Wilfried Bos stellt in der Begleituntersuchung zu IGLU 2003 fest, dass Jungen sich in der Tendenz – im Vergleich mit der weiblichen Gleichaltrigengruppe – signifikant weniger sicher in Schule fühlen, deutlich weniger gerne zur Schule gehen und eindeutig häufiger das Gefühl haben, dass sich die Lehrkräfte nicht/wenig um sie kümmern. Wie erklären Sie sich diese Ergebnisse und wie könnte man diese Situation verbessern?
Erst einmal ist zu sagen, dass dieses Ergebnis vor 12 Jahren entstanden ist. Daher sollte man es mit Skepsis betrachten. Ich denke, dass die Leistung von jedem selber abhängig ist. Alle Schüler sind unterschiedlich motiviert und diszipliniert.
Trotzdem denke ich, dass Jungen im jüngeren Alter weniger motiviert und leistungsorientiert sind als Mädchen. Eine Ursache könnte sein, dass sie sich durch den Überschuss an weiblichen Lehrerinnen nicht verstanden fühlen und ihnen eine Bezugsperson fehlt, an der sie sich orientieren können. Möglicherweise haben sie das Gefühl, dass die weiblichen Lehrkräfte den Mädchen mehr Aufmerksamkeit geben und fühlen sich dadurch benachteiligt. Doch auch die Pubertät spielt meiner Meinung nach eine große Rolle, denn in dieser Zeit verändern sich die Interessen der Jungs. Die Schule spielt dabei eine unwichtige Nebenrolle und die Hobbys oder ähnliche Sachen werden präferiert. Wenn sie sich in dieser Zeit nun wild und laut verhalten, was normal ist, stoßen sie bei den weiblichen Lehrkräften auf Unverständnis.
Ich denke, dass die Lehrkräfte alle Schüler gleich behandeln und vor allem motivieren sollten. Sie müssen mehr auf die Schüler eingehen und ihnen einen geeigneten Ansprechpartner bieten, der allen die gleiche Aufmerksamkeit schenkt.