2014 / 102 min / USA, Mexiko

Regie: Diego Luna

Autorin: Jill Klauner

 

Cesar Chavez – Ein Kampf gegen die Ungerechtigkeit

Der Film „César Chávez“ ist eine Filmbiografie. Er wurde 2014 veröffentlicht und die Regie wurde von Diego Luna geführt. Es ist der erste Film, welcher über das Leben von César Chávez berichtet und über sein Mitwirken in der Gewerkschaft „United Farm Workers“. César Chávez wird von Michael Peña gespielt und seine Ehefrau Helen Chávez wird von America Ferrera verkörpert.

Der Film beginnt im Jahr 1962, das war das Jahr, in welchem Chávez die Landarbeitergewerkschaft „National Farm Workers Association“ mit Dolores Huerta aufgebaut hat. Er will den Feldarbeitern helfen, da er die Ungerechtigkeit auf den Feldern sieht. Die Arbeiter haben keine Kontrakte und sie bekommen für ihre Arbeit sehr wenig Geld von den Arbeitsgebern. Außerdem müssen sogar kleine Kinder arbeiten gehen, damit die Familien genug Geld haben. Dabei handelt es sich um harte körperliche Arbeit und die Arbeiter werden abwertend von den Arbeitsgebern behandelt.

César Chávez schleust sich unter die Arbeiter und versucht sie für seine Gewerkschaft zu gewinnen. Es schließen sich immer mehr Leute der Bewegung an, dadurch wird die Hilflosigkeit der Menschen deutlich. Sie wollen aus ihrer Situation heraustreten, doch sie hatten bisher keine Möglichkeit auf ein besseres Leben. Die Feldarbeiter streiken und lenken so die Aufmerksamkeit auf die Gewerkschaft, sodass sich zunehmend Menschen anschließen, aber sie gewinnen auch immer mehr an Feinden. Die Arbeitsgeber versuchen mit der Polizei und den Richtern gegen die Streiks vorzugehen, so kommt es auch, dass das Wort „Huelga“ (dt. Streik) verboten wird. Durch diesen richterlichen Beschluss, aber auch mittels Gewalt wird versucht die Streiks zu unterbinden.

Chávez entscheidet sich unterdessen nicht den Weg der Gewaltausübung zu gehen, sondern er versucht gegen die Bauern vorzugehen, indem er die Menschen motiviert, eine gewisse Sorte Trauben zu boykottieren. Dadurch gewinnt die Gewerkschaft zunehmend an Aufmerksamkeit und es wird schließlich auch in der Zeitung über sie berichtet.

Es kommt schlussendlich doch dazu, dass auch Seitens der Mexikaner einige Menschen zur Gewalt greifen. Dies bringt Chávez zum Verzweifeln, da er sein Ziel ohne Gewaltausübungen erreichen wollte. Er ist der Meinung, dass sie vom richtigen Weg abgekommen sind, und er entschließt sich deshalb in den Hungerstreik zu treten, bis die Menschen der Gewalt wieder absagen. Er fastete insgesamt 25 Tage, bis zu einer Rede von Kennedy, in welcher Chávez geehrt wird. Der Boykott ist weiterhin ihre mächtigste Waffe, da sie gewaltfrei ist und auch noch einen wirtschaftlichen Einfluss hat.

Der Film konzentriert sich vor allem auf die 60er Jahre von Chávez Leben. Es scheint so als versucht der Film so nahe wie möglich an den Geschehnissen dranzubleiben, da die Handlung im Film mit den historischen Ereignissen übereinander stimmt.  So wurde auch im Film festgehalten, wie sich die Mexikaner und die Filipinos zusammentaten und wie aus zwei Organisationen, eine einzige wurde. Außerdem wurde ebenso ihr gemeinsamer Marsch aufgezeichnet, bei welchem sie bis nach Sacramento gingen und sich zahlreiche Menschen anschlossen. Durch diesen Zusammenschluss kam es schließlich auch zu den „United Farm Workers“.[1]

Zusätzlich zu den historischen Begebenheiten wird aber auch Chávez Familienleben im Film aufgegriffen, da die Probleme mit seinem Sohn einen leitenden Faden durch den Film ziehen. Dies zeigt den Versuch den Zuschauer auf einer anderen emotionalen Basis anzusprechen als der Rest des Films. Zudem lässt es Chávez auch menschlicher erscheinen, da sich nicht alles in seinem Leben um die Organisation dreht. Außerdem wird deutlich, dass auch er nicht fehlerfrei ist.

Der Anfang des Films ist wie ein Interview mit Chávez aufgebaut, es scheint deshalb so als würde er seine eigene Geschichte erzählen. Dazu werden schwarz-weiß Aufnahmen eingeblendet, welche seiner Erzählung folgen und die Arbeiter auf den Feldern zeigen.

Danach wechseln die Aufnahmen aber wieder auf farbige Bilder, und spielen in den 60er Jahren. Chávez ist anfangs schwer einzuteilen im Film, da er in sauberen Kleidern auf dem Feld erscheint und mit den hart schuftenden Arbeitern redet, er sticht somit deutlich hervor. Wenn man den Film nicht weiterverfolgen würde, dann hätte man den Eindruck er würde etwas Besseres darstellen, als die Feldarbeiter. Jedoch stellt sich heraus, dass er ihnen Hoffnung auf ein besseres Leben macht. Die Filmausschnitte auf dem Feld erscheinen einem über den ganzen Film hinweg etwas bräunlicher als die restlichen Szenen. Jedoch sind auch über den kompletten Film unterschiedliche bräunliche Töne präsent, von der Kleidung bis hin zur Umgebung. Es ist außerdem kein Film mit besonders hellen oder auffälligen Farben. Die Farben spiegeln eher die Geschichte und die Handlung wieder als, dass sie im Fokus stehen.

In den Ausschnitten, wo eine Bedrohung im Mittelpunkt steht, ob dies nun die Bedrohung der Polizei gegenüber den Filipinos ist, oder als Chávez Sohn von einem Auto bis nach Hause verfolgt und beschimpft wird, die Dunkelheit in diesen Szenen machen diese Bedrohungen deutlich. Es gibt nur wenig Licht in diesen Ausschnitten und durch die Schatten und die Dunkelheit werden einem die Gefahr und die Ängste der Menschen übermittelt.

In den meisten Szenen, wo über etwas geredet wird, das den Menschen gefährlich werden könnte oder ein großes Risiko mit sich bringt, ist ebenfalls nur wenig Licht zu sehen oder es ist bereits Nacht. So zum Beispiel ganz zu Anfang des Films, wo Chávez mit einem Mann über eine bessere Zukunft für seine Kinder redet, oder als Chávez Frau mit ihm darüber diskutiert, dass sie „Huelga“ bei den Feldern rufen möchte, obwohl dies verboten ist und sie daraufhin festgenommen wird. In solchen Situationen erscheinen keine fröhlich stimmenden Farben, sondern alles ist eher grau-braun gehalten.

Es wird im weiteren Verlauf des Films immer deutlicher, dass Chávez für die Mexikaner kein Außenstehender ist. Er selbst arbeitet auch auf dem Feld, bevor die Streiks anfangen, und er versteht die Sorgen und die auswegslosen Geldprobleme der Menschen. Die Armut der Menschen sieht man über den kompletten Film hindurch, an ihrer Kleidung, ihrer Unterkunft und daran, dass sie auf die Feldarbeit angewiesen sind, obwohl sie da nur sehr gering verdienen.

Im Gegensatz zu der Armut der Mexikaner steht der erhebliche Reichtum, das Wohlergehen der Amerikaner. Sie treten fast immer in teuren Anzügen auf, sie leben in großen, prachtvollen Häusern und fahren schöne Autos. Der Gegensatz zwischen beiden Gruppen könnte somit nicht größer sein. Besonders auffallend ist dieser Unterschied, als Senator Kennedy die Polizei auf ihr ungerechtes Verhalten aufmerksam macht. Der Raum ist voll mit Menschen und die Amerikaner tragen luxuriöse Anzüge, dagegen tragen die Mexikaner alltägliche Kleidung.

Zudem bringen die meisten Amerikaner kein Verständnis für die Mexikaner mit, sie beschweren sich über die Menschenansammlungen bei der Polizei und wollen die Streiks unterbinden. Die Polizei nimmt ihre Bedenken zur Kenntnis und von da an, sieht man sie öfters bei Streiks stehen. Für die Mexikaner gibt es jedoch kein Gesetz, dass sie in irgendeine Weise schützt, weder vor der Ausbeutung ihrer Arbeit noch gegen die brutalen Gewaltausübungen der Amerikaner bei ihren Streiks. Die Polizei versucht das Ganze eher unter den Tisch zu kehren, so zum Beispiel als die Mexikaner bei einem Streik schonungslos mit Pestiziden besprüht werden. Man sieht deutlich, wie sich die Polizei unbekümmert umdreht und zu ihrem Wagen geht, statt den Menschen zu helfen.

Es gibt aber auch einige Amerikaner, die auf Seiten der Mexikaner stehen, so der Senator und spätere Präsident John F. Kennedy, ihr Anwalt Jerry Cohen und viele einzelne Menschen, welche die Trauben boykottieren und ihrer Sache somit helfen.

Trotzdem ist die rassistische Denkweise der Amerikaner stark vertreten, die Bauern reden herablassend über die Mexikaner. Sie sagen ihnen sogar, dass sie zurück nach Mexiko gehen sollen, dabei sind die Bauern von den Feldarbeitern abhängig, da sie billige Arbeitskräfte darstellen. Außerdem wird Chávez Sohn aufgrund von seiner Herkunft in der Schule gehänselt und ihm werden Beschimpfungen nachgerufen. Die Amerikaner werden somit als überheblich gegenüber den Mexikanern dargestellt, aber auch als gewalttätig. Chávez will sein Anliegen gewaltfrei lösen, die Amerikaner benutzen dagegen Gewalt und Waffen. So sieht man bei den Streiks ständig bedrohliche Gewehre bei den amerikanischen Bauern, damit versuchen sie die Mexikaner einzuschüchtern. Außerdem, wenn es zu Gewaltausübungen bei den Streiks kommt, dann von Seiten der Amerikaner, nur einmal haben sich die Mexikaner gewehrt und daraufhin ist Chávez in den Hungerstreik getreten. Die Mexikaner benutzen hingegen ihre mächtigste Waffe, und das ist der Boykott, damit kosten sie die Farmer mehrere Millionen Dollar.

Mit dem Voranschreiten des Films wird die Verzweiflung der Mexikaner immer deutlicher. Die Farben werden dunkler und es werden mehr Nahaufnahmen gezeigt, in welchen man die Verzweiflung an Chávez Gesicht ablesen kann. In der Zeit des Hungerstreiks werden unklare verwirrende Bilder zusammengeschnitten, welche seine Niedergeschlagenheit und Hilflosigkeit darstellen. Er weiß sich nicht anders zu helfen, als in den Hungerstreik zu gehen und somit auf eine extreme Maßnahme zurückzugreifen.

Im Gegensatz zu der verzweifelten Situation der Mexikaner sieht man die Amerikaner, dessen Ausschnitte weder dunkler werden, noch wird in ihren Ausschnitten die Verzweiflung so drastisch dargestellt.

Die einzige Musik, welche im Film vorkommt, ist Instrumentalmusik. Sie bringt eine gewisse Ruhe mit. Sie wird in Momenten eingespielt, welche von großer Bedeutung sind, so wie zum Beispiel als beide Gruppen sich versammeln, weil die Amerikaner die Bedingungen der Mexikaner unterschreiben. Genauso auch als Chávez zum Ende seine bedeutende Rede hält, dass sie es geschafft haben. Die Musik versucht in bereits stark emotionalen Momenten noch mehr Emotionen beim Zuschauer hervorzurufen. Anhand der Musik kann man also auch vermuten, dass in dem Moment etwas Großartiges passieren wird. Diese Momente veränderten das Leben von so vielen Menschen und genau das versucht der Film und die Musik dem Zuschauer zu vermitteln. Zudem sieht man die Leute lachen und feiern, man bekommt das Gefühl vermittelt, wie glücklich sie sich in dem Moment gefühlt haben.

Die Sprache im Film wechselt zwischen Spanisch und Englisch. Zwischen den Mexikanern wird meistens Spanisch geredet, dies gibt dem Zuschauer das Gefühl das Geschehene nicht nur als Außenstehender zu beobachten, sondern näher an die Handlung heranzutreten. Englisch wird im Allgemeinen eher gesprochen, wenn ein Amerikaner im Bilde ist und sie stellen die Außenstehenden dar, dadurch gibt einem das Spanische ein Gefühl der Zugehörigkeit und der Teilnahme am direkten Leben der Mexikaner.

Zusammenfassend ist der Film „César Chávez“ eine spannende und lehrreiche Filmbiografie, welche dem Zuschauer das Leben von César Chávez in den 60er Jahren näherbringt. Außerdem lernt man einiges über den Einsatz der unterschiedlichen Organisationen und wie sie versucht haben den Menschen zu helfen. Der Film ist sehr stark auf Gefühle ausgelegt, er versucht mittels Musik und emotionalen Reden dem Zuschauer das Geschehen emotional näherzubringen. Außerdem scheint auch der Rassismus gegenüber den Mexikanern durch, und mit welchen Beschimpfungen sie sich tagtäglich durchschlagen müssen. Der Film spricht viele wichtige Themen an, er kann somit auch einen lehrreichen Effekt auf den Zuschauer haben und ihn zum Nachdenken bewegen.

 

[1] When Mexicans and Filipinos joined together, online in: https://ufw.org/mexicans-filipinos-joined-together/ 2017, (Stand: 27.12.2021).