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Episode 04 – Bildung in der digitalen Welt

 

Aufgabe 1

Wenn ich die SuS aus meiner Unterrichtserfahrung einem Kompetenzniveau zuordnen müsste, dann wäre das gleich das erste Kompetenzniveau: Suchen und Verarbeiten.

Während des Praxissemesters habe ich selten beobachten können, dass SuS Medien im Unterricht verwendet haben (mal ab von der Wörterbücher-App ihres Smartphones im Fremdsprachenunterricht). Für ein längeres Projekt, was ich im Fach Spanisch mit den SuS durchführte, mussten viele Inhalte recherchiert werden und als erste Quelle wurde das Internet genutzt. Dabei fiel mir jedoch auf, dass lediglich die Unterebene 1.1 auf das Suchverhalten der Lerngruppe zutrifft. Die Aufgabe beinhaltete die Präsentation eines südamerikanischen Landes (mit ihren Traditionen, Geographie, Sprachvielfalt, etc…). Der erste Schritt war bei allen Gruppen der Selbe: bei Google das zu bearbeitende Land eingeben und erst einmal auf den Wikipedia-Artikel klicken, welcher ja zumeist als erstes Suchergebnis angezeigt wird. Aus diesen Artikeln (und manchmal aus einigen weiteren) wurden dann alle Informationen zusammengeschrieben, die den Gruppen notwendig für ihre Präsentationen erschienen. Wenn dann noch speziellere Informationen fehlten wurde nach und nach der nächste Google-Treffer angeklickt, denn irgendwann findet man ja das, was man sucht. Die einzige Weiterentwicklung dieser Suchstrategie ist es dann bei Google zu dem Land noch ein weiteres Wort einzufügen (wie z.B. Geographie), um die Suche zu verfeinern und schneller zu Ergebnissen zu kommen. Bezüglich der anderen zwei Unterebenen „Speichern und Abrufen“ und „Auswerten und Bewerten“ kann ich nur ansatzweise das Suchverhalten der SuS beschreiben. Die unterebene 1.2 ist faktisch kaum erkennbar, da das eben genannte Prozedere ziemlich wenig Zeit in Anspruch nimmt und daher keinerlei Speicherung der Daten von Nöten ist. Die SuS haben erfahrungsgemäß keine komplexe Internetrecherche betrieben und nur oberflächlich nach den für sie wichtigen Informationen gesucht, welche sehr schnell wiederholbar waren. Für 1.3 ist auffallend, dass Texte aus dem Internet (meist Wikipedia) einfach übernommen werden und wenig abgeändert in der Präsentation auftauchen. Dabei wird die Korrektheit der Informationen von den Lernenden nicht in Frage gestellt. Eine kritische Auseinandersetzung und Analyse der Quellen fand in meiner Praxisphase nicht statt.

Daher kann ich jetzt schon einmal behaupten, dass es große Lücken in der Informationsverarbeitung und Vielfalt der Recherchemethoden gibt. Es wird fast ausschließlich der Google-/Wikipedia-Weg gegangen und alle Ergebnisse werden kommentarlos als richtig angenommen. Es wäre sehr interessant zu sehen, was passiere, wenn den SuS zwei Quellen begegnet, die das gleiche thematisieren, aber konträre Aussagen treffen. Wie würden die SuS dann reagieren? Dies ist etwas, was meiner Meinung nach stärker gefördert werden muss. Die Stärke der SuS ist es sich in dem technischen Dschungel der heutigen Zeit gut zurecht zu finden. Nur wird dieses Potenzial zu wenig ausgeschöpft. Insgesamt behaupte ich daher, dass es ein Ungleichgewicht in der Erfüllung des Kompetenzniveaus gibt, da einige Teilkompetenzen viel stärker auftreten, als andere.

 

Aufgabe 2

Ich werde das Fach Spanisch für diese Aufgabe wählen und an das eben Geschriebene anknüpfen. Um das erste Kompetenzniveau einzubauen sind Präsentationsaufgaben (z.B. Referate) sehr sinnvoll, da die SuS selber recherchieren müssen. Wenn das Thema etwas komplexer ist und nicht nur einen darstellenden Charakter (wie die Vorstellung eines Landes in Südamerika) hat, dann wird die Suche nach den richtigen Inhalten automatisch verfeinert. Speziell für historische Themenfelder oder auch Statistiken werden die beiden Bereiche 1.2 und 1.3 viel stärker gefragt sein. Es kommt also auch darauf an, in wie weit sich die verschiedenen Kompetenzniveaus in den jeweiligen Aufgabenstellungen einbauen lassen. Der zweite Kompetenzbereich wird meist schon alleine durch die Nutzung von Kommunikationsapps und social media Plattformen gefördert. Viele Schulen besitzen interne Netzwerke, welche (falls vorhanden) den Austausch von Materialien und Ergebnissen ermöglichen und die Kommunikation zwischen den SuS, aber auch von SuS zur Lehrkraft erleichtern. Ich denke, dass die Kompetenzbereiche 3 und 4 sich in vielerlei Hinsicht einbauen lassen. Wenn eine Präsentationsarbeit ansteht oder Problematiken der Technik thematisieren will. Die Bildungspläne für das Fach Spanisch beinhalten die Themenbereiche Alltagsleben, soziales Umfeld und mediale Welt. Mit diesen Vorgaben kann man verschiedene Teilbereiche abdecken, speziell im Kompetenzbereich 4, der eher Inhalte vermitteln soll, als praktische Fertigkeiten. Kompetenzbereich 5 sehe ich als schwierig einzubauen an, da er sich mit dem Problemlösen von technischen Problemen befasst. Der Unterpunkt 5.4 erscheint mir am besten umsetzbar. Hier könnte man mit vielen Fremdsprachentools arbeiten, die z.B. das Vokabellernen einfacher gestalten und/oder Sprechübungen anbieten. Zu diesem Punkt gibt es viele digitale Werkzeuge, die sich im Unterricht verwenden lassen. Der letzte Bereich lässt sich in einem Fach wie Spanisch am ehesten unterbringen, wenn man den Themenbereich Alltagsleben im Unterricht behandelt. Hier könnte man auf die einzelnen Teilebenen nach und nach eingehen und dies stets kontrastiv zur spanischsprachigen Welt behandeln.

Generell würde ich sagen, man kann diese Bereiche irgendwie unterbauen, aber meist nur, wenn man sich entschließt vom Lehrbuch abzuweichen, da wenige Lehrbücher den technischen Fortschritt berücksichtigen und daher selten lebensnah zu den SuS sind [dies ist keine Kritik an die Buchverlage, da die Erstellung eines Lehrbuches viele Jahre beansprucht und der technische Fortschritt schneller verläuft]. Das bedeutet in meinem Verständnis, dass die Lehrkraft sich entscheiden muss, welche Kompetenzbereiche er/sie stärken will. Die Forderungen danach sind in den Bildungsplänen vorhanden, nur ist das Unterrichtsmaterial noch zu selten auf diese digitale Welt abgestimmt.