Studis machen: NUB – Naturschutzgruppe an der Uni Bremen ♻

Mutternatur ruft und der Naturschutz rückt auf. Gewappnet mit blauen Müllsäcken, Leidenschaft und einem Funkeln in den Augen sind sie bereit unseren Campus von den, fürs Ökosystem, bedrohlichen Müllresten zu befreien. Jedenfalls so etwas in der Art habe ich mir vorgestellt, als ich zum ersten Mal über den NUB (Naturschutzgruppe an der Uni Bremen) und ihre Müllsammelaktion auf Facebook gestolpert bin. Dieses Kopfkino wäre aber nicht nur klischeehafter als so mancher Film, sondern im Endeffekt auch zu oberflächlich. Als ich mich, am Montagmorgen im Café Central, mit Scarlett und Hannah zu einem spontanen Interview treffe, verraten mir die beiden was noch Spannendes hinter ihrer freiwilligen Arbeit beim NUB steckt.

Ich fange mal mit folgender Frage an: Was versteckt sich hinter Eurem Namen? Also wofür steht Ihr und was macht Ihr eigentlich?

NUB: Also, unsere Ziele: Wir haben am Anfang oder haben immer noch das Ziel den Naturschutzgedanken, an der Uni zu verbreiten. Einfach, vielleicht ein bisschen Aufklärung über den Naturschutz zu leisten. Die Leute aufmerksam darauf zu machen warum es wichtig ist und es präsenter an der Uni zu machen.

Genau, der NUB steht für Naturschutzgruppe an der Uni Bremen und am Campus gab es eben vorher keine Naturschutzgruppe. Auch nicht von studentischer Seite und es mischt sich der Gedanke, dass man eben die Aufmerksamkeit auf den Naturschutz lenkt, aber auch das man dadurch bekannt ist und Projekte gestaltet für den Naturschutz.

Und wie sehen dann diese Projekte aus?

NUB: Ja, es gibt viele verschiedene Projekte und viele Ideen. Jeder der quasi eine Idee hat, die umsetzbar ist und dazu passt, was wir allgemein so machen wollen, kann das machen. Dann reicht das von halt sehr biologischen Sachen – wie Katierungsprojekten (Erläuterung: Wir wollen einfach wissen was wächst an der Uni. Es quasi eine Bestandsaufnahme. Wir fragen uns, ob irgendetwas gefährdet ist? Wie wird sich das in der Zukunft entwickeln? Diese Daten müssen ja immer aktualisiert werden. Das machen wir zum Beispiel mit Vögeln, Libellen und Amphibien)  – dann haben wir andere Projekte in Richtung Bepflanzung. Wir haben zum Beispiel Obstbäume auf dem Campus gepflanzt letztes Jahr. Apfel, Birne, Quitte, Kirsche.

Wo kann man diese Bäume finden?

NUB: Beim Sportturm, also dahinter und wenn man Richtung Uni Nord fährt, gibt es dort eine Grube und dort stehen auch welche. Und vereinzelt noch an anderen Stellen. Die haben wir letztes Jahr gemeinsam gepflanzt.

Die Idee dahinter ist etwas anders und entspricht nicht nur dem Klischee „Wir müssen einfach Bäume pflanzen!“. Das machen wir ja nicht einfach so, sondern es gab eine Veröffentlichung in welcher stand, dass 70% der Insekten deutschlandweit zurückgegangen sind. Das war bei uns ein großes Thema, für uns einfach dramatisch und erschreckend, dass diese Erfassung von Insekten die zurückgegangen sind, in Naturschutzgebieten war. Das ist noch schlimmer, weil sie dort vor allem vorkommen sollten. Wir dachten uns, dass wir irgendetwas tun müssen, um Lebensräume für diese Insekten zu schaffen und für Nahrung auch. Weil durch das Fehlen von Insekten ja auch anderen Lebewesen die Nahrung fehlt.

Ein verwandtes Thema ist zum Beispiel, dass sehr viele Rasenflächen ganz kurz gehalten werden und das ist ja auch ein Lebensraum. Deswegen gibt es auch immer wieder Projekte, in denen sich dafür eingesetzt wird, dass das Gras höher wachsen gelassen wird […].

Wie sieht es damit hier auf dem Uni Campus aus?

NUB: Wir müssen hier sehr viel gegen Bürokratie kämpfen. Das ist gar nicht so einfach durchzusetzen. Und vor allem in den ersten Monaten oder im ganzen letzten Jahr, wird man anfangs vor allem als Student gar nicht ernst genommen und da muss man sich ein bisschen durchkämpfen. Und das mit dem Rasen haben wir leider hier bei der Uni noch nicht erreicht. 

Aber wir machen auch Umweltbildung und Arbeit. Wir haben auch Projekte mit Kindern gemacht und mit ihnen über Insekten gesprochen. Bei einer Klimakonferenz für Jugendliche haben wir bei Workshops über Arten und biologische Vielfalt gesprochen. Also wir machen ganz viele Projekte. Vielleicht noch mal zu den Obstbäumen: Da haben wir auch zusätzlich noch Sträucher und Büsche beim Sportturm gepflanzt.

Wie finanziert Ihr Eure Projekte? Bekommt Ihr Unterstützung von der Uni oder macht Ihr Spendensammelaktionen?

NUB: Das ist abhängig von dem Projekt. Es gibt auch Kooperationen mit dem BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) oder der NABU (Naturschutzbund Deutschland). Wir haben zum Beispiel die Obstbäume geschenkt bekommen, das war sehr großzügig vom BUND. Und wir haben aber auch mit der Umweltschutzbeauftragten an der Uni Kontakt und arbeiten mit ihr zusammen. Das Dezernat 4 (technischer Betrieb und Baunangelegenheiten) unterstützt uns auch.

Wir haben dann zum Beispiel viel mit dem Gärtner zu tun (auch wegen der Bäume) und zu allem, was wir hier machen möchten, müssen wir da Rücksprache halten. Ansonsten haben wir auch schon Spenden-Waffelverkäufe gemacht, zum Beispiel für das Sträucherprojekt, dort haben wir gegen Spenden Waffeln gebacken und konnten Geld sammeln für diese Aktion.

Wie erlebt Ihr das Engagement von Seiten der Studis? Was wünscht Ihr Euch?

NUB: Wir haben viele Mitglieder von verschiedenen Aktivitätsgraden – es ist uns sehr wichtig, dass man so viel machen kann, wie man selbst möchte, denn das alles beruht ja auf der eigenen Freizeit – aber was schon schön wäre, wenn wir noch mehr Menschen aus verschiedenen Fachbereichen interessieren und motivieren könnten bei uns mitzumachen. Weil wir zu 90% aus Biologie Studis bestehen.

Wir haben bisher noch nicht ganz so viel gemacht, um uns in anderen Fachbereichen vorzustellen. Aber wir könnten uns vorstellen, dass zum Beispiel Politikwissenschaften Interesse hätten an Umweltschutz. Oder jeder halt – egal welcher Fachbereich. Jeder der Ideen hat, wie man seine Interessen verbinden kann. Wir haben das letzte Jahr viel Zeit mit Strukturierung verbracht und mittlerweile haben wir es so aufgeteilt, dass jeder seine Projektidee vorstellen kann und alle Leute, die Interesse haben mitzumachen, die melden sich bei der Person. So gibt es auch Studis die vielleicht keine eigenen Projekte machen, sondern sich anderen anschließen und dort dann helfen.

Was würdet Ihr euch denn konkret auf unserem Campus zukünftig wünschen?

NUB: Also mittlerweile sind wir auch so weit, dass wir einige Sachen auf dem Campus umsetzen dürfen, wie zum Beispiel unsere Wildbienenhäuser. Die hängen überall auf dem Campus verteilt an Bäumen, als Nistplatz. Sie sind auch etwas versteckt, sodass sie nicht unbedingt gesehen werden. Und wir haben eine kleine Dachbegrünung hier auf dem Boulevard, zwischen Bio und Geo versteckt. Wir haben das übernommen und den Teich bepflanzt und halt weitergepflegt. Es ist total schön dort hinten, das ist ein kleiner Geheimtipp. Da gibt’s auch immer im Sommer lecker Obst […]. 

Aber was wir uns auf jeden Fall die ganze Zeit wünschen, ist offiziell ein Teil der Uni sein […]. Sie [die Uni] vertrauen einfach nicht darauf, dass es nachhaltig ist und das wir weiter machen, also dass wir es ernst meinen. Und einfach auch das Gefühl zu bekommen, dass die Uni auch mehr hinter uns steht. Und auf der anderen Seite wünschen wir uns das, wie schon erwähnt, auch andere Leute zu uns kommen, die auch andere Ideen haben und vielleicht auch andere Ansätze und Perspektiven mitbringen. Wir wollen erreichen, dass der Naturschutz hier an der Uni wichtiger wird.

In einem Gespräch wurde zu uns auch einmal gesagt, dass wir uns ja nicht Naturschutzgruppe nennen sollten, weil es ja an der Uni keine Natur geben würde. Und das ist kritisch – das Menschen die an der Uni arbeiten nicht wissen, dass es hier auch Natur gibt. Es gibt viele Flächen. Die Fleete, die Rasenflächen […]. Es gibt sehr viel und man kann auch sehr viel schützen und auch machen. Es gibt viel zu tun hier, aber wenn niemand weiß, dass es möglich ist, dann passiert nichts […].

Schön, dass ihr so motiviert seid und auch eine so flexible Struktur in eurer Gruppe habt.

NUB: Ja, das muss auch sein. Unterschiedliche Semester und unterschiedliche Stundenpläne erfordern das. Und halt auch unterschiedliche Interessen oder Schwerpunkte – was total Okay für uns ist, weil man hat auch nicht immer Zeit […]. Wenn du dir die Vogelkatierung anschaust […], will man ja auch nicht am Ende sechzig Leute da sitzen haben die einen Vogel beobachten oder so.

Es gibt ja auch Projekte, die Biologen auch gar nicht betreffen – also betreffen schon mal gar nicht, weil es betrifft ja alle Menschen. Ob sie es wollen oder nicht. Die Müllsammelaktion ist klar dafür da auch Müll zu sammeln, aber es ist auch ein Statement. Dahinter steckt, dass man sagt: Der Campus wird super gereinigt, aber auf den Ruderalflächen und den Grünflächen liegt vieles was dort nicht sein sollte.

Abschließend, eine kleine Frage: Was ist Eure Definition von Umweltschutz?

NUB: Schutz von Biodiversität der Arten, also der Erhalt von biologischer Vielfalt […].

Es gibt viele Leute, die sagen, wozu macht man das? Wozu macht man sich diese Mühe? Auch zu kleinen Projekten und warum diese im „globalen Sinne“ relevant sind? Weil man wird ja die Welt nicht verändern dadurch. Und dann dachte ich [Scarlett, Gründerin von NUB], dass es einen großen Unterschied macht, wenn man etwas tut, als wenn man nichts tut. Einfach nur dieses Bewusstsein zu entwickeln oder sich dafür einzusetzen macht einen riesen Unterschied – Im Gegensatz dazu, wenn man alles passieren lässt und nichts macht.

Wir würden auch gerne den Naturschutzgedanken verankern. Bei den einzelnen Studenten an der Uni, die vor allem als gesamtes einen großen Einfluss hat, was den Natur- und Umweltschutz in Bremen angeht. Als Einrichtung, die fortschrittlich sein sollte, wenn es so welche Themen geht. Es ist ein guter Ort um so was loszutreten und dieses Bewusstsein zu entwickeln.

Dann vielen Dank für Eure Zeit, schön dass es so spontan geklappt hat!

Für unser Interview mit dem NUB haben wir uns mit Scarlett und Hannah (v.r.n.l.) unterhalten.

Der NUB lädt alle die Interesse, Zeit und Lust haben dazu ein an ihrem monatlichen Plenum teilzunehmen – dazu müsst Ihr einfach nur eine E-Mail an diese Adresse schreiben: kontakt.nub@gmail.com und bekommt über den E-Mailverteiler den nächsten Termin genannt. Ansonsten könnt Ihr auch gerne auf den Social Media Kanälen vorbeischauen und Euch weiter informieren! 

  • Instagram: nub_naturschutz
  • Facebook: https://www.facebook.com/NatUniBremen/

Bildquelle: NUB – Naturschutzgruppe an der Uni Bremen

 

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