„Monsters“ ist ein Action-Liebesfilm, der sechs Jahre nach einer Alien-Invasion auf der Erde spielt. Nach dem Absturz einer Weltraumsonde der NASA in Mexiko verbreiteten sich außerirdische Lebensformen in der gesamten US-mexikanischen Grenzregion, was zur Quarantäne von halb Mexiko führte. Der Kriegsfotograf Andrew Kaulder (gespielt von Scoot McNairy) soll nun die Tochter seines Chefs namens Samantha Wynden (gespielt von Whitney Able) durch die infizierte Zone in Mexiko bis zur sicheren US-Grenze begleiten. Er willigt ein, wenn auch nur widerwillig. Auf ihrer Reise quer durch Mittelamerika wird ihnen nicht nur bewusst, wie weit die Außerirdischen bereits vorgedrungen sind, sondern auch welche Gefühle die beiden für einander entwickeln.
Ton – Von ruhiger Fahrstuhlmusik und Nachrichtensendungen
Mit stimmungsvoller und irgendwie auch mysteriöser Musik startet der Film. Dem Zuschauer wird dabei kurz die Hintergrundgeschichte und damit die Alien-Invasion erklärt, bevor die Musik in das Geräusch eines Hubschraubers überwechselt. Man hört hektische Stimmen von Soldaten, ein Auto erscheint auf dem Bildschirm. Der Film beginnt mit Nachtsichtaufnahmen einer Patrouille der US-Armee, die durch eine Stadt fährt. Plötzlich sind Schüsse zu hören, eine Explosion wirft eines der Fahrzeuge um. Während die Credits über den Bildschirm flimmern, sieht man immer wieder Ausschnitte von US-Soldaten, die auf eine riesige Tentakel-Kreatur schießen. Im Hintergrund hört man eine Funkübertragung von einem der Soldaten, der die Genehmigung für einen Luftangriff einzuholen versucht. Ein Zivilist schreit um Hilfe und zerrt eine Frau von der Straße. Augenblicke später trifft eine Rakete die Kreatur und alles wird schwarz, bevor „Monsters“ in aller Stille eingeblendet wird. Dann hört man wieder die Geräusche eines Hubschraubers.
Bereits in den ersten Minuten des Films wird deutlich, welche Atmosphäre der Film eigentlich schaffen möchte – eigentlich deshalb, weil es die einzig spannende (und auch so ziemlich einzige) Kampfszene im Film bleibt. Wer also einen Action-Science-Fiction-Kracher erwartet hat, wird enttäuscht sein. Viel eher ist der Film ein Liebesdrama mit immer wieder kehrenden Hubschrauber-Geräuschen und im Hintergrund spielenden Nachrichtensendungen. Als Andrew und Samantha beispielsweise mit dem Zug Richtung US-Grenze fliehen wollen und in einem Haus bei einer mexikanischen Familie unterkommen, weil der Zug nicht mehr weiter fahren kann, wird der Fernseher eingeschaltet und natürlich erscheint eine Nachrichtensendung. Neben weiteren solcher Szenen sind es vor allem jene mit Hubschraubern und Düsenjets, die den Zuschauer immer wieder daran erinnern sollen, dass es sich ja eigentlich um einen Action-Monster Film handelt – auch wenn man die Außerirdischen nie sieht. Ein Element, das sich durch den gesamten Film zieht.
„Monsters“ – Wo sind die denn eigentlich?
Denn während der Film so über den Bildschirm flimmert, fragt man sich schon: Wo sind eigentlich die versprochenen Monster? Eine Hauptrolle spielen die Kreaturen, die lange Tentakelarme haben und wie Wale klingen, nämlich nicht. Ganz im Gegenteil: In Mexiko schmeißen die Menschen weiter ihre Partys und erklären den beiden Protagonisten mehrfach, wie sicher sie sich in Mexiko fühlen. Selbst die Soldaten, die Andrew und Sam auf dem Weg durch den Dschungel begleiten, sagen, es sei hier sicher. Kurz darauf werden sie allerdings durch ein plötzlich auftauchendes Monster getötet. Doch selbst jetzt sieht man nicht viel von den Kreaturen. Spannungsaufbau weit verfehlt.
Nur ganz zum Schluss, als die beiden Protagonisten es endlich in die USA geschafft haben, kann man die Monster endlich mal richtig sehen – und dann gleich zwei Stück auf einmal. Doch anstatt nun ein überraschendes Ende zu kreieren, entscheidet man sich für den klassischen Kitsch. Denn die angeblichen Monster scheinen gar nicht böse zu sein. Sie kommunizieren friedlich miteinander und scheinen Andrew und Sam entweder zu ignorieren oder gar nicht wahrzunehmen, bevor sie wieder verschwinden. Dann küssen sich auch noch die beiden Protagonisten. Aber hatte Sam nicht einen Verlobten, zu dem sie zurückkehren wollte? Auf das Liebesdrama komme ich deshalb jetzt zu sprechen.
Figuren – Warum das Liebesdrama?
Noch zu Anfang können sich die beiden Protagonisten nicht ab und Andrew willigt nur gezwungenermaßen ein, die Frau seines Chefs heile über die Grenze zu bringen. Doch kaum übernachten die beiden in einem Hotel, braucht es für Andrew nur ein wenig Alkohol und schon versucht er mit schlechten Flirtversuchen in Sams Bett zu kommen. Diese winkt das jedoch lächelnd ab, immerhin hat sie ja einen Verlobten. Als sie jedoch am nächsten Tag an Andrews Tür klopft und dieser sie öffnet, läuft sie beleidigt weg, als sie bemerkt, dass Andrew die Nacht mit einer anderen Frau verbracht hat. Hätte sie ihren Pass gehabt, wäre sie wohl ohne Andrew weiter in den Norden gereist. Woher nun die Eifersucht kommt, scheint niemand genau beantworten zu können.
Sams Verlobung scheint nur deshalb eine Rolle zu spielen, als sie im Tausch gegen ihren Verlobungsring eine kleine Truppe Soldaten anheuert, die sie auf dem Landweg durch die infizierte Zone begleiten sollen.
Generell hat der Film kaum eine Handlung parat. Die Zeit, in der die beiden Protagonisten das ganze Land durchqueren, vertreiben sie sich mit Gesprächen und Telefonaten, die belangloser nicht sein könnten. Während Andrew anscheinend einen Sohn hat, der aber nicht weiß, dass er sein Vater ist, und Sam einen Verlobten, der auch keine wichtige Rolle zu spielen scheint, diskutieren die beiden beispielsweise darüber, ob sie Haustiere besitzen. Sams Antwort lautet dann: „Nein, mein Verlobter ist Allergiker“ woraufhin Andrew antwortet „Oh Mann, das ist echt scheiße“. Dadurch erhält der Film leider nicht wirklich die erwünschte Tiefe.
Kamera und Regie – „Beste technische Leistung“?
Für seine Kameraführung, das Produktionsdesign und die Visuellen Effekte erhielt Regisseur Gareth Edwards 2011 den Evening Standard British Film Award für die „Beste technische oder künstlerische Leistung“. Denn was man dem Film unbedingt anrechnen muss, ist, dass er eine ungewöhnliche Produktionsgeschichte besitzt. Mit nur 20.000 Dollar und ohne ein richtiges Drehbuch hatte sich Edwards mit den beiden Hauptdarstellern nach Mexiko begeben und einfach drauf los gefilmt.
Leider merkt man dies aber auch in verschiedenen Szenen. Allein als die beiden Protagonisten ein Ticket für die Fähre ergattern wollen, wird die Szene immer wieder mit zahlreichem Schnittmaterial bestückt. Das macht das Ganze hektisch und man weiß gar nicht genau, wo man nun hinschauen soll. In anderen Szenen wiederum gab es anscheinend zu wenig Schnittmaterial. So wird beispielsweise ewig lang ein Sonnenaufgang gezeigt, bevor es mit der Handlung weiter geht.
Amerika vs. Mexiko – Ein Brite, der Kritik übt?
Scheinbar ganz nebenbei möchte Gareth Edwards auf aktuelle politische Debatten hinweisen. Weil die Weltraumsonde der NASA ausgerechnet in Mexiko abstürzt und sich von dort aus die Aliens verbreiten, baut die USA eine riesengroße und kaum überwindbare Mauer, die Amerika vor den Monstern (und vermutlich auch vor Einwanderern) schützen soll.
Wenn mal jemand gegen ein Monster kämpfen sollte, dann sind es zumeist US-Soldaten. So wird in der ersten Szene der besagte Luftangriff durch die USA durchgeführt.
Amerika wird allerdings nicht nur als Held dargestellt. Oft wird betont, dass Andrew und Sam ja einen amerikanischen Pass besitzen und deshalb unbedingt in den Norden gebracht werden müssen – sei es im Zug oder kurz vor der Fähre. Andrew versucht sogar noch den Preis für die Fähre herunter zu handeln, weil sie ja eben Amerikaner seien.
Einige der Mexikaner, die sie unterwegs treffen, bemängeln zudem, dass Amerika für die Mauer einfach nur viel zu viel Geld ausgegeben hätte. Der Film wirkt in diesem Moment eher wie eine Dokumentation.
Eine Szene, die mich zum Schluss besonders verwirrt hat, war, als Andrew und Sam endlich die Grenze überqueren können und in einem anliegenden, zerstörten Dorf eine ältere Frau vorfinden. Sekundenlang starren sich die drei an und man wartet nur darauf, dass etwas passiert. Plötzlich gibt die Frau einfach nur ein „Quack“ von sich und geht weiter. Sollte man das Ganze versuchen zu interpretieren oder war es einfach nur Schnittmaterial, das es rein geschafft hatte, weil der Film sonst zu kurz geworden wäre?
Fazit
Wer sich auf einen Actionfilm mit vielen Kampfszenen zwischen Menschen und Monstern gefreut hat, den muss ich leider enttäuschen: Das (nicht wirklich überzeugende) Liebesdrama zwischen Andrew und Samantha spielt die Hauptrolle im „Monsters“-Film. Von den eigentlichen Monstern ist dabei nicht wirklich etwas zu sehen. Dennoch klären andauernd verschiedene Nachrichtensendungen über die Kreaturen auf, die die Erde befallen haben. Wer Lust auf Biologie hat, erfährt sogar, wie sich die Kreaturen fortpflanzen. Von einem Spannungsaufbau und viel Handlung ist allerdings wenig zu sehen. Es ist einfach nicht das, was man erwartet, wenn man sich vorab den Trailer des Films anschaut.
Dennoch muss man Gareth Edwards eins lassen: nicht nur übernahm er Regie, Kamera und Visual Effects; er hat mit nur wenig Personal und noch weniger Geld etwas geschaffen, das immerhin knapp 90 Minuten lang ist und aktuelle politische Themen anspricht – so unter anderem den amerikanischen Patriotismus und das Einwanderungsproblem der USA. Auch an Kreativität scheint es dem Regisseur eigentlich nicht zu fehlen. Nicht ohne Grund durfte er deshalb vermutlich auch die Regie eines Films im Star Wars Universum übernehmen.
von Josefine Battermann
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