Beben in Fachbereich 9

Kurz vor dem Ende der Veranstaltungszeit, wenn die Ersten in Gedanken bereits im Urlaub sind, andere mitten in der Klausurvorbereitung stecken und sich eigentlich niemand mehr groß um hochschulpolitische Themen kümmert, ging vergangene Woche unerwartet ein mittelschweres Beben durch den Fachbereich 9 – Kulturwissenschaften. Am Abend des 09. Juli erreichte eine dringliche Mail die verschiedenen Stugen der Fakultät. Der Verfasser der Mail: Dominik Lange, Studierendenvertreter im Fachbereichsrat. Der Inhalt: Im Hauruckverfahren geplante, weitreichende Änderungen des Fachbereichs durch eine professorale Mehrheit im Rat ohne Einbeziehung der restlichen Mitglieder. Der Termin: Die für den nächsten Tag angesetzte Sitzung des Fachbereichsrats. Das Ziel: Alle Kräfte mobilisieren um die geplanten Änderungen abzuwenden.

Konkret plane man die aktuelle Dekanin Prof. Dr. Dorle Dracklé durch Prof. Dr. Winfried Pauleit zu ersetzen.In diesem Zuge werde zudem intensiv über einen Namenswechsel des Fachbereichs nachgedacht. Darüber hinaus sollen aus den bisherigen Instituten dem Fachbereichsrat unterliegende Studienkommissionen gebildet werden, so Lange in seiner Mail. Dahinter steht die Idee einer groß angelegten Umstrukturierung des Fachbereichs. Das Rektorat, so hört man, sei unzufrieden mit der Entwicklung der vergangenen Jahre. Die Ideen reichen von Veränderungen der Module bis hin zu einer Integrierung der Studiengänge in andere Fachbereiche. Über diese Gedankenspiele, welche zum Teil anscheinend bereits zu festen Plänen herangereift sind wurde ein Großteil der Mitglieder des Gremiums kaum oder erst sehr kurzfristig informiert. Ein Vorgehen, welches aufhorchen lässt. Schließlich geht es darum, in welche Richtung sich der Fachbereich in Zukunft entwickeln wird. Die Einsetzung eines neuen Dekans oder einer neuen Dekanin ist immer auch eine Weichenstellung für neue Visionen und Ideen. Und es ist eine Weichenstellung für den Fluss der Gelder, welche ein Fachbereich erhält. Dass über solche gravierenden Änderungen ohne vorausgegangenen Austausch und Diskussionen abgestimmt werden soll scheint unverständlich. So sorgte die am 02.07. (also eine Woche vor der Sitzung) bekannt gegebene Kandidatur von Professor Pauleit nicht nur bei den Studierenden, sondern auch bei der amtierenden Dekanin Dracklé und weiten Teilen des Rats für Irritation, war man doch bisher davon ausgegangen Dracklé würde ihre Arbeit auch für die kommenden zwei Jahre fortsetzen. Dass Pauleit, andere, möglicherweise kontroverse Ideen für den Fachbereich der Kulturwissenschaften hat ist nicht verwerflich. Es ist sogar unterstützenswert. Hochschulpolitik lebt von der Diskussion, von der Auseinandersetzung, der Entwicklung und von engagierten Akteuren, welche für ihre Vorstellungen der Uni eintreten. Ansonsten tritt man auf der Stelle. Doch die Komponenten Auseinandersetzung und Diskussion fehlen in dieser Situation. Kandidat*innen für die Dekanstelle sollte eine Möglichkeit der Vorstellung der eigenen Ideen und für den Rat und die Studierenden des Fachbereichs eine Möglichkeit zur kritischen Nachfrage voraus gehen. So geschehen bei der letzten Wahl. Allein schon aus zeitlichen Gründen war das in dieser Situation kaum möglich.

Das ZeMKI (Zentrum für Medien- Kommunikations- und Informationsforschung) ist neben dem WoC (Worlds of Contridiction) eines von zwei autonomen Forschungsinstituten in Fachbereich 9.

Besonders brisant: Angestoßen wurde das ganze von den Professoren im Rat, welche Mitglieder des ZeMKI sind und darüber hinaus seit den letzten Gremienwahlen die professorale Mehrheit im Fachbereichsrat besitzen. Erstmals gab es hier zusätzlich zur allgemeinen Liste der Hochschullehrer auch eine reine ZeMKI Liste. Dadurch konnten die Professoren Averbeck-Lietz, Radde-Antweiler, Pauleit und Hepp alle vier in den Rat einziehen. Es steht die Befürchtung im Raum, dass Zukünftige Entscheidung vor allem das ZeMKI begünstigen könnten. Man habe eine Unzufriedenheit mit der derzeitigen Arbeit wahrgenommen heißt es von dort. Aus diesem Grund kam man zu der Entscheidung einen Gegenkandidaten aufzustellen. Darüber hinaus habe es nie Pläne über eine Namensänderung oder eine Aufsplittung des Fachbereiches gegeben. Laut unseren Informationen gab es aber zumindest Andeutungen in diese Richtung. Nach eindeutigen Aussagen von Professor Pauleit in der letzten Woche scheinen diese (wenn es sie denn gegeben hat) aber zumindest vom Tisch.

Eine Wahl hat es am vergangenen Mittwoch nicht gegeben. Vor den Augen der zahlreichen Studierenden, welche der Mail von Dominik Lange gefolgt waren, wurde die Wahl der Dekanin oder des Dekans vertagt. Stattdessen findet nun am 23.10 ein öffentlicher Termin statt, an dem die Kandidat*innen ihre Ideen vorstellen und alle Studierenden des Fachbereichs Fragen stellen können. Wir werden uns das ganze natürlich anschauen und euch hier auf dem Laufenden halten.

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