Jahr / Land / Filmdauer: 1989, Vereinigtes Königreich, 2h 13min
Autorin: Elisabeth Kehl
- Einführung
„James Bond 007 – Lizenz zum Töten“ kam in 1989 zum ersten Mal in den deutschen Kinos raus, wurde aber originell in Englisch im Vereinigten Königreich produziert. Regie geführt wurde dabei von John Glen, während das Drehbuch von Michael G. Wilson und Richard Maibaum geschrieben wurde. Genauso wie der letzte Film, besitzt dieser eine Altersfreigabe von 16 Jahren.
Zu Guter Recht, denn der Film enthält nicht nur große Verfolgungsjagden mit Explosionen und Schießereien, sondern auch explizite Inhalte wie graphische Folter- und Todesszenen. Der Film beginnt damit, dass Bond (Timothy Dalton) und sein Partner und bester Freund Felix Leiter (David Hedison) auf dessen Hochzeit müssen, die auf Havanna gefeiert wird, jedoch in der letzten Sekunde dem Drogenbaron Franz Sanchez (Robert Devi) mitsamt der FDA hinterherjagen. Nachdem sie ihn festnehmen, gehen Bond und Leiter auf Leiters Hochzeit. Nicht viel später, kommt Sanchez durch die Hilfe eines korrupten FDA Agenten, frei und rächt sich an Leiter für seine Festnahme. Bond ist auf dem Weg zurück in das Vereinigte Königreich als er erfährt, dass Sanchez freigekommen ist. Er verlässt den Flughafen und eilt zur Villa von Leiter und seiner Frau. Daraufhin findet er Leiters Frau tot in deren Bett und Leiter in dessen zerstörten Büro, kurz vorm Verbluten nachdem er von Sanchez und seinen Männern einem Hai als Futter vorgehalten wurde. Nachdem Leiter ins Krankenhaus gebracht wurde, entscheidet sich Bond dafür sich für seine Freunde zu rächen. Er kontaktiert M, seinem Chef bei des Secret Intelligence Service, dem MI6, der Bond verbietet seiner Vendetta nachzugehen und lässt ihn wissen, dass wenn Bond Sanchez hinterherjage, er auf sich gestellt sei und nicht mehr der MI6 angehöre – er nimmt ihm ausdrücklich die „Lizenz zum Töten“. Bond entscheidet sich dennoch dazu. Im Verlaufe des Films nimmt sich Bond mehre von Sanchez‘ Partnern vor, bis er schließlich dem Baron selbst vor Augen steht.
- Kinematographie
Der Anfang des Films spielt hauptsächlich in Havanna. Der Fokus liegt nicht auf der gesamten Insel, sondern auf den einzelnen Schauplätzen, wie der Hochzeitsort Leiters und seiner Frau, deren Villa und der Villa in der sich Bond mit M trifft. Des Weiteren spielt der Film auf der Insel Isthmus in Panama, später im Film. Die Beleuchtung und Farbe der Aufnahmen ist großenteils gleich. In diesem Film lässt sich keine unterschiedliche Färbung in Bezug auf den Ort feststellen. Überraschend ist, dass obwohl die Szenen überwiegend in Lateinamerika spielen, keine starke Gelbfärbung der Szenen, abgesehen von denen, die außerhalb der Stadt spielen, festzustellen ist. Im Sinne der Kamerahandlung, lässt sich im Film nichts Besonderes feststellen. Die Hälfte des Films ist von Kampfszenen, Verfolgungsjagden und Explosionen dominiert, die Kameraführung ist da typisch anderer Actionfilme: ganz oft werden diese Szenen in wide shots gefilmt, besonders die letzte Verfolgungsjagd des Filmes wird aus der Vogelperspektive gezeigt um wirklich die gesamte Explosion in Szene zu setzen. Oft werden auch close shots genutzt, besonders bei Gesprächen zwischen zwei Charakteren. Eine besondere Kameraperspektive stellt hier die Untersicht, meist bei Sanchez, dar. Es sind nicht viele Szenen, doch kommt diese Untersicht besonders dann vor, wenn Sanchez jemanden umbringt: die Kamera dreht aus der Perspektive seines Opfers. Dies führt dazu, dass Sanchez noch bedrohlicher dargestellt wird. Letztlich kommen zwei Mal „Fade-to-black“ Übergänge vor: beides Szenen in denen Bond mit Frauen ins Bett steigt.
- Stereotypische Darstellung
Neben der großen Anzahl an Szenen, typisch für Actionfilme, enthält der Film mehrere Stereotypen, besonders im Bezug auf Lateinamerikaner und Frauen.
Zum einen zeigt sich in der Figur der Lupe Lamora (Talisa Soto), der „Freundin“ von Sanchez, eine sexualisierte Mexikanerin, die sich im Verlauf des Films in James Bond verliebt. Außerdem ist sie das Opfer physischer Misshandlung seitens Sanchez und ist oft dem Starren von Sanchez‘ Männern ausgesetzt. Neben den Stripperinnen in den Havannischen Klubs, ist Lamora die einzige Frau die fast komplett nackt gezeigt wird und sie häufig freizügige Outfits trägt, was ihrer stereotypischen Sexualisierung beiträgt. In diesem Sinne, stellt Lamora die sexualisierte, misshandelte Mexikanerin, die sich in den weißen Helden verliebt und häufig als „eye candy“ dargestellt wird. Eine andere weibliche Figur, die der Pam Bouvier (Carey Lowell), eine CIA Agentin, die sich Bond in seiner Vendetta gegen Sanchez anschließt und sich auch, ziemlich schnell, in ihn verguckt. Mehrfach in den ersten gemeinsamen Szenen, wird Bouvier von Bond unterschätzt und ihre Professionalität in Frage gestellt. Er betont mehrfach, dass diese Mission zu gefährlich sei, obwohl sie eine damalige Armeepilotin ist. Beide Frauen, verlieben sich in Bond, beide fallen ins Bett mit ihm. Nachdem Bouvier herausfindet Bond hätte mit Lamora geschlafen, ist sie erst wütend, aber diese Wut verschwindet schnell, als er sie am Ende des Films küsst und sich für sie entscheidet. Bond entschuldigt sich nie dafür; sein Verhalten wird als „Sexspionage“ abgeschrieben und als normal gesehen. Die Werte und Wichtigkeit beider Frauen ist stark abhängig von deren männlichen Counterparts (Sanchez & Bond). Dennoch könnte argumentiert werden, dass Bouvier mehr Handlungsmacht besitzt als Lamora, da sie Bond mehrfach rettet. Im Gegensatz ist Lamora ziemlich handlungsunfähig und dient lediglich als die Freundin Sanchez‘ und die Informantin / Liebhaberin Bonds.
Gleichzeitig, kommen Sanchez und seine Leute dem Stereotyp der gewalttätigen Lateinamerikaner nach. In mehrfachen Szenen sieht man Dario (Benicio del Toro), die rechte Hand von Sanchez, lächeln, während er dabei zusieht, wie jemand umgebracht wird. Dasselbe kann man von Sanchez auch sagen; nicht nur zeigt der Film eine Szene, in der er Lamora mit einer Peitsche schlägt, sondern auch eine Folterszene, in der er Felix Leiter in ein Haibecken hängen lässt und dabei zuschaut, wie der Hai an ihm knabbert. Im Laufe des Filmes tötet er mehrere Charaktere. Eine Stelle im Film beschreibt Sanchez‘ Handeln als monströs; Lamora beschuldigt Bond genauso so zu sein wie Sanchez. Dieser betreut jedoch, dass er lediglich so kämpft wie er, da sie auf seinem Turf sind. Diese Stelle scheint besonders auf den Unterschied zwischen Sanchez und Bond hinzudeuten: Sanchez als der gewaltsame Lateinamerikaner, auf dessen Level sich Bond, der galante Engländer, niederlassen muss um Sanchez zu töten. Diesen Unterschied sieht man auch deutlich in der Art und Weise in der Bond kämpft: meist schießt er nur, wenn er selbst angegriffen ist, versucht aber ansonsten seine Gegner ohne Mord zur Seite zu schaffen. Der starke Kontrast zwischen den Folterszenen von Sanchez und den oft nur physischen Kampfszenen Bonds betont die Rollen, die die beide Charaktere spielen: Sanchez als der Bösewicht und Bond als der Held.
- Darstellung des Drogenhandels
Der Film stellt den Drogenhandel generell als lukrativ dar, der Reichtum Sanchez‘ basiert hauptsächlich auf der Erstellung und Verkaufens von Drogen. Es wird mehrfach betont, dass nach Sanchez‘ Regeln gespielt wird, er also auch ganz viele Gesetzeshüter auf seiner Seite hat und diese nach seiner Pfeife tanzen. Bond merkt das an, nachdem Leiter im Krankenhaus landet und die Polizei, auf Bonds Anforderung hin, die Verfolgung Sanchez‘ ablehnt. Dies lässt es so aussehen, als ob die lateinamerikanische Polizei niemals den Drogenhändlern hinterherkommt, ob wegen Korruption oder vor Angst getötet zu werden und ein Brite der beste für den Job wäre. In anderen Worten, wird die lateinamerikanische Polizei, durch den Vergleich mit Bond, als schwach dargestellt. Des Weiteren lässt das Fehlen eines Bezuges auf den Drogenhandel in Großbritannien es so aussehen, dass das Problem des Drogenhandels ein spezifisch lateinamerikanisches Problem ist, dass nicht in Großbritannien existiert. Anhand der Charakterunterschiede (hier Bond als der edle Brite der den gewaltsamen lateinamerikanischen Drogenbaron Sanchez umbringt) und der Zurückhaltung der havannischen Polizei vs. Bonds Bereitschaft Sanchez trotz seines Rufs zu verfolgen, scheint eine Hierarchie darzustellen, die die Briten über den Lateinamerikanern zu stellen scheint. Es ist der Brite, der die arme misshandelte lateinamerikanische Frau befreit, es ist der Brite, der das Drogenimperium des gefährlichsten und berüchtigtsten Drogenbarons Havannas stürzt und ihn dann auch schlussendlich tötet. Kein anderer außer ihm war dazu fähig.
Andererseits sollte erwähnt werden, dass sich der Film nicht auf den Drogenhandel als großes Ganzes fokussiert, also nicht alle Seiten des Drogenhandels betrachtet, die Politik dahinter beleuchtet und das große Ziel Bonds nicht ist, den Drogenkrieg zu beenden. Stattdessen ist der Drogenhandel einfach die Haupteinnahmequelle des gegenwertigen lateinamerikanischen Bösewichts und Bonds Motivation hinter der Eliminierung Sanchez‘, ist hauptsächlich Rache und nicht die Vernichtung des Drogenhandels.
- Fazit
Der Film lässt sich wie jeder Actionfilm schauen. Es liegt kein großer Fokus auf moralischer Charakterentwicklung, sondern eher auf Action, Explosionen, Pizzazz und Drama. Bond verändert sich nicht wirklich; er besitzt keine inneren Konflikte: alles was zählt ist die Rache. Das Nutzen des Drogenhandels als Einkommensquelle des lateinamerikanischen Bösewichts scheint wiederum sehr stereotypisch. Da hilft die weitere Stereotypisierung der lateinamerikanischen Figuren, besonders auch der Frauen, nicht weiter. Die Schauspielerei der Einzelnen Schauspieler ist einigermaßen okay. Die praktischen Stunts, zum Beispiel wenn jemand angeschossen wird, entsprechen so ziemlich demselben Niveau von älteren Filmen: es ist nichts besonderes, die Reaktionen der Figuren scheinen ein wenig verzögert, aber wie gesagt, das scheint typisch für ältere Filme zu sein. Positiv finde ich so ziemlich nur, dass der Film nicht zu langweilig ist. Er kümmert sich wenig um Politik und ist selten langsam.
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