Zeitplan

 

Mein Zeitplan sieht wie folgt aus:

  • Oktober bis Dezember 2023: Thema finden, Auseinandersetzen mit dem Blog-System, erste Texte schreiben für den Blog/meine Forschung
  • bis Mitte Dezember 2023: Interview Partner*innen finden, die Interviews vorbereiten & mit dem Interviewen beginnen
  • bis Mitte Januar 2024: Interviews beenden & mehr über das Blog System erfahren
  • Februar 2024: Interviews transkribieren & die Forschung verschriftlichen
  • bis Mitte März 2024: den Blog vervollständigen & fertig stellen

Forschungstagebuch

 

Sonntag, 10.12.2023
Ich gehe die Zeilen ein letztes Mal durch bevor ich auf die Absenden Taste drücke und mein Aufruf im Wohnheim-Chat erscheint. Mein Pulsschlag erhöht sich als es soweit ist. Von nun an sind meine Daumen fest gedrückt dafür, dass sich genügend Mitbewohner*innen melden um meine Forschung durch die Teilnahme an einem Interview zu unterstützen.

 

Dienstag, 12.12.2023
Eine vierte Person meldet sich bezüglich meines Aufrufs. Ich atme beruhigt durch. Das ist doch eine solide Menge an Teilnehmer*innen. Zwei Frauen, zwei Männer. Besser hätte es nicht laufen können. Die ersten Termine sind bereits ausgemacht und ich lehne mich entspannt zurück.

 

Freitag, der 15.12.2023
Meine Uhr zeigt kurz vor 16h an und ich spute mich um pünktlich am GW2 Gebäude der Uni Bremen anzukommen. Um 16h soll ich dort meine allererste Interview Partnerin treffen. Ich merke, dass ich langsam aufgeregt werde. In aller Eile gehe ich mit schnellem Blick den Inhalt meiner Tasche noch mal durch um sicher zu gehen, dass ich auch wirklich alles dabei habe. Mein iPad? Check! Mein Handy? Check! Die Tafel Schokolade als Danke und Entschädigung? Check! Um mich ein wenig zu beruhigen, sende ich einer Freundin auf dem Weg zur Uni mit zittrigen Händen eine Sprachnachricht. „Ich liebe es zu sprechen, aber davor bin selbst ich nervös“, lautet meine Aussage. Ich gehe mit schnellem Schritt auf die Uni zu und wir treffen uns in der GW2 Cafeteria. Fragen, wie: Was wird sie erzählen? Sind meine Fragen richtig gestellt? Bin ich gut genug vorbereitet? schießen mir beim Betreten des Gebäudes quer durch den Kopf. Ich versuche ruhig zu atmen als ich die Cafeteria begegne. Ich schaue mich suchend um und fühle mich wie bei einem Blind Date. Nachdem ich die Treppe runter gehe, winkt mir von weitem eine junge Frau zu. Ich gehe schnell zu ihr um keine Aufmerksamkeit zu generieren. Ich setze mich und merke, wie ich ein wenig zittere und meine Stimme unsicher klingt als ich sie begrüße. Im nächsten Moment frage ich sie, ob wir uns an einen ruhigeren Ort begeben könnten. Sie schlägt vor, dass wir uns in einen der Lernräume setzen. Ich nicke. Also packen wir unsere Taschen und begeben uns dorthin. Im Lernraum angekommen merken wir recht schnell, dass wir nicht alleine sind. Doch für die zwei jungen Männer neben uns scheint es kein Problem zu sein, wenn wir das Interview ein paar Meter von ihnen und den Gesprächen entfernt führen. Für uns auch nicht. Ganz im Gegenteil: für mich ist es eine kleine Erleichterung, weil ich das Gefühl habe Gesellschaft um mich herum zu haben und nicht komplett in diese isolierte eins zu eins Situation zu kommen. Wir setzen uns, ich führe Chahd in mein Projekt und die Thematik ein und reiche ihr dann die Einverständniserklärung rüber. Fotos von sich möchte sie nicht machen lassen um sie für den Blog zu verwenden, was mir im ersten Moment als ein kleines Problem erscheint, doch ich kann sie nicht dazu zwingen, also beschließe ich mich nach dem Interview mit dieser Sorge auseinanderzusetzen. Und so beginnen wir.

Das Interview. Ich merke, wie sich meine Aufregung stetig verringert und ich schließlich ganz ruhig und gelassen werde. Chahd geht sehr gezielt und ausführlich auf meine Fragen ein. Das nimmt mir den Druck und ich kann mich treiben lassen.

Das Interview ist beendet. Ich bin erleichtert und danke Chahd mit der Tafel Schokolade für ihre Mitarbeit. Ich bin erfreut über diesen spannenden Austausch und vor allem darüber, dass sich meine anfängliche Unsicherheit und Sorge rasant in Freude und Motivation gewandelt hat.

 

Samstag, der 16.12.2023
Zweites Interview. Erneut die Aufregung, aber im nächsten Moment erinnere ich mich an das beruhigende Gefühl nach dem letzten, sehr geglückten Interview und kann mich runterbringen. Dieses Mal spreche ich auch wieder mit einer jungen Frau und da wir ungefähr gleichen Alters sind und dazu beide noch im ersten Semester fühlt sich der Austausch fast schon wie eine freundschaftliche Interaktion an. Auch sie äußert, dass sie keine Fotos von sich machen lassen möchte. Schade, weil mir nun bewusst wird, dass ich die Portrait Bilder ganz auslassen muss, da bereits zwei Personen nicht zugestimmt haben. Ich plane schnell in meinem Kopf um und überlege mir dann die geplanten Fotos von den Apartments als Hauptbestandteil zu nutzen. Und meine Forschung damit zu untermauern. Dem stimmt Lee zu. Das habe ich auch vorher klarer formuliert und angekündigt. Das nächste Mal müsste ich mir bei solchen kurzfristigen Planänderungen noch mehr Spielraum lassen. Dieses Mal hat es meine Forschung nicht wirklich beeinflusst, da ich auch ohne Portraits weiter arbeiten kann, aber an anderen Stellen im Studium hab ich vielleicht weniger Freiheit und muss auf alles eingestellt sein. Das muss ich mir merken.

 

Sonntag, 21.01.2024
Alle Interviews sind geschafft. Ich bin erstaunt wie offen und ehrlich die vier Interview Partner*innen erzählt haben und wie viel privaten Einblick sie mir ermöglicht haben. Das unterstützt meine Arbeit sehr. Jetzt steht mir noch ein sehr großer Berg an Arbeit bevor, aber ich freue mich auf das Auseinandersetzen mit dem Material und dem gleichzeitigen Erkenntnisgewinn während dieser Zeit. Direkt nach Beenden der Interviews habe ich meine Forschungsfrage noch mal ganz neu umgestalten müssen. Mein Fokus lag ursprünglich auf den unterschiedlichen Kulturen in den zwei Häuser Komplexen, doch da alle Interviewpartner*innen deutschsprachig und deutscher Herkunft sind, konnte ich diesen Fokus nicht beibehalten. Ich entschied mich dafür den Aspekt der Anonymität unter näheren Betracht zu ziehen. Meine tiefgreifendere Fragestellung wäre dann also: „Wie viel Anonymität herrscht im Wohnheim und wie gehen die Bewohner*innen damit um?“ Mit besonderem Fokus auf der Persönlichkeit, dem Grund ins Wohnheim zu ziehen und den Fragen nach Überschneidungen und Unterschieden zwischen uns im Wohnheim lebenden. 

Tätigkeit des Interviewens

 

Wie kommt meine Tätigkeit des Interviewens im Projekt zum Einsatz und was verspreche ich mir davon?

„Jedes Interview ist (…) ein interpersonelles Drama mit einer sich entwickelnden Handlung“ (de Sola Pool 1957)

Das Interviewen wird in meinem Projekt eines der zentralsten, wenn nicht sogar DAS zentralste Element sein. Ich werde es nutzen, um Personen in meinem Wohnheim zu befragen und am besten so viele Informationen zur Person, persönlichen Geschichte, wie auch dem Leben im Wohnheim herauszufinden. Ich verspreche mir also davon Infos über die Proband*innen herauszufinden – auf der persönlichen und auch interaktiven Ebene. Außerdem wären Details und Insider sehr interessant. Dadurch, dass ich erst seit kurzem dort wohne, bin ich noch recht unvoreingenommen. Nichts desto trotz sollte ich besonders darauf achten, dass ich mich nicht zu sehr davon beeinflussen lasse und nicht darauf eingehe was die Menschen von sich geben. Also eine gesunde Mischung aus Empathie und Fremdheit schaffe. Ich werde versuchen ein angenehmes Setting zu schaffen und die Mitarbeit selbstverständlich zu vergüten. Ich möchte, dass sich die Menschen wohl fühlen, um im Gegenzug genug über und durch sie herauszufinden. Gefahren und Risiken bestehen trotzdem, denn ich könnte als Mitbewohnerin eine aktive Rolle einnehmen und Personen automatisch in eine bestimmte Richtung lenken. Also ist höchstes Maß an Passivität gefragt? Es wird sich zeigen, denn vielleicht ist es auch gut, dass ich Mitbewohnerin bin, da sich die Menschen somit mit mir identifizieren können und sich mir öffnen. Es wird spannend…

Exposé

 

Im Rahmen des Digital Storytelling Seminars sollen wir als Semester Leistung eine kulturwissenschaftliche Fragestellung in Form eines Blog Beitrags bearbeiten. Mein Thema mit dem ich mich in den kommenden Monaten befassen möchte, lautet: „Ein Haus, tausend Geschichten – wer verbirgt sich hinter den Wänden und Türen?“ Dieses entstand daraus, dass ich im Wohnheim wohne und es total spannend finde, dass wir alle unter einem Dach wohnen und uns gar nicht kennen. Ich möchte herausfinden, welche Geschichten sich hinter den Wänden und Türen verbergen. Leitfragen, wie: Wer wohnt dort? Welche spannenden Persönlichkeiten verstecken sich hinter den Türen? Wie viele Berührungspunkte vereinen und was unterscheidet uns? Was verschleppt sie nach Bremen? Woher kommen sie? Welche Geschichten schreiben meine Mitbewohner*innen? werde ich untersuchen. Dafür werde ich versuchen durch Interviews die Fragen zu klären, die Menschen besser kennenzulernen und danach hoffentlich nicht mehr unbekannten und fremden Gesichtern zu begegnen.

Ich werde dabei wie folgt vorgehen: zunächst werde ich Interviewfragen erstellen und dann einfach drauf los an den Türen klopfen, um zu beginnen oder einen Interview Termin zu vereinbaren. Natürlich besteht die Gefahr, dass mir niemand die Tür öffnet, die Menschen keine Zeit/Lust haben oder ich keine Antworten finde, die interessant genug sind, aber das Risiko möchte ich eingehen. Vielleicht wäre es eine Idee, bereits vorher an den Briefkasten Schildern zu gucken, um gleichermaßen nach weiblich und männlich gelesenen Personen zu schauen.

Der Input für das Thema kam daher, dass ich letztens blöderweise oder eher glücklicherweise mein Geschirrhandtuch aus dem Fenster hab fallen lassen und dieses auf das Fensterbrett im zweiten Stock gefallen ist. Daraufhin habe ich an diesem Zimmer geklopft und mir hat eine junge Frau die Tür aufgemacht. Sie konnte kein Deutsch, sodass wir auf Englisch und mit Gesten kommuniziert haben und ich schlussendlich mein Handtuch wieder hatte. Aber viel spannender war dabei, dass ich eine Begegnung mit und sogar einen tiefen, intimen Einblick in ein Leben einer anderen Mitbewohnerin erhalten habe. Sie hat mich in ihre Wohnung gelassen und mir dabei geholfen mein Handtuch zurück zu bekommen. Sie war total offen und liebenswürdig. Und sie hat sich gerade Gyozas (asiatische Teigtaschen) in der Pfanne gebraten, sodass der ganze Raum duftete und ich Hunger bekam. Ich dachte mir „wir wären uns womöglich nie begegnet und ich wüsste gar nichts über ihre Persönlichkeit, geschweigedenn über ihre Existenz, wenn der Zufall dies nicht zugelassen hätte“. Ich treffe manchmal Mitbewohner*innen in der Waschküche und man unterhält sich höchstens wenn wir auf unsere Wäsche warten oder nach Wasch-Tipps fragen. Oder wir kommunizieren durch das Klopfen an den Wänden, als Zeichen dafür, dass das Nebenzimmer leiser sein soll und kennen unsere Gesichter womöglich gar nicht. Ich weiß, dass verschiedene Kulturen in meinem Hausblock zusammentreffen und es wäre gerade deswegen sehr spannend, herauszufinden, woher die Menschen kommen, was ich lernen kann, was sie hier hin verschlägt,…

Zusätzlich zu den Interviews, werde ich möglicherweise Literatur aus der Universitätsbibliothek und/oder Online Artikel hinzuziehen, die das Thema beinhalten und meine Forschung stützen. Zu dem Blog werde ich als weitere Medien zum einen Fotografie (sofern die Interviewpartner*innen zustimmen) und zum anderen Tonaufnahmen (Sound Effects) hinzufügen.

Aktuell stehe ich noch ganz am Anfang meiner Arbeit. Ich habe mich bereits mit dem Blog System ein wenig auseinander gesetzt und fange jetzt an in die Materie einzusteigen. 

Ich bin gespannt und freue mich auf die Arbeit 🙂