Episode 04 – Bildung in der digitalen Welt |

Aufgabe 1: Auf welchem Kompetenzniveau bzgl. der sechs Bereiche erleben sie die SuS in der von ihnen besuchten Unterrichtspraxis? Wo sehen sie deutliche Lücken? Wo besondere Stärken? Gerne können sie die Aufgabe nutzen, um mit SuS über das Modell zu diskutieren. Welche Aspekte fehlen den SuS? Welche finden sie überflüssig? Was meinen Sie selbst dazu?

Ich denke bei der Bearbeitung dieser Aufgabe an den neunten Jahrgang meiner Praktikumsschule. Da die SuS sich über mehrere Wochen einer Projektarbeit widmeten, konnte ich gute Einblicke in ihr Verhalten mit Medien beobachten.

 

  1. Suchen und Verarbeiten

In diesem Bereich sind die SuS in der Regel gut vertraut mit der Google-Suchmaschine. Allerdings sind sie leider sehr schnell mit der Entscheidung, welche Seiten ihnen Informationen liefern soll. Häufig landen sie somit bei Wikipedia, was sicherlich nicht grundsätzlich schlecht, aber dennoch nicht sehr differenziert ist. Zudem waren die einzelnen Recherchevorgänge häufig nicht spezifisch genug. Es wäre hier sinnvoller gewesen, die Suchanfragen einzugrenzen, so dass sich die SuS nicht in einer Informationsflut verlieren.

 

  1. Kommunizieren und Kooperieren

Dank der intensiven Nutzung sozialer Netzwerke wie Facebook, WhatsApp oder auch YouTube sind eine große Mehrheit der SuS im Austausch von Informationen und Material schnell und unkompliziert. Bemerkenswert fand ich die kleine Rolle von Emails. Die Mehrheit nutzt diese nicht, hat häufig nicht einmal eine eigene Emailadresse.

 

  1. Produzieren

Besonders mit PowerPoint haben die SuS sich beschäftigt und schöne Präsentationen erarbeitet. Ansonsten wurden vornehmlich Textdokumente erstellt, um Inhalte aus dem Internet zu kopieren und anschließend zu sichern. Dabei waren die Ergebnisse teilweise zu einfach gehalten. Die SuS haben sich dann keine Mühe mehr gegeben, Texte umzuformulieren. Urheberrechte kamen bei diesen Vorgängen selten zur Sprache. Bilder wurden herunter geladen, ohne dass Links dazu notiert wurden. Da gäbe es eindeutig Nachholbedarf.

 

  1. Schützen

In Bezug auf die Sicherheit der eigenen Person sind die SuS unterschiedlich gut informiert. Einige haben ihre Profile bei Facebook gut geschützt, andere lassen sogar den Zugriff auf ihre Bilder zu. Dass es Viren gibt, die den eigenen Computer oder auch das Handy schädigen können, scheinen die SuS zu wissen. Sie haben daher Antivirenprogramme installiert.

 

  1. Problemlösen

Hier fällt es mir schwerer, das Verhalten der SuS einzuschätzen. Ich konnte zumindest beobachten, dass Fehlermeldungen bei der PC-Arbeit die SuS nicht aus der Ruhe brachte. Sie konnten damit umgehen und eigenständig Lösungen finden.

Mit digitalen Werkzeugen schienen die SuS nicht allzu vertraut. Sie blieben bei den altbekannten.

 

  1. Analysieren und Reflektieren

Zum Thema Medienlandschaft lässt sich feststellen, dass die SuS viele Internetseiten kennen und nutzen. Das Internet gehört für viele ganz selbstverständlich zum Alltag dazu. Sie informieren sich so über Aktuelles, kennen sich in ihren Interessengebieten gut aus. Sie haben eine Ahnung, welche Reichweite soziale Netzwerke haben können. Einige haben sich bei der Aktion beteiligt, die eigenen Profilbilder bei Facebook mit der Frankreichflagge einzufärben, um Solidarität nach den Anschlägen von Paris zu bekunden.

 

Aufgabe 2: Die KMK stellt sich das wie folgt vor: pro Fach werden medienbezogene Weiterentwicklungsperspektiven entwickelt. Genau das machen Sie jetzt bitte. Konkret: sie nehmen sich eines ihrer Fächer (als Differenzierungsaufgabe gerne auch beide Fächer) und formulieren, wie sie aus fachdidaktischer Sicht besonders sinnvoll Medien einsetzen können, um die sechs oben genannten Kompetenzbereiche zu fördern.

 

Ich wähle für diese Aufgabe mein Fach Politik, was in Bremen auch häufig als Gesellschaft und Politik (GuP) unterrichtet wird. Dies ist die Mischung von Politik, Geographie und Geschichte.

 

Suchen und Verarbeiten

Ich würde die SuS in diesem Bereich darauf hinweisen, dass man Informationen nicht nur bei Google finden kann. Je genauer man seine Fragen gestaltet, desto eher kann man erahnen, wo sich die gesuchten Informationen finden lassen. Besonders im Politikunterricht kann man sehr viele Fragen direkt auf den Seiten der Bundesregierung, der Ministerien oder der einzelnen Parteien klären. Diese Quellen sind dann auch wirklich sicher und können bedenkenlos zitiert werden.

 

Kommunizieren und Kooperation

Im Politikunterricht ist Zusammenarbeit und Kooperation wichtig. Als angehende Lehrerin in diesem Fach möchte ich den Austausch von Informationen und Ideen unter den SuS fördern. Ich halte das für wichtig, auch in Hinblick auf das spätere gesellschaftliche Leben. Daher wäre es denkbar, verschiedene Plattformen auszuprobieren, die das soziale Miteinander schulen. Das kann auch über Facebook gelingen, wenn sich die SuS dort in einer Gruppe organisieren. Da dies sowieso für viele ein vertrautes Werkzeug ist, würde sich das anbieten. Es wäre auch denkbar, im größeren Stil an Diskussionsforen teilzunehmen. So wird das Stellung beziehen geübt. Darüber hinaus ist der höfliche und respektvolle Umgang mit abweichenden Meinungen hier von hoher Bedeutung.

 

Produzieren

Viele SuS scheinen sehr interessiert an YouTube-Kanälen. Ich fände es spannend, mit den SuS selber Videos zu produzieren, die für den Unterricht förderlich sind. Das können Positionsvideos sein, die auf Missstände aufmerksam machen oder etwas kritisieren. Es wäre aber ebenso denkbar, Inhalte zu erklären, die vielleicht schwieriger sind und so allen nutzen. Ich denke dabei an Wahlsysteme oder z.B. die Sozialpolitik.

Auch Blogs sind eine tolle Möglichkeit, den SuS Raum für ihre eigene freie Meinung zu geben. Sie können sich dort zwangloser äußern. Mündliche Noten spielen dabei keine große Rolle mehr.

 

Schützen

Das Thema Datenschutz ist in diesem Bereich enorm wichtig. Auch in Deutschland ist das ein großes Thema. Wie viel Überwachung ist noch in Ordnung, was bedeutet eigentlich die Metapher „Big Brother“, der Überwachungsstaat schlechthin? Im Unterricht und mit Hilfe des Internets können die SuS geschult werden, wie sie sich selber besser schützen können. Sie sollten lernen, sichere Suchseiten zu besuchen und mit eigenen Angaben zu Wohnort oder Ähnlichem vorsichtiger zu werden.

 

Problemlösen

Hier denke ich besonders an die Vielfalt der Möglichkeiten. Die SuS sollten viele Werkzeuge und den Umgang mit diesen kennen lernen. In der Schule sollte es Raum für diese Förderung geben, da auch in späteren Berufen Kenntnisse vorausgesetzt werden können. Das Internet spielt eine immer wichtigere Rolle, daher sollte der Umgang sicher und gezielt sein. Technische Fragen sollten geklärt werden, was aber nicht unbedingt spezifisch für den Politikunterricht sein muss. Hier lässt sich aber noch anmerken, dass für verschiedene Probleme oder Ideen unterschiedliche Werkzeuge ihre Vor- und Nachteile bei der Bearbeitung bieten. Das bedeutet umso mehr, dass immer wieder etwas Neues eingebracht werden sollte.

 

Analysieren und Reflektieren

In diesem Bereich denke ich z.B. an Wahlprogramme und die Art und Weise, wie sich Parteien im Internet präsentieren. Für den Politikunterricht ist es wichtig, sich kritisch mit verschiedenen Meinungen und Haltungen auseinanderzusetzen. Analytisch können Seiten auseinander genommen werden. Kritische Gedanken könnten dabei entstehen oder aber verringert werden.

Zudem stellt sich die Frage, wie mächtig das Internet ist. Wie werden Meinungen generiert, wo entstehen sie, welche Macht hat das Medium Internet? Sind Nachrichten eigentlich immer objektiv und neutral? Gibt es Manipulation? In welchen Ländern können die Bürgerinnen und Bürger gar nicht frei auf das Internet zugreifen?

All das sind Aspekte, die durchaus im Politikunterricht Platz finden könnten, da sie für die Bildung einer eigenen politischen Haltung von Bedeutung sind.

 

Abschließend möchte ich noch anmerken, wie sinnvoll solche Überlegungen insgesamt sind.

Die Möglichkeiten, die sich uns bieten, sind gigantisch. Die SuS sind uns nicht selten einen Schritt voraus. Daher gilt es immer wieder, sich auf diese Entwicklungen zu besinnen und sich selber stetig weiter zu bilden.

 

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