LEE
- 19 Jahre alt
- weiblich
- studiert Soziologie
- kommt ursprünglich aus Weserstädte
- Freizeit: liest und gamed gerne
Interview:
Ich: [E]rstmal vielen Dank, dass wir das heute machen. [Zu] Anfang, wie identifizierst du dich?
Lee: Als weiblich.
Und wie alt bist du?
19.
Und dann so eine kleine Frage, um dich besser kennenzulernen. Was sind so deine Hobbys? Hast du irgendwelche bestimmten Sachen, die du gerne machst?
Eigentlich spazieren, lesen. Also ich spiele auch am PC.
Dann, wo kommst du her?
Aus Westerstädte. Kennst du das?
Nee, tatsächlich nicht.
Das ist in der Nähe von Oldenburg.
Und was verschleppt dich genau nach Bremen? […]
Also es ist die nächste Großstadt von mir aus und mein Freund wohnt auch in Bremen. Und ja, mein Vater arbeitet auch in Bremen schon seit immer eigentlich. Und er ist auch immer gependelt. Und deswegen dachte ich, Bremen ist besser als Oldenburg, weil Oldenburg ist ein bisschen klein.
Wie lange wohnst du schon im Wohnheim?
Ja, seit Ende Oktober.
Und jetzt allgemein zum Wohnheim, worum sich ja auch so meine Forschung dann insgesamt dreht, kommen jetzt einige Fragen. Und ich würde jetzt einfach so abklappern. Und wie gesagt, wenn du etwas nicht beantworten möchtest, dann ist das völlig okay. Und nimm dir auch Zeit, wenn du überlegen möchtest oder so. Das gehört ja auch dazu.
Okay.
Dann, warum genau hast du dich für das Leben im Wohnheim entschieden? Es gibt ja auch andere Konstrukte, wie WGs zum Beispiel. Warum genau das Wohnheim und welche Erwartungen hattest du vielleicht?
Also für mich persönlich war das einfach so, dass ich hier so meinen eigenen Rückzugsort habe. Und in der WG, also wäre vielleicht auch cool, wenn man da noch mehr andere Leute kennenlernt, aber ich habe das lieber, wenn ich so alles für mich habe mit der Küche und Bad. Und das war eigentlich ganz spontan hier. Also ich habe einmal angerufen und gefragt, ob die hier noch was frei haben. Und dann meinten sie, ja, schreib was hin. Und einen Tag später hatte ich eigentlich schon den Vertrag. Also es war relativ spontan. Und ja, das ist halt ziemlich nah an der Uni hier. Sah gut aus und ist nicht zu teuer. Also es gibt ja auch andere Alternativen privat. Die sind viel teurer. Ja. Und für eine Wohnung hatte ich mich auch beworben, aber es dauert viel zu lange, bis man da irgendeine Antwort kriegt.
Und du hattest jetzt ja gerade auch schon ein bisschen auf die Preise eingegangen. War das ein Kriterium warum du das Wohnheim, also genau dieses, gewählt hast? Oder gab es auch andere Gründe, um dich für genau das Wohnheim zu entscheiden?
Ja, also von den privaten Alternativen auf jeden Fall. [I]ch hätte mich sonst noch bei den vom Studierendenwerk beworben, die sind ja auch noch mal viel günstiger, aber da ist die Wartezeit halt mega lang und ich wollte halt gern raus hier nach Bremen, weil das ist auch mega nervig, immer mit der Bahn zu fahren von mir aus. [D]eswegen wollte ich die Chance nutzen, dass ich hier was kriege und vom Preis her, also es ist jetzt nicht mega billig, aber ich finde es geht dafür, dass alles so mit drin ist.
Und dann allgemein, wie würdest du das Leben im Wohnheim jetzt in den paar Wochen, die du jetzt schon hier lebst, bewerten? Also wie findest du die Atmosphäre hier, so alleine, mit den anderen, wie auch immer?
Also ich bin eigentlich sehr zufrieden. Ich habe ja eigentlich noch niemanden kennengelernt, […] es gibt ja auch nicht so richtig so Partys oder so Zusammentreffen, das wäre vielleicht ganz cool, aber ich bin auch gern einfach hier in meinem Zimmer für mich, also deswegen ist es eigentlich ganz gut. Und ja, ich höre auch gar kein Lärm von anderen oder so, also das ist ja vielleicht, wenn man da im Treppenhaus direkt wohnt, anders, aber hier ist es komplett Ruhe bei mir, was auch ganz gut ist. Und vom Eindruck her, es gibt hier auch viele Leute, die gar kein Deutsch sprechen, glaube ich. Ist auch interessant, also hätte ich nicht gedacht, dass hier so viele sind. Und ansonsten finde ich, also was ich auch gut finde, im Gegensatz zu so einer Wohnung oder so in der Stadt, dass man sich ein bisschen sicherer fühlt. Also vor Einbrechern oder so was in der Art, kommt hier ja glaube ich nicht hin. Und ja, von daher ganz gut.
Und dieses, dass du alleine bist, würdest du das als einsam beschreiben oder würdest du sagen, du fühlst dich damit wohl?
Ne, ich fühle mich damit wohl. Also ich gehe auch raus mit Freunden ab und zu und treffe mich auch viel mit meinem Freund. Und sowieso, ich arbeite noch in Westerstädte, wo ich herkomme, deswegen gehe ich da einmal pro Woche auch hin. Ja, aber ich glaube, ich bin ganz froh, wenn ich hier so ein bisschen… ein bisschen Energie tanken kann alleine.
Und fühlst du dich denn allgemein gut aufgehoben? Also allein jetzt auch in deinem Zimmer, wie würdest du das alles hier so beschreiben? Ist das so in deinem Sinne oder gibt es da noch irgendwas, was vielleicht verbesserungsbedürftig ist?
Also jetzt hier im Zimmer speziell?
Allgemein im Wohnheim, in deinem Zimmer, wie du möchtest, also auf was du eingehen möchtest.
Also hier fühle ich mich eigentlich gut, ganz wohl. Also hier ist eigentlich alles, was man braucht. Außer jetzt vielleicht eine Spülmaschine.
Stimmt. [lache]
Hattest du denn insgesamt eine bestimmte Vorstellung vom Leben im Wohnheim? Also, auch so ein bisschen die Erwartungshaltung, über die wir am Anfang schon gesprochen haben. Hat sich [diese] bestätigt oder nicht?
Also, ich dachte immer… Also, ich dachte irgendwie, dass man mehr Kontakt hat. Also, dass es vielleicht mehr so Gemeinschaftsaktivitäten gibt oder sich halt mehr Leute so versammeln oder so in die Gruppe schreiben. Also, finde ich jetzt nicht schlimm, dass es nicht so ist, aber das hatte ich vielleicht gedacht, dass es ein bisschen anders ist. Und ansonsten, nö. Also, es ist halt so ein Einzelapartment. Und man wird eigentlich immer in Ruhe gelassen. Das habe ich mir auch vorgestellt. Ich hätte vielleicht Angst gehabt, dass es lauter ist auf jeden Fall. Aber ich glaube, das ist auch wegen der Zimmerposition hier, dass man Glück hat.
In den zwei Monaten, die du jetzt hier lebst, was würdest du sagen, inwiefern hat das Leben im Wohnheim jetzt schon deine persönliche Entwicklung, also allgemein deine Fähigkeiten und Perspektiven vielleicht so ein bisschen beeinflusst?
Also es ist das erste Mal, dass ich von zu Hause weg wohne, deswegen, ich finde es auf jeden Fall gut, weil man hat halt viel mehr Freiheit und also bei mir ist das vor allem so, ich kann nachts duschen gehen, [Essen machen] oder aufräumen und das stört halt keinen und ich komme eigentlich ganz gut zurecht und, ja, also einfach, dass man selbstständiger ist, so diese Erfahrung sammelt, dass man halt von zu Hause weg ist, alles quasi alleine macht und auch, dass man halt komplett seine Wocheneinkäufe selbst macht vielleicht, ja, das ist halt so. Aber ich glaube, dass man nochmal ein bisschen einen anderen Blick aufs Geld kriegt und dann nochmal ein bisschen, also ich muss nochmal ein bisschen schauen, wie man so das Budget hält für so Einkäufe und sowas, aber es klappt eigentlich ganz gut bis jetzt.
Da hat sich jetzt, glaube ich, auch die nächste Frage, ob es Konflikte gab und wie die gelöst wurden, wahrscheinlich eher erübrigt. Aber vielleicht gab es trotzdem schon irgendwas, über das du vielleicht kurz sprechen möchtest?
Eigentlich nicht wirklich, nee. Also meistens, wenn ich wen getroffen habe auf dem Flur, waren die alle nett. Und nö.
Und was würdest du jemandem vielleicht raten, der in Zukunft ins Wohnheim ziehen möchte? Hättest du da jetzt schon irgendwelche Tipps?
Vielleicht auf jeden Fall darauf gefasst machen, dass nicht [mehr] die Eltern da sind, um [irgendwas] wegzumachen. Spinnen und Insekten und alles. Und dass man halt irgendwie auch am Ball bleiben muss mit Aufräumen und Abwasch machen und so. Also das ist zwar gut, dass man so die Freiheit zur Selbstständigkeit hat, aber man muss auch so ein bisschen seinen Pflichten nachkommen und ein bisschen Disziplin haben zumindest. Weil sonst kann das, glaube ich, schnell halt alles aus dem Ruder laufen und sich alles anstauen mit irgendwie… Geschirr und sowas. Was man alles machen muss, ja. Aber ich habe keinen anderen Tipp.
Okay, dann wäre es das auch erstmal fast schon zum Wohnheim.
Ich habe [jetzt noch abschließend] zwei etwas größere Fragen, bei denen du noch so ein bisschen […] philosophieren könntest. [Also] was glaubst du, was unterscheidet uns, was verbindet uns vielleicht alle, die im Wohnheim hier wohnen? Du hattest über Kulturunterschiede geredet. Du hattest über, ja, auch so ein bisschen die Anonymität und dieses Fremdheitsgefühl gesprochen. Fallen dir noch irgendwelche Sachen ein zu Unterschieden oder Gemeinsamkeiten?
Ich überlege mal kurz.
Mach das ruhig.
Also ich weiß nicht, weißt du, ob alle, die hier wohnen, Studierende sind?
[Das] hatte ich mich auch zwischendurch gefragt. Ich glaube, in der Bewerbung, gab es verschiedene Steps, die du hättest ankreuzen können. Aber ich glaube, der Großteil, das sind Studierende.
Also ich finde es schon krass, dass man auch teilweise sieht, dass die Leute hier sehr unterschiedlich sind. Also wenn man jetzt Leute trifft, manche sehen auch schon super alt aus oder als ob die eigentlich so Berufstätige sind, finde ich. Und manche sehen halt auch mega jung aus. Oder ich finde das so krass, dass es so vom Altersunterschied, glaube ich, ist es hier ziemlich breit. Und ja. Und ich habe ansonsten, ich habe halt nicht so wirklich die Leute kennengelernt hier. Ist halt teilweise auch ein bisschen komisch, wenn ich hier, also ich weiß gar nicht, wer hier zum Beispiel auf dem Stock wohnt oder so. Und wer mein Nachbar ist zum Beispiel, ich habe den auch gar nicht gesehen. Also ich habe hier nicht so wirklich die Leute kennengelernt.
[D]as ist aber schon eine Menge. Das ist auf jeden Fall sehr, sehr gut für alles. Ich wäre dann jetzt mit allen Fragen eigentlich durch. Ich würde dann jetzt die Audio stoppen, wenn das okay ist. Es sei denn, du hast noch irgendwas, was du noch sagen möchtest oder so?
Ne, alles gut!