Beitrag zur 8. Ringvorlesung

Wilfried Bos IGLU 2003: Jungen fühlen sich tendenziell weniger sicher in der Schule, gehen weniger gern zur Schule und fühlen sich häufiger vernachlässigt.

Laut Herrn Bos fühlen sich bzw. sind  Jungen in der Schule im Vergleich zu Mädchen der gleichen Altersklasse oft benachteiligt, lustloser und leistungsschwächer.

Als mögliche Gründe hierfür möchte ich mich auf zwei Aspekte beziehen. Zum einen auf fehlende männliche Fachkräfte und zum anderen auf die Unterschiede im Entwicklungsstand bei Mädchen und Jungen des gleichen Alters.

Dass männliches Lehrpersonal oft knapp ist, wird ganz besonders in Kindergärten und Grundschulen deutlich. Dort findet man leider sehr häufig entweder keine oder nur eine männliche Fachkraft vor.  Aber auch in den weiterführenden Klassenstufen ist der Anteil mällicher Lehrkräfte oft deutlich geringer als der weiblicher. Dadurch fehlt es den Jungen oft an einem gleichgeschlechtlichen Ansprechpartner sowie an einem Rollenmodell, einem Vorbild. Somit können bei Jungen leichter Identitäts- und Rollenfindungsprobleme auftreten. Hinzu kommt durch die hohen Scheidungsraten und dem hohen Anteil Alleinerziehender, dass viele Jungen auch zu Hause die meiste Zeit kein männliches Rollenvorbild vor Augen haben. Hier kommt es noch häufiger zu Identitätsfindungsproblemen.

Der zweite Aspekt, der Entwicklungsstand, ist in sofern meiner Meinung nach relevant, da dieser bei Jungen und Mädchen der gleichen Altersklasse oft unterschiedlich ist. Bekanntlich ist es so, dass bei Jungen die Pubertät meist ein bis zwei Jahre später als bei Mädchen einsetzt. Dadurch sind Jungen und Mädchen in einer Klasse mit etwa dem gleichen Alter in ihren Lernvorraussetzungen für gewöhnlich ganz unterschiedlich. Dies fängt schon bei den Interessensgebieten an. Denn um eine Klasse für die Lerninhalte begeistern zu können muss man diese auf die Interessen der Schüler anpassen. Zum Beispiel durch passende Vergleiche, Beispiele und Projekte. Sind die Interessen bei Jungen und Mädchen jedoch sehr unterschiedlich aufgrund verschiedener Entwicklungsstufen wird dies zu einem Problem.

Mögliche Lösongsansätze, bzw. Schritte in die richtige Richtung sind meiner Meinung nach folgende:

Mehr männliche Fachkräfte. Hierzu muss der Lehrberuf und pädagogische Berufe allgemein bei Männern präsenter sein. Dies könnte durch schon frühes aufmerksam machen auf verschiedene Berufsgruppen geschehen. Hier bietet es sich auch an Klassenausflüge zu machen bei denen die SuS sich zum Beispiel pädagogische Berufe näher angucken und einen tieferen Einblick in diese bekommen können. Mit dem gleichen Ziel könnten auch Unterrichtsstunden gestaltet werden, indem Vertreter verschiedener Berufe eingeladen werden um ihren Beruf vorzustellen und Fragen dazu zu beantworten. Bei diesen beiden Möglichkeiten bietet es sich an dies für Mädchen und Jungen getrennt zu machen.

Eine weitere Möglichkeit den Schülern die von Herrn Bos beschriebenen Gefühle zu nehmen, wäre bestimmte Unterrichtsfächer in den Klassenstufen, in denen der Entwicklungsunterschied am größten ist, für Jungen und Mädchen getrennt zu halten.

 

Ein Gedanke zu „Beitrag zur 8. Ringvorlesung“

  1. Hej Christin,
    stimmig hast du die zwei Kerngedanken von Wilfried Bos beschrieben und auch deine Lösungsansätze finde ich sehr interessant.
    Mir gefällt besonders deine Idee, Klassenflüge zu nutzen, um Jungen Einblicke in pädagogische Berufe zu ermöglichen – eine Art Gegenstück zum Girl’s Day, an dem Mädchen eher jungentypische Berufsfelder erkunden können. Auch ein FSJ kann diesen Effekt bewirken. Besonders fruchtbar wird die Vorstellung pädagogischer Berufe meiner Meinung nach aber erst sein, wenn Tätigkeiten im gesamten sozialen Sektor ihrem hohen Maß an gesellschaftlicher Verantwortung entsprechend attraktiver – und somit gerechter! – entlohnt und gewürdigt werden. Dann könnte auch die Flexibilität im Lebenslauf, die pädagogische Berufe im Gegensatz zu charakteristischen „Karriereleiter-Jobs“ bieten, zum Beispiel im Hinblick auf eine Väter-Baby-Pause, Anreize bieten.
    Den Vorschlag, Jungen und Mädchen in manchen Fächern getrennt zu unterrichten, beurteile ich eher kritisch, da dies, so glaube ich, die bestehenden Vorurteile, Jungen seien besser in Naturwissenschaften, aber schlechter in Sprachen, untermauern würde. Viel wichtiger finde ich, als Lehrerin selbst unvoreingenommen an die SchülerInnen heranzugehen und nicht vorschnell angeblichen Interessens- und Fähigkeitsrichtungen zuzuordnen. Und zu hinterfragen, warum beispielsweise in meiner Schulzeit nur ein Junge im Englisch-Leistungskurs saß, während nur ein Mädchen den Mathe-Leistungskurs besuchte. Spielen hierbei vielleicht auch zukünftige Berufsaussichten der SchülerInnen eine Rolle, die eher Männer als Frauen in Ingenieurbüros befördern? Da wären wir wieder bei der Attraktivität sozialer Berufe für Männer…

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