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Um den Stand der schriftlichen Kenntnisse der Kinder zu ermitteln, ist die Methode des „leeren Blatts“ ein gutes Hilfsmittel, die bestehenden Fähigkeiten der Kinder zu analysieren. Zwei Kinder erhalten eine leeres Blatt Papier, welches frei beschriftet werden darf (vgl. Dehn/Hüttis-Graf, 2000, S. 32). Im Verlauf werden die Ergebnisse beobachtet und notiert.
Das erste „leere Blatt“ zeigt, dass der/die Schüler/in bereits alle Buchstaben kennt und beherrscht, denn es hat das gesamte Alphabet aufgeschrieben, mit nur einem kleinen Fehler, da das „T“ und das „S“ vertauscht wurde. Auch das photographische Prinzip wird beherrscht, da das Kind Wörter wie “Opa“ oder „Lama“ so schreibt, wie man sie spricht. Es ist zudem zu erkennen, dass das Kind bereits viele Wörter kennt und fast fehlerfrei aufschreibt, wie „Salat“ oder „Salami“. Es kann außerdem angenommen werden, dass die Regel der Groß- und Kleinschreibung dem Kind. bekannt ist, da diese fast immer richtig genutzt wird, bis auf vereinzelte Wörter, die komplett groß geschrieben sind. Das zweite leere Blatt zeigt, dass auch Zahlen bereits verschriftlicht werden können und einzelne Aufgaben gelöst werden, was an den Beispielen „2+2=4“ und „100-100=0“ zu erkennen ist.
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Der Begriff „elementare Schriftkultur“ konzentriert sich auf die essenziellen Fähigkeiten, die für die Nutzung von Schrift erforderlich sind, insbesondere Lesen und Schreiben. Sie berücksichtigt auch die damit verbundenen sozialen Aspekte. Im Gegensatz dazu ist die Kulturtechnik breiter angelegt und befasst sich mit den Fähigkeiten, die das Lesen und Schreiben umfassen. Diese beinhalten die Funktionalitäten des Schriftsystems selbst sowie die Beziehung zwischen Lauten und Schreibweisen in verschiedenen Sprachen und Schriftsystemen (vgl. Lis, 2021, S. 9).
Ein Beispiel für eine Zugang zu der „elementaren Schriftkultur“ wären Wortspiele. Sie ermöglichen Kindern in einer spielerischen und spaßigen Atmosphäre das Erlernen von neuen Buchstaben und Wörtern. Puzzles, Wörter-Memory oder eine ABC-Matte könnten hier ein Ansatz sein, den Kindern die Scriftkultur näher zu bringen. Ein weiterer Ansatz ist das Vorlesen einer Geschichte im Sitzkreis. Durch das Lesen einer anderen Person bekommen die Kindern ein Gefühl von Betonung und Bedeutung der Sprache. Anschließend können Fragen über die Geschichte gestellt werden, um zudem das Gedächtnis zu fördern. Letzteres wäre ein Beispiel der klassische Morgenkreis. Durch das Vorlesen des heutigen Plans, des Datums oder durch das Erzählen von dem Wochenende, erlangen die Kinder den Zugang zur elementaren Schriftkultur.
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Die Ergebnisse der IGLU-Studie zeigen, dass die Leistungsheterogenität im Lesen (lernen) stark zunimmt.
Die steigende Heterogenität in den Lesefähigkeiten der Schülerinnen und Schüler könnte auf diverse Faktoren zurückzuführen sein. Einfluss haben individuelle Unterschiede in sprachlichen Fähigkeiten und Erfahrungen. Kinder, die zu Hause kaum mit Büchern in Kontakt kommen oder deren Eltern keine gezielte Förderung der Sprachentwicklung bieten können, starten möglicherweise mit geringerem Vorwissen in der Schule.
Es ist von Bedeutung, eine Bandbreite an Zugängen zur Schriftsprache anzubieten und individuelle Lernbedürfnisse zu berücksichtigen. Zudem ist es wesentlich, die Lesemotivation der Kinder zu stärken und sie dazu zu ermuntern, eigenständig zu lesen und aktiv mit Texten zu arbeiten.
Dehn, Mechthild/Hüttis-Graff, Petra (2000) (Hrsg.): Zeit für die Schrift II. Beobachtung und Diagnose. Berlin, S. 32-54
Schüler, Lis (2021) (Hg.): Elementare Schriftkultur in heterogenen Lernkontexten. Zugänge zu Schrift und Schriftlichkeit. Seelze: Klett/Kallmeyer, S. 7-26
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