Die Quarterlife Crisis – Mittendrin?

Die Corona-Krise und der Winter schlagen momentan ganz schön zu: selbst beim Aufstehen ist es dunkel, draußen regnet es den ganzen Tag und nach dem erzwungenen Spaziergang können wir uns dieses Jahr nicht einmal in einem kuscheligen Café aufwärmen. Die Winter-Depression kickt unter Corona-Bedingungen 2021 ganz besonders rein und bei all der Isolierung bleibt uns ganz schön viel Zeit, die wir in unserem Kopf mit Grübeln und „Overthinking“ verbringen können. Da kann man schon an so manchen Tagen mal die eigene Lebens-Gestaltung hinterfragen. Studiere ich überhaupt das Richtige? Und zu welchem Beruf soll mich mein Studium führen? Wollte ich Ende 20 nicht eigentlich schon eine Familie gründen oder will ich mich noch einmal richtig ausleben so lange ich jung bin? Wenn diese Zweifel über das eigene Leben und Zukunftsängste überhand nehmen, spricht man auch von einer Quarterlife Crisis.

Was ist das?

Wie der Name bereits beinhaltet, ist die Quarterlife Crisis eine Sinnkrise, welche im ersten Viertel des Lebens, sprich ca. zwischen 20 und 30 Jahren eintritt. Grund dafür sind der Übergang ins Erwachsenenalter und fundamentale Veränderungen wie z.B. der Annahme des ersten Jobs, welche damit einhergehen. (vgl. Prattes et al. 70) Prattes und Zwander zufolge sind vor allem Studierende davon betroffen, „welche gut ausgebildet, erstmals in das Berufsleben einsteigen und den geschützten Raum der Universität endgültig verlassen“. (vgl. Prattes et al. 70) In diesem Abschnitt werden sie vermehrt durch Unsicherheiten, Zweifel und Orientierungslosigkeit geprägt. Damit einher geht ein Gefühl von Identitätsverlust. Fragen wie „Ist meine Jugend jetzt vorbei?“, „War das Studium umsonst?“, „Will ich Karriere machen oder eine Familie gründen – oder beides?“, wenn ja „Wie vereinbare ich den Beruf mit meiner Familienplanung?“, „Wer bin ich?“, „Was erwarte ich mir von meinem Leben?“, „Was will ich wirklich?“, „Soll das jetzt für immer so bleiben?“, „Was ist, wenn ich es nicht schaffe, was ich mir vorgenommen habe?“, „Was waren meine bisherigen Leistungen und wie kommt es, dass andere alles besser und in ihrem Leben bereits weiter sind, als ich?““ (vgl. Prattes et al. 72) plagen uns und Rauben teilweise den Schlaf. Dazu mischen sich Zukunftsängste und die Angst vor Veränderungen, welche im Verlaufe des Lebens von uns erwartet werden. (vgl. Prattes et al. 72)

Mögliche Ursachen:

In ihrer Masterarbeit befassen sich Prattes und Zwander mit verschiedenen Ursachen für eine Quarterlife Crisis. Mögliche Auslöser können demnach das Ende der Kindheit, der Auszug aus dem Elternhaus, ein Strukturwandel wie bspw. der Übergang von der Universität in den Beruf, die richtige Berufswahl, Identitätsfindung über den Beruf, die (Hinter-)Frage nach einer Partnerschaft und der Druck der Gesellschaft sein. (vgl. Prattes et al. 75 – 86) Auch social Media trägt nach Angaben von Zeit Campus zu einer vermeintlichen Identitätskrise bei.

Mögliche Symptome:

Neben den immer wiederkehrenden Fragen, welche durch den Kopf geistern, bringt eine Quarterlife Crisis auch ernsthafte (psychische) Folgen mit sich. Der Begriff des Übergangs zum Erwachsenwerdens wird in der Psychologie auch als „Emerging Adulthood“ bezeichnet. „Während sich die einen also ausleben oder gut angepasst sind, mühen sich die anderen mit den Herausforderungen ab“, beschreibt Lang mit Hinblick auf diese Lebensphase. Als mögliche Folgen führt sie depressiven Symptomen, Überforderungsgefühle, Erschöpfung, Traurigkeit, Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit auf. (vgl. Lang 11)

Erkennt ihr euch in dieser Beschreibung wieder? Sich in einer Krise zu befinden, bedeutet nicht das Ende und irgendwann lässt sich dieser Zustand hoffentlich überwinden! Mit diesem Artikel hoffe ich, euch ein bisschen informiert zu haben, denn ich finde es immer sehr hilfreich zu wissen, dass wir mit unseren Problemen nicht alleine sind, sie und diese nicht irrational, sondern für diesen Lebensabschnitt sehr geläufig und sogar offiziell benannt sind. Dennoch sollten depressive Gefühle und Motivationslosigkeit definitiv ernst genommen werden! Wenn ihr das Gefühl habt, dass alles zu viel wird und ihr euch alleine überwältigt fühlt, dann wendet euch unbedingt an eine psychische Beratung! Ein möglicher erster Schritt könnte es zum Beispiel sein, bei der Psychologischen Beratungsstelle des Studierendenwerks anzurufen. Die Beratung ist kostenfrei! Weitere Informationen über diese findet ihr auf deren Website https://www.stw-bremen.de/de/beratung und auch in Sarahs´ Artikel „Hilfe zur Selbsthilfe“ – Mit der psychologischen Beratungsstelle im Gespräch

Weitere Informationen zur Quarterlife Crisis findet ihr außerdem im anschaulichen Videoformat bei Zeit Campus (unbezahlte Werbung): https://www.zeit.de/campus/angebote/howitworks/quarterlife-crisis?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F 

Telefonische Kontaktdaten zur Terminvereinbarung bei der psychologischen Beratungsstelle der Universität Bremen:

Frau Intemann, Sekretariat: (0421) 22 01 – 1 13 10

Quellen:

Lang, Julia Elisabeth (2019) : Die Bedeutung romantischer Beziehungen für das Wohlbefinden beim Erleben des Erwachsenwerdens.Masterarbeit, Universität Wien. Fakultät für Psychologie http://othes.univie.ac.at/57276/1/60988.pdf (12.01.2021).

Prattes, Anna Elisa; Zwander, Anja (2019): Quarterlife Crisis Der offene Lebensentwurf nach dem Studium. Masterarbeit, Universität Graz, Institut für Erziehungs- und Bildungswissenschaft. http://www.sozialeforschung.at/168_Prattes_Anna_Elisa_Zwander_Anja_2019.pdf. (12.01.2021)

2 Kommentare
  1. Anja Zwander
    Anja Zwander sagte:

    Liebe Leah!
    Ich fühle mich geehrt, dass Sie mich, zusammen mit meiner Kollegin Anna Prattes in ihrem Beitrag zitieren und möchte nicht pingelig sein (und bin es jetzt doch ;)), aber sie haben meinen Namen im Fließtext falsch geschrieben. Zwander, nicht Zwacker ;)

    LG Anja Zwander

    Antworten
    • Leah
      Leah sagte:

      Liebe Frau Zwander,
      Entschuldigen Sie bitte vielmals, da ist mir wohl ein Fehler unterlaufen! Ich habe den Text jetzt verbessert und hoffe, das ist so in Ordnung. Freut mich, dass Ihnen der Artikel sonst gefällt und vielen Dank für Ihre tolle Arbeit zur Quarterlife Krise! :)
      Viele Grüße,
      Leah Binzer von der Eule

      Antworten

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