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28. April 2020

Ausflüge ins Grüne – mein Lieblingslernort

Filed under: Allgemein — Schlagwörter: — Esther @ 15:08

© nele_marie_fotografie

Ich wohne schon immer auf dem Land und habe meine ersten fünf Lebensjahre in einem kleinen Dorf gelebt, welches nur etwa zehn Häuser hatte und durch einen Wald getrennt war. Auf der Seite, auf der ich wohnte, befanden sich tatsächlich nur drei Häuser ansonsten waren wir umgeben von Wiesen, Feldern und Wäldern. Für mich gehören zu dem Landleben Tiere ganz klar dazu. So hatten auch wir Pferde, Schafe, eine Kuh, Hühner, jede Menge Kaninchen, Katzen und Hunde.

Auch wenn ich heute noch auf dem Land wohne, mittlerweile wesentlich zentraler als in meinen ersten fünf Lebensjahren, genieße ich es den eigenen Garten und die bekannten umliegenden Felder zu verlassen und dort hinzufahren, wo außer Vogelgezwitscher nichts zu hören ist. Ganz gleich ob man diese Orte für die Ruhe nutzt oder aber auch seinen Laptop mitnimmt und sich ins Gras legt um Aufgaben zu bearbeiten, es ist immer eine besondere Atmosphäre.

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Die Ausflüge ins Grüne lassen sich als einen sekundären Lernort beschreiben. Bei diesen Orten steht nicht das Lernen im Vordergrund sondern die Orte dienen primär den „außerpädagogischen Zwecken“ (Baar & Schönknecht 2018, S. 16). Die sekundären Lernorte gelten als Ergänzung der primären Lernorte (Baar & Schönknecht 2018, S. 16).

Aber auch das schulbezogene außerschulische Lernen kann im Beispiel der Ausflüge ins Grüne greifen. Hierbei wird der Unterricht an einen anderen Ort verlegt (Baar & Schönknecht 2018, S. 17). Dieses bezieht sich beispielsweise auf im Unterricht behandelte Themen, wie Insekten, dann gilt der Ort als ein „Ort mit einem vor Ort bereitgestellten pädagogisch-didaktischen Konzept“. Durch die Vielfalt, die ein Ausflugsziel in die Natur mit sich bringt, würde ich den Ort in die Kategorie „Ort mit einem vor Ort bereitgestellten pädagogisch-didaktischen Konzept“ einordnen (Baar & Schönknecht 2018, S. 18).

Generell bieten Ausflüge ins Grüne viele Möglichkeiten die eigenen Lernprozesse zu durch- und erleben. Gerade für Kinder, die in städtischen Regionen leben und mit ihren Familien keine Ausflüge machen oder nur Parks kennen ist dieses eine neue Erfahrung. Die Kinder können „auf eigene Faust“ Erkundungstouren machen und setzen sich mit Pflanzen- und Tierarten auseinander, die es in der Stadt zum Teil gar nicht gibt. Es können zur Blütezeit eigene Blumensträuße oder Haarkränze kreiert werden, die die Kinder am Ende des Ausfluges ihren Eltern, bzw. Familien zeigen können.

Die Ausflüge ins Grüne sind fächerübergreifend möglich. So können, wie bereits kurz erwähnt, Themenbereiche des Sachunterrichts abgedeckt werden. Thematisiert werden können Giftpflanzen, Tierarten auf der Erde, unter der Erde und in der Luft, das Wetter und Essbares von Bäumen, wie beispielsweise Bucheckern oder auch essbare Pilze.

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Ich erinnere mich an einen kleinen Stundenausflug, zu meiner Grundschulzeit, im Rahmen des Sachunterrichts, in dem wir uns mit den Bienen und der Herstellung des Honigs beschäftigt haben. Nachdem wir uns auf einem Bauernhof angeschaut haben, wie der Honig aus den Waben entnommen wird und wie die Bienen innerhalb ihres Bienenstockes leben, sind wir auf eine große Löwenzahnwiese, nahe des Bauernhofes, gegangen, um selbst Honig aus den Löwenzahnblüten herzustellen. Gerade für Kinder, die sich nicht täglich oder regelmäßig mit der Natur auseinandersetzen, finde ich es wichtig, dass ein Raum geschaffen wird, in dem sie dieses näher kennenlernen und selbst experimentieren können. Aber auch das Fach Kunst kann im Rahmen dieses Ausflugs aufgegriffen werden. Durch das Sammeln von Blüten und Blättern, welche zum Trocknen und Pressen mit in die Schule genommen, können die Schülerinnen und Schüler Collagen erstellen oder einen Blätterdruck durchführen.

Ein Ausflug ins Grüne eröffnet den Kindern definitiv die Perspektive das naturbezogene Lernen kennenzulernen. Dieses bietet die Abwechslung zum Schulalltag und dem raumbezogenen Lernen. Die Thematik kann durch den natürlichen und von Menschen geschaffenen Raum erweitert werden. Dieses beinhaltet beispielsweise die angelegten Felder, auf denen Raps, Mais der Gerste angebaut wird oder aber die Felder, welche unbehandelt brach liegen (Bildungsplan Sachunterricht, S. 5).

Das Thema der Natur, beziehungsweise die Ausflüge ins Grüne sind meines Erachtens mit jeder Klasse machbar. Möchte man die Ausflüge beispielsweise mit einer W+E-Klasse machen, sollte zunächst sichergestellt sein, das genügend Lehrpersonal und Pädagogen vorhanden sind, die diesen Ausflug begleiten und ggf. bei

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Schwierigkeiten reagieren können. Ich sehe einen Ausflug definitiv als Chance für alle Beteiligten, ganz gleich ob mit oder ohne Beeinträchtigungen. Alle Schülerinnen und Schüler haben die Möglichkeit ihre Umgebung nach den eigenen Wahrnehmungen und mit ihren eigenen Interessen zu erkunden. Vorab sollten sich die Lehrkräfte über den Ort der Wahl Gedanken machen und diesen zuvor möglicherweise auch besuchen, gerade wenn beispielsweise ein Kind mit einem Rollstuhl beim Ausflug dabei sein wird. Erfahrungsgemäß ist die Natur nicht immer barrierefrei, daher sollte sich vorher mit dem Ort auseinandergesetzt werden. Grenzen können dann entstehen, wenn Schülerinnen oder Schüler nicht selbständig laufen können oder auch in ihrer Vielfalt eingeschränkt sind. Das heißt, dass die Aktivitäten vor Ort genau durchdacht sein müssen, damit alle Kinder an den Aktionen, während des Ausflugs, aktiv teilnehmen können

Weitere Vorteile eines Ausflugs ins Grüne ist der Kostenfaktor. Geht man von der Stadt Bremen aus, muss lediglich ein Bus gemietet werden, was in den meisten Fällen auch für wenig Geld möglich ist. Die selbst mitgebrachten Speisen und Getränke, welche notwendig sind, da vor Ort nichts erworben werden kann, lassen das Budget klein ausfallen und somit in den meisten Fällen, für alle Eltern, bezahlbar sein.

Literatur

  • Baar, Robert/ Schönknecht, Gudrun (2018): Außerschulische Lernorte: didaktische und methodische Grundlagen. Weinheim & Basel: Beltz Verlag

  • Bildungsplan Sachunterricht (2007): Senator für Bildung und Wissenschaft (Hrsg.): Sachunterricht. Bildungsplan für die Primarstufe. Bremen.

Keine Kommentare »

  1. Liebe Esther,

    Dein Beitrag ist dir wirklich sehr gut gelungen!
    Ich habe ähnliche Ansichten und bin tatsächlich auch ähnlich aufgewachsen wie du und kann deine Eindrücke, Erlebnisse und positiven Assoziationen mit der Natur auf jeden Fall nachempfinden.
    Du hast geschrieben, dass bei den sekundären Lernorten wie hier der Ausflug in die Natur, nicht das Lernen im Vordergrund steht, sondern das die Orte primär den „außerpädagogischen Zwecken“ dienen.
    Dieser Aussage stimme ich zu, da durch die Vielfalt, die ein Ausflugsziel in die Natur mit sich bringt auch andere Sinne von den SuS mit einbezogen werden können. Ein Ausflug ins Grüne eröffnet den Kindern definitiv die Perspektive das naturbezogene Lernen kennenzulernen.
    Auch den Aspekt, dass alle Beteiligten, ob mit einer Beeinträchtigung oder nicht den Ausflug in die Natur mit den eigenen Wahrnehmungen und Interessen wahrzunehmen und erkunden können, finde ich absolut treffend. Dabei ist es aber natürlich wichtig, wie du schon erwähnt hast, dass sie Lehrkräfte sich vorher Gedanken über die Auswahl des Lernortes machen sollten. Hier spielen zum Beispiel Barrierefreiheit, Vielfältigkeit und Angemessenheit spielen hier eine große Rolle meiner Meinung.
    Danke, dass du so einen gelungenen Beitrag formuliert hast.
    Liebe Grüße,
    Isabell 🙂

    Kommentar by Isabell — 12. Mai 2020 @ 9:01

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