teilnehmend beobachten, oder auch Joses Bahnfahrtstories

Ich sitze mal wieder im Zug.

Ein weiteres Mal auf dem Weg von Berlin nach Bremen, auf dem Weg von meinen neuen zuhause zu meinen neuen. Es ist Donnerstag und ich bin seid 15:40 unterwegs mit dem ICE, in dem man erfreulicherweise immer Internet hat. Oder sagen wir mal lieber fast immer, wir sprechen hier schließlich von der deutschen Bahn.

In Hannover werde ich umsteigen und von dort dann direkt weiter nach Bremen. Ich habe zwar sehr kurzfristig gebucht, dafür aber echt eine gute Verbindung zu einem guten Preis ergattert.

3 Stunden und 11 Minuten, viel Zeit um nachzudenken oder aufgeschobene Dinge zu erledigen, wenn man nicht wie der Fahrgast mir gegenüber durchgängig am Handy hängt.                                                                                                                                  Eine weitere gute Beschäftigung ist es, die anderen Mitfahrenden zu beobachten, sowie die Atmosphäre. Ich bin immer wieder erstaunt was alles auf einer Zugfahrt so passieren kann (egal wie kurz diese ist), in was für Gespräche man sich verwickeln kann, welche Arten von Menschen man so kennenlernen oder auch was für Komplikationen entstehen können. Ich fahre seid ich nach Bremen gezogen bin (und die Bahncard 25 bekommen habe), regelmäßig Zug. Und ich habe schon vieles erlebt. Von einem sehr spirituellen Kerl aus Holland, sehr netten Zwillingsschwestern die mir noch versucht haben zu helfen eine WG in Bremen zu finden, bis zu einem Not-Stop an einem abgelegenen Bahnhof, aufgrund von technischen Problemen am Zug war alles dabei.

Ah und ein junger Autor, welcher mir sein Transkript zum durchlesen vor der Veröffentlichung mitteilen wollte. Den möchte ich an dieser Stelle auch noch erwähnen.

Und auch heute ist wieder was los. Und ich beschließe mal ein wenig davon zu notieren. Wäre ja nicht das erste mal, denn vor ein paar Wochen habe ich eine Teilnehmende Beobachtung über meine Fahrt in der ersten Klasse des Metronom-Zuges geschrieben. Das teilnehmende Beobachten macht mir wirklich immer mehr  Spaß. Ich habe mich jetzt schon zweimal dabei erwischt wie ich Techniken die wir im Seminar dazu besprochen haben, unbewusst in Alltagssituationen angewendet habe und hinterher ganz erstaunt darüber war, was für neue Erkenntnisse ich mit diesen Methoden erlangen konnte.

Der ICE ist ziemlich voll und mir fällt auf das einige Hunde mit im Zug sind. Schräg vor mir hat eine Frau ihren kleinen weißen Pudel zum Beispiel in eine Art-Tasche gesetzt. Jetzt lugt er durch das Gitter zu mir rüber. Mir gegenüber sitzt eine junge Frau mit sehr dunklen, fast schwarzen Haaren und tippt auf ihrem Computer herum. Auf der anderen Seite des Ganges setzten sich gerade eine Frau und ein kleiner Junge zu einer weiteren Frau an einen Vierersitzt. Schnell beginnen die beiden Frauen sich zu unterhalten, wo sie herkommen und wo es hingehen soll. Ich erfahre das die eine Frau die Oma des Jungen ist und sie auf dem Weg zu einem Casting sind. Der kleine Junge ist 12 und hat wohl schon so einige Rollen gespielt und an vielen Castings teilgenommen. Er lächelt stolz und fragt seine Oma nach einigen Filmen, ob diese schon bekannt gegeben hätten ob sie ihn nehmen oder nicht. Der Name des Films „das fliegende Klassenzimmer“ fällt. Die Oma antwortet, diese hätten kein Geld und würden mit einem Casting noch auf sich warten lassen. Die junge Frau mir gegenüber steht auf und verschwindet, kommt wieder um kurz darauf mitsamt ihres Rucksackes wieder zu gehen. Ich wundere mich, sie scheint es eilig zu haben aber hier ist kein Halt. Sie lässt einen weißen Bauarbeiter*innen Helm auf dem Tisch liege und einen Rucksack auf dem Sitz. Kurz darauf kommt ein Fahrkartenkontrolleur. Ich gewinne den Eindruck das die Oma des Jungen gern das Gespräch sucht, denn auch mit dem Schaffner unterhält sie sich ausgelassen und erzählt von Castings.

Etwa eine halbe Stunde später, die Oma und der Junge haben Karten gespielt, einige Fahrgäste sind ausgestiegen andere eingestiegen, taucht die junge Frau wieder auf. Sie setzt sich wieder mir gegenüber, wirkt jetzt allerdings etwas nervös. Sie schaut sich mehrmals um, als würde sie nach etwas suchen.

Bald schon fahren wir im Hannover Hauptbahnhof ein und ich packe meine Sachen zusammen um kurz darauf den Zug zu verlassen. Die junge Frau, die Oma und der junge Schauspieler bleiben im Zug. Ich bin wirklich neugierig was auf ihrer Weiterfahrt noch so passieren wird. Nur werde ich das wohl leider nie erfahren.

Doch dafür wartet schon das nächste Erlebnis auf mich, sobald ich wieder eine Zugfahrt antrete da bin ich mir sicher!

Irgendwie hat das auch was, jedes mal ein kleines Abenteuer begrenzt durch den Ein- und Ausstieg.

 

-ich möchte mich an dieser Stelle bei meinem besten Freund bedanken, welcher mich auf die Idee gebracht hat meine Bahnstory schriftlich festzuhalte. Danke Lajol.

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