Gesellschaftliche Veränderung und die Reaktion von Schule

Eine „nationale Orientierung des Bildungssystems“ meint die geforderten Erwartungen, in Bezug auf den Lernstand, mit Beachtung der Altersgruppe, an die Lernenden (Schüler). Hierbei sollte es ein fortlaufender Prozess sein, in der man jede einzelne altersspezifische Lernstufe nacheinander durchläuft. Demnach wird erwartet, das Länderübergreifend, jede Altersgruppe auf dem selben Wissensstand ist, sodass seitens des Schülers in einem anderen Land genauso gelernt werden kann wie im eigenen. Problematisch ist jedoch, dass der Lerninhalt, trotz gleicher Altersgruppe, variiert. Demnach wird im Geschichtsunterricht in Deutschland nicht das gleiche gelehrt wie in Afghanistan. Auch das Alter sagt nur wenig über den Lernstand der einzelnen Individuen aus. Die Begründung hierfür ist, dass ein mehrjähriges nicht- besuchen der Schule aufgrund von gesamtgesellschaftlicher Umstrukturierung und darauffolgende Notsituationen ein auslassen des Schulbesuches hervorrufen können. Ein weiterer Grund für unterschiedliche Lernstände trotz gleichen Alters, kann eine langsamere Wissensaufnahme seitens des Schülers (Paragraph 12- Kind), oder auch ein ganz einfaches fokussieren auf bestimmte Fächer und Desinteresse gegenüber anderen Fächern sein. Dennoch wird letztlich seitens der Bildungseinrichtung erwartet, dass allein das Alter der wichtigste Faktor ist und auch demnach Schüler in bestimmte Lernstände kategorisiert werden sollten und somit in Klassen eingeteilt werden, die nicht zu ihrem Lernstand passen.

Aus dem öffentlichen Diskurs kann entnommen werden, dass auch heute noch Bildungseinrichtungen nicht wirklich erfassen können, wie mit Schülern die einen „Migrationshintergrund“ aufweisen,vor allem dann wenn diese erst seit einigen Jahren in Deutschland leben, umgegangen werden soll. Auch heute noch kann man sehen dass ein ungleicher Umgang im Vergleich zu den „deutschen“ Schülern besteht. Beispielhaft ist hierbei eine Erfahrung die ich machen „durfte“. Als damaliges Mitglied des Projekts „Schülermentoren“haben wir uns als Gruppe oft mit dem Thema Flucht beschäftigt und auch eine Schulung absolviert. Hierbei machten unsere Lehrer, immer darauf aufmerksam dass es schön sei, dass gerade Schüler unseresgleichen an so ein Projekt teilnehmen, obwohl sie im Bewusstsein waren, dass wir hier in Deutschland geboren sind und uns auch als Deutsche ausweisen konnten. Dennoch wurden wir nicht als einfache Deutsche wahrgenommen. Ein weiteres Projekt kam dann Monate später dazu. in diesem Projekt haben wir versucht das Siegel „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“, zu gewinnen. Auch Hier wurde uns verdeutlicht dass es besonders sei, dass gerade wir uns dafür einsetzen. Als wir dann angesprochen haben, dass wir nicht immer über geflüchtete Mitschüler sprechen wollten, sondern auch einfach mal mit Ihnen, wurde dem zwar belächelnd zugestimmt, jedoch nie wahrgenommen. Hierbei wurde uns bewusst, dass trotz dass wir gemeinsam in einer Schule lernen und unsere Pausen verbrachten, die IVK Klassen, immer ihre eigenen Gebäude zugeschrieben bekamen und nicht mit uns in gemeinsamen Gebäuden Unterricht hatten. Nach einem Besuch in einer der IVK Klassen, mussten wir dann feststellen dass die Lehrer willkürlich und nach belieben mit ihren Schülern umgegangen sind, indem die Schüler beleidigt und ihnen Perspektivlosigkeit zugeschrieben wurden ist. Demnach kann ich mit großer Zustimmung sagen dass der Umgang mit jeglichen Schülern aus nicht- deutschem Kulturkreis eine große Herausforderung ist, die jedoch einen noch größeren und intensiveren Diskurs innerhalb der Gesellschaft braucht. Die Vorlesung hat mir insofern neue Perspektiven geöffnet indem sie erstmals das Problem angesprochen haben und als zweites auch unterschiedliche Wege zum Erkennen und möglicherweise Lösen dieser Herausforderung gezeigt hat.

Das Fallbeispiel Betül/Bilgül, setzt genau an die vorher erwähnte Problematik an. Auch hier wird seitens der Lehrerin davon ausgegangen dass aufgrund der äußeren Erscheinung auch ihr Lebensstil sich von dem des „Bio- Deutschen“ unterscheidet. Dabei werden Stigmas und Charakteristiken erstellt, die nicht einmal auf zwei Individuen zutreffen könnten die denselben Migrationshintergrund haben, im selben Umfeld aufwachsen und denselben Freundschaftskreis haben.  Sie werden sich dennoch unterscheiden und die Lebensstile werden ungleich sein. Dies beruht einzig und allein darauf dass jeder einzelne Mensch eine eigene und andere Sicht auf Dinge hat, sei es Kultur, Religion, oder gar Tradition. Demnach kann und darf die Leherin keine bestimmte Erwartung gegenüber das Gedankengut einzelner Individuen haben, aufgrund ihrer biologischen Konstellation.

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