Gleiche Chancen für alle? Rassismus in der Schule:
1) Rassismus und Diskriminierung sind beides gesellschaftliche Probleme, welche auch heutzutage noch thematisiert werden sollten bzw. thematisiert werden müssen, aber was genau ist der Unterschied zwischen den beiden Definitionen ,,Rassismus und Diskriminierung’’?
Wenn es um eine Diskriminierung geht, sprechen wir oft von von einer Herabsetzung und Ausgrenzung, welche sich gegen bestimmte Gruppen richtet. Eine Diskriminierung kann auf verschiedenen Ebenen stattfinden, wie die soziale Herkunft, Gender, Weltanschauung, Alter, Sprache, Migration und der sexuellen Identität (vgl. Gomolla 2016). Zudem wird der Begriff ,,Diskriminierung’’ in die Institutionelle Diskriminierung, genauer gesagt in die direkte – institutionelle Diskriminierung und die indirekte – institutionelle Diskriminierung, geteilt. Das heißt, dass die Privilegien einer gesellschaftlichen Gruppen geschaffen und verstärkt werden, während auf der Gegenseite die Ausgrenzung anderer Gruppen verstärkt wird. Die ,,direkte institutionelle Diskriminierung’’ äußert sich durch das offensichtliche diskriminieren, während die ,,indirekte institutionelle Diskriminierung’’ sich durch Seiteneffekte äußert, wie die past-in-present discrimination, bei der vor allem durch Diskriminierung in der Vergangenheit profitiert werden kann oder die Unterdrückung einer Gruppe verstärkt wird (vgl. Gomolla & Radtke 2009, S. 48ff.)
Bei dem Begriff Rassismus steht der Fokus vor allem auf dem Begriff ,,Rassen’’ und der damit verbunden Vorstellung von einer Hierarchie, bei der eine Gruppe über einer anderen steht. Selbstverständlich ist diese Vorstellung mit vielen Vorurteilen verbunden, welche benutzt werden, um Dominanzverhältnisse zu begründen. Die Gruppe, welche in dieser Situation privilegiert ist, hat Vorteile in der Arbeits, Wohnungs, Bildungs- und dem Heiratsmarkt. (Vgl. Hall 2004; Leiprecht 2016, S. 226; Rommelspacher 2009, S. 25; Weiß 2013, S. 44).
Zusammengefasst heißt das, dass der Rassismus eine Form der Diskriminierung ist. Während sich der Rassismus auf Vorurteile bezogen auf ,,die Rasse’’ oder der ethnischen Zugehörigkeit bezieht, handelt die Diskriminierung auf die allgemeine ungerechte Behandlung aufgrund der unterschiedlichsten Merkmale.
2) Für viele scheint die Frage ,,Woher kommst du eigentlich?’’ wie eine harmlose Frage ohne jegliche Hintergedanken, doch inwiefern ist diese Frage angemessen und wie stehe ich persönlich zu dieser Frage?
Ich persönlich habe diese Fragestellung nie als eine problematische angesehen, da ich nur Erfahrungen hatte, in der meine Mitmenschen an meinem kulturellen Hintergrund interessiert waren. Sie haben sich für das Leben meiner Eltern interessiert, für meine Sprache, für meine türkische Kultur und unsere Feiertage und Feste. Gerne habe ich Ihnen hiervon berichtet, da es mich meiner Kultur immer ein Stück näher gebracht hat. Auf die Frage ,,woher kommst du’’ antworte ich meistens mit ,, aus der Türkei’’, obwohl ich in Deutschland aufgewachsen bin und dies mein Zuhause ist. Diese Situation bringt mich des öfteren zum Nachdenken, da sich in mir eine Zwickmühle bildet, in der ich nicht ganz sicher beantworten kann, wer und woher ich eigentlich bin. Ich finde es schön, dass ich ein Stück Kultur in mir Trage und das Leben meiner Familie fortführen kann, dennoch ist es nicht umstritten, dass ich mich als deutsch ansehe und Deutschland als meine Heimat ansehe. Vor allem bei diesem Gedankengang kann ich gut nachvollziehen, warum diese Frage als problematisch angesehen wird, denn oft wird die Bemühung, sich so gut wie möglich zu integrieren, einfach in den Hintergrund gedrängt. Die Bemühung in der Menschenmenge zu verschwinden ist nicht möglich, da viele Mitmenschen einen Aufgrund der Hautfarbe, der Aussprache, des Nachnamen usw. nie als einen Teil von Ihnen ansehen werden (vgl.
Barasi 2024, S, 226).
Ich denke es ist sehr relevant, in was für einer Situation solche Fragen gestellt werden und von wem. Ist es in einem selbst bekannten Kreis mit Personen, mit denen man gerne diese Gedanken teilt oder kommt es von eher fremden Personen, in eventuell unangebrachten Situationen? Im allgemeinen sollte man seine Mitmenschen nicht in eine Situation packen, in der man selbst nicht gerne stecken würde.
3) Inwiefern ist die Aussage des Lehrers in dem Fall ,,Hakan Yilmaz’’ rassistisch und wie hätte ich in dieser Situation reagiert?
Die Situation in dem Fallbeispiel ,,Hakan Yilmaz’’ scheint auf mich einen stark rassistisch geprägten Hintergrund zu haben. Es ist möglich, dass der Lehrer eventuell keine negativen Absichten hatte und unüberlegt geredet hat, aber meiner Meinung nach ist dies ein starkes Fehlverhalten. Wir, unabhängig davon ob wir Lehrer sind oder nicht, sind dafür verantwortlich, was für Aussagen wir von uns geben. Doch besonders als Lehrer sollten wir den Schülern das Gefühl vermitteln, dass sie unabhängig von Ihren Lebensumständen fair behandelt werden und ihr Können beweisen können.
Wichtig ist es hier, den Lehrer auf sein Fehlverhalten aufmerksam zu machen. Wird so etwas nicht zum Thema gemacht, kommt es nur zu Wiederholungen, welche vermieden werden sollten. Zudem würde ich auch Kontakt zu dem/der Schüler;in aufnehmen, um sich ihre Perspektive zu diesem Fall anzuhören. Im Endeffekt kann dies eine Unangenehme Situation für die beteiligten sein und im schlimmsten Fall kann es sogar zu starker Selbstkritik und zu Selbstzweifel kommen.
Quellenverzeichnis:
,,Diskriminierung in der Schule’’: Gomolla, Mechtild; Radtke, Frank-Olaf (2009): Institutionelle Diskriminierung. Die Herstellung ethnischer Differenz in der Schule. Wiesbaden: VS-Verlag.
,,Rassismus und Migrationspolitik’’: Leiprecht, Rudolf (2016): Rassismus. In: Paul Mecheril (Hg.): Handbuch Migrationspädagogik. Weinheim und Basel: Beltz Verlag, S. 73-89.
‚,Rassistisch geprägte Perspektive im Lehramtstudium‘’: Barasi, Dennis (2024): Studieren unter Bedingungen des ökonomisierten Lehramtsstudiums. Eine rassismuskritische Perspektive auf Professionalisierungsprozesse angehender Lehrer*innen. Wiesbaden: Springer VS.
,,Repräsentation der Identität’’: Hall, Stuart (2004): Ideologie Identität Repräsentation. Ausgewählte Schriften IV. Hamburg: Argument Verlag.
,,Migrationspädagogik’’: Gomolla, Mechtild (2016): Diskriminierung. In: Paul Mecheril (Hg.): Handbuch Migrationspädagogik. Weinheim und Basel: Beltz Verlag, S. 73-89.
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