache) an Schulen. Diese Initiative fällt in den Bereich der Ausländerpädagogik, da sie darauf abzielt, Schülerinnen und Schülern mit Deutsch als Zweitsprache grundlegende Sprachkenntnisse zu vermitteln und ihre Integration in den deutschen Schulalltag zu fördern. Neben der Förderung der sprachlichen Entwicklung liegt der Schwerpunkt auch auf der kulturellen Integration und Verständnis und reißt somit auch den Bereich der interkulturellen Bildung an. Ziel dieser ist es Barrieren und Konflikte zu beseitigen, um mehr Bildungsgerechtigkeit zu schaffen ( vgl. Fürstenau 2012, S.4). Wie von Baumann und Neuhof hervorgehoben, ist eine ganzheitliche Herangehensweise ein entscheidender Schritt zur Förderung sozialer Integration und zur Schaffung von Chancengleichheit (vgl. Baumann/Neuhof, S. 6). Die Wirkung dieser Maßnahme ist natürlich wächst positiv, da sie die Chancengleichheit verbessert und die soziale Integration fördert.

Eine mögliche Forschungsfrage könnte in folgenden Bereich fallen: Untersuchen, wie der DaZ-Kurs gestaltet ist und wie die Schülerinnen und Schüler darauf reagieren. Dabei könnte man darauf achten, wie die sprachliche und kulturelle Integration gefördert wird. Inwieweit profitieren Schülerinnen und Schüler von den vermittelten Kenntnissen.

 

Quellen:

Fürstenau, S. (2012): Interkulturelle Pädagogik und Sprachliche Bildung. Wiesbaden: Springer VS, Verlag für Sozialwissenschaften.

Baumann, Ina / Neuhof, Insa: Daz-Unterricht in der Schule – Infos und Tipps für den schnellen Einstieg in die Praxis. Stuttgart: Ernst Klett Verlag.

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