Beobachtungsprotokoll

Beobachtungsort: Bahnhof Hamburg Harburg Gleis 3
Donnerstag, 09.11.23 von 17.45 Uhr bis 18.00 Uhr

———————————————————————————————–

Beobachtung: 

Ich stehe am Donnerstag Abend gegen 17:45 Uhr am Rand von Gleis 3 am Bahnhof Hamburg-Harburg. Eben bin ich aus dem aus Bremen kommenden Zug ausgestiegen, mit mir zusammen ein paar andere Personen, welche jetzt neben mir stehen. Eine weiblich gelesene Person (Person 1) von Ihnen fragt mich, ob hier der Zug nach Lüneburg hält. Nachdem ich ihre Frage beantwortet habe, nickt sie mir zu und dreht sich wieder zu ihren Mitreisenden um. Um uns herum stehen auch schon einige andere wartende Personen. Die Luft ist ziemlich kalt und ein eisiger Wind zieht über das Gleis.
Auf einer Bank neben mir sitzen drei jünger aussehende Mädchen (Personen 2,3,4). Sie unterhalten sich sehr laut über die Schule, erzählen von Mitschülern und planen eine bevorstehende Party am Wochenende. Dabei lachen sie viel.
Sehr nah am Gleis stehen zwei Personen. Die eine ist männlich gelesen (Person 5) und die zweite weiblich (Person 6). Die beiden scheinen ein Ehepaar zu sein. Sie drehen sich die ganze Zeit in die Richtung der Anzeigetafel und blicken dann auf einen Zettel, auf dem man eine Zugverbindung erkennen kann. Dann unterhalten sie sich angeregt. Als sich ein Mann (Person 7) in Ihre Nähe stellt, geht Person 5 zu ihm hin und die beiden unterhalten sie sich. Person 7 zeigt dann noch einmal auf die Anzeigetafel und Person 5 klopft ihm ihm auf den Rücken und geht wieder zu seiner Frau. Gegen 17:55 rennt auf einmal, von links kommend, eine weibliche Person über das Gleis. Sie läuft in Richtung der Treppen. Kurz darauf sieht man sie an Gleis 1 in einen anderen Zug einsteigen. Als schließlich der Zug nach Lüneburg kommt, auf den alle zu warten scheinen, springen alle am Gleis stehende Personen auf und treten näher an die Gleise heran. 

Interpretation: 

In den 15 Minuten der Beobachtung habe ich sehr viele verschieden Menschen gesehen.
Insgesamt herrschte an Gleis 3 eine sehr hilfsbereite Stimmung. Person 1 fragt mich nach Hilfe, um den richtigen Zug zu finden. Damit habe ich ihr und ihrer Reisegruppe geholfen.
Die drei Mädchen auf der Bank scheinen gute Freundinnen zu sein und zusammen zur Schule zu gehen. Gemeinsam planen sie eine Feier mit anderen Freunden. Sie hatten sehr viel Spaß während der Wartezeit, da sie sehr viel lachen.
Das ältere Ehepaar sieht ein wenig ratlos aus, da sie sich die ganze Zeit umher drehen. Person 7 erklärt Ihnen dann ihre Zugverbindung und Person 5 klopft ihm dankbar auf den Rücken. Person 8 scheint Angst zu haben ihren Zug zu verpassen, da sie sehr schnell über das Gleis rennt und dann an einem anderen Gleis zu sehen ist und dann in den dort stehenden Zug einsteigt.
Alle Personen haben sich gegenseitig geholfen, wenn jemand Hilfe brauchte. Außerdem herrschte generell eine zufriedene Stimmung, da sehr viel gelacht wurde, allerdings waren auch alle froh, als der Zug kam, da sie schnell zu den Türen gingen. Der Bahnhof Hamburg Harburg ist allgemein sehr zentral, was durch die vielen Menschen und den regen Zugverkehr deutlich wird. Dadurch entsteht aber auch eine sehr gestresste Atmosphäre. 

Bei allen Personen habe ich mich gefragt, wohin sie wohl wollen und was ihre Geschichte ist. Zu wem wollen sie? An welchen Ort? Haben sie noch einen weiten Weg vor sich? 

(Amelie R.)

Soziale Medien – Leben in einer Scheinwelt

7 Uhr morgens. Der Wecker klingelt. Sie steht auf, isst ein gesundes Frühstück, verlässt das Haus, um laufen zu gehen. Danach räumt sie auf, arbeitet, ließt ein halbes Buch.
Wer sie ist? Kann ich nicht genau sagen.
Sie ist eine Person, die ich jeden Tag sehe. Von der ich jeden Tag etwas höre. Sie existiert allerdings -zumindest für mich- nur in den sozialen Medien.

Ein Mensch am anderen Ende der Welt, den ich noch nie persönlich getroffen habe und sehr wahrscheinlich auch nie persönlich kennenlernen werde. Trotzdem lasse ich mir jeden Tag etwas von ihr sagen.
Du bist nicht gut genug.
Du bist einfach dumm, warum machst du das so?
Du gibst zu wenig.
Zu wenig für die Uni. Zu wenig Sport. Zu wenig gesundes Essen. Zu wenig lesen. Zu wenig Party machen. Dabei geh ich nicht mal gerne feiern. Wie kann ich dann auf zu wenig Party gehen? Warum sollte ich so mit mir selber reden, wenn ich solche Sätze niemals zu anderen Leuten sagen würde? Diese Person im Internet hat einen Einfluss auf mich. Einen sehr, sehr großen Einfluss.

Aber warum?

Ich habe noch nie mit ihr gesprochen, weiß nicht wie ihr Leben aussieht, wenn sie gerade nicht filmt. Warum lasse ich mir von ihr Sachen einreden, die im Zweifels fall gar nicht stimmen.
Ich versuche mich selber zu ändern, obwohl ich eigentlich zufrieden bin. Aber dann mache ich doch zu wenig Sport. Oder lese zu wenig Bücher.  Wo ist der Sinn dahinter, dass ich sofort anfange mich mit Leuten im Internet zu vergleichen? Das bin nicht ich. Warum sollte ich so sein wie die?

Meiner Meinung nach, müssen wir unsere Ansicht auf die sozialen Medien ändern.
Wir dürfen nicht anfangen, uns mit Personen im Internet zu vergleichen. Mittlerweile müsste jeder schon gehört haben, dass auch die Menschen im Internet nur dass von sich preisgeben und hochladen, womit sie am besten aussehen. Die Tage, an denen sie bis um 12 Uhr im Bett liegen, zeigen sie nicht. Wer würde das auch direkt zeigen?

Inspiration. Das ist der Punkt. Wir müssen anfangen uns von den Leuten inspirieren zu lassen. Sie geht morgens laufen, dass find ich toll, würd ich auch gerne machen. Also geh ich am Wochenende um 7 Uhr laufen und merke, dass es mir Spaß macht, deswegen mache ich es am nächsten Wochenende nochmal. Ich habe mich inspiriert und nicht so lange selber fertig gemacht, bis ich mit zu vielen Gedanken im Kopf unmotiviert losgerannt bin, ich kann ja eh nicht so sein wie sie. Langsam aber sicher, fängt man dann an, Sachen von diesen „Vorbildern“ zu übernehmen, die einem Spaß machen.
Wenn man positiv auf diese Tagesabläufe guckt und sich inspirieren lässt, ist auf einmal der Druck weg und man kann wieder atmen. Man guckt Videos, zum Beispiel auf YouTube, aus einer ganz anderen Perspektive.

Bleibt euch selber treu und lasst euch nicht von Menschen die ihr gar nicht kennt, negativ beeinflussen.

(Amelie Rusch)