„Othering“

Frage: Eine Gefahr begegnungspädagogischer Konzepte ist das „Othering“. Was genau sind die Probleme, und wie werden sie didaktisch erzeugt? Erläutern Sie an einem Beispiel vorzugsweise aus ihrer eigenen Schulerfahrung.

Das Problem bei begegnungspädagogischen Konzepten liegt eindeutig bei der nicht definierbaren Grenze von Zuschreibung der Attribute auf einzelne Schüler und Schülerinnen (SuS), die man einer Minderheit zuordnet. Die tatsächliche Begegnung findet nur dann statt, wenn die Lehrkraft allen SuS den Austausch über ihre familiäre, kulturelle sowie religiöse Herkunft freiwillig offenlegen, so dass die SuS aus eigenem Antrieb heraus von sich berichten können. Generell können SuS sich ihr Umfeld, in dem sie geboren werden und aufwachsen nicht selbstbestimmt auswählen. Aus diesem Grund ist auch nur mit höchster Vorsicht eine Kategorisierung, Einstufung und noch ferner eine Bewertung der Herkunft der SuS zu vollziehen. Der kulturelle Hintergrund ist eng mit der Erziehung und dem familiären Kontext, in dem SuS aufwachsen, verknüpft, und sollte daher besonders mit Berücksichtigung des Kindes-, bzw. Jugendalter nicht einer kritischen Reflexion vorausgesetzt werden. Des weiteren können SuS selten die Rituale und Traditionen, in die sie hinein wachsen einordnen, geschweige denn, verstehen und reflektieren. Deshalb ist eine Konfrontation im Unterricht mit einer Kulturzuschreibung seitens einer Lehrkraft eher zu vermeiden. Hinzu kommt, dass es schwer zu beurteilen ist, inwiefern Tradition und Rituale seitens der Familie ausgelebt werden.

Ich selber bin zum Beispiel in Niedersachsen geboren und aufgewachsen, gehöre allerdings von der Konfession her, der katholischen Religion an. Dies hängt damit zusammen, dass meine Eltern aus einem Land immigrierten, in dem die katholische Religion allgegenwärtig ist. In Niedersachsen nun seit vielen Jahren lebend, dient die katholische Religion spezial als Werteorientierung im Alltag, aber keine strenge Auslebung mit Ritualen und Zeremonien. Als ich allerdings in der Schule in Niedersachsen nun mit drei bis vier weiteren SuS im Jahrgang der dritten Klasse für den katholischen Religionsunterricht segregiert wurde, verstand ich die genaue Bedeutung dafür nicht. Es entwickelte sich ein Gefühl der Ausgrenzung bis ins hohe Alter und ich habe speziell im Unterricht der Religion mir eine Begegnung der verschiedenen Religionen, die viel der Kulturunterschiede auch ausmachen/ definieren, gewünscht. Im begegnungspädagogischen Konzept geht es eher darum, alle zu Experten zu fördern, und nicht zu segregieren.