Ankommen. Flüchten.

Ich wohne bald 3 Monate in Bremen.
3 Monate in einem komplett neuen Umfeld.
3 Monat, in denen ich woanders „zuhause“ bin.
3 Monate, in denen ich mich nicht zuhause fühle.
3 Monate, in denen ich nicht angekommen bin.

Ich bin nie ausgezogen, weil ich von zuhause weg wollte. Ich bin ausgezogen, weil es an einer bestimmten Stelle im Leben an der Zeit ist. Und bei mir war dieser Zeitpunkt nun dieses Jahr. Viele meiner Freunde wohnen noch zuhause. Aber für das Studium habe ich es auf mich genommen. Das konstante Wissen, dass die Familie zuhause immer um einen herum ist, obwohl man gerade eher alleine sein möchte, fehlt.

Im Moment bin ich mir selber nicht mal mehr sicher, wo zuhause ist. Bin ich in meinem „alten“ Zimmer zu Hause. Oder in Bremen? Wenn ich meinen Freunden sage, dass ich am Ende vom Wochenende wieder nach Hause fahre und mich dann schnell korrigiere und sage, dass ich am Ende des Wochenende wieder nach Bremen fahre. Heißt das, dass ich Bremen zwar als zuhause sehe, es aber nicht wahrhaben möchte? Oder heißt das, dass Breme für mich noch nicht zuhause ist?

Für mich sind es die Leute und die Erinnerungen, die einen Ort ein Zuhause machen. Und ich habe hier in Bremen, tolle neue Leute kennengelernt, bei denen ich hoffe, dass sie mich mein weiteres Leben lang begleiten werden. Aber die Leute, die bisher mein Zuhause ausgemacht haben, fehlen.
Meine Erinnerungen an Zuhause und an den Ort, in dem ich aufgewachsen bin, überwiegen im Moment noch die neu geschaffenen Erinnerungen.
Ich weiß, dass ich mich in Zukunft auch hier mehr zuhause fühlen werde. Aber der Übergang ist schwer. 

In den Momenten, in denen mein Kopf zu viel anfängt nachzudenken, flüchte ich.
In eine andere Welt.
In eine Welt, welche nur in meinem Kopf existiert. Nur in meinem Kopf existieren kann, weil niemand sie so sehen kann wie ich.
Ich fange an zu lesen. Ich lese, um alles zu vergessen. Um zu ignorieren, dass ich mich in der realen Welt im Moment nicht zuhause fühle. Um zu ignorieren, dass ich Menschen, die ich konstant um mich herum hatte, nicht mehr die ganze Zeit sehen kann. Denn in diesen Momenten bin ich zuhause. Und bei Freunden, über die ich schon so viel gelesen habe. Zu denen ich immer zurück kann, sobald ich das möchte.
Sobald ich das Buch aufklappe, bin ich zuhause. 

Zwischen den Seiten bin ich angekommen. 

(Amelie R.)

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