Keine Rasenmäher in Sicht? Rückblick auf die Mahd 2020

Den ganzen Frühling und Sommer 2020 wurden unsere Projekt Wiesen an der Uni Bremen nicht gemäht und wer über den Campus gelaufen ist, hat sicherlich schon die ein oder andere wilde Wiese gesehen. Welche Überlegungen stecken dahinter und warum sind die meisten Wiesen noch hochwüchsig, während die Wiese bei der Bibliothek vor kurzem gemäht wurde?

Müssen wir unsere Campus- Wiesen überhaupt nicht mehr mähen?

Nein, so einfach ist es nicht. Die Campus- Wiesen werden nicht vollständig sich selbst überlassen! Prinzipiell ist es wichtig, Flächen offen zu halten, damit eine Vielzahl an Pflanzen dort wachsen kann. Es geht also vielmehr langfristig um eine Extensivierung des Grünflächen- Managements, mit ein bis zwei Mahd- Terminen im Jahr, im Herbst bzw. Herbst und Sommer. Durch diese seltene Mahd können sich viele Pflanzenarten nebeneinander entwickeln und zur Blüte gelangen, was auch den Insekten zugutekommt. Allerdings muss die Mahd so geplant werden, dass die Pflanzen solange stehen gelassen werden, bis die Samen ausgereift sind, damit sie im nächsten Jahr wiederkommen. Auch der Zeitpunkt, an dem sich die Insekten (z.B. als Larven) entwickeln, soll mit dem Mahd- Termin möglichst wenig kollidieren.

Warum gab es keine Sommermahd 2020?

Diesen Sommer wurden die Flächen nicht gemäht, um den Wiesen die Möglichkeit zu geben, auf natürliche Art zu verwildern. Sprich, dass schon vorhandenes Saatgut im Boden auskeimen kann. Warum konnten wir auf diese Sommermahd verzichten? Unser Campus- Boden ist relativ nährstoffarm. Daher sind in diesem ersten Projekt- Jahr auch nicht direkt einige schnellwachsende, konkurrenzstarke Arten (wie z.B. Brennnessel) empor gewachsen. Außerdem muss man bedenken, dass die Grünflächen über viele Jahre sehr intensiv gemäht wurden und es daher etwas Zeit brauchen kann, bis unterschiedliche Pflanzenarten wieder zum Vorschein kommen.

Wie sieht es mit der Herbstmahd 2020 aus?

Viele Insekten überwintern in den Strukturen, die im Winter von den Pflanzen stehen bleiben, wie z.B. Wildbienen in Pflanzenhalmen. Da unsere Grünflächen nicht übermäßig hoch gewachsen sind, bleiben daher die meisten Wiesen diesen Herbst stehen. Nur eine unserer Projekt- Wiesen (die Fläche hinter der Bibliothek) wurde vor kurzem gemäht, damit wir im nächsten Jahr einen Vergleich mit den anderen, ungemähten Projekt- Wiesen aufstellen können.

Wie wird es im nächsten Jahr mit den wilden Wiesen weiter gehen?

Die Pflanzen- und Insektendiversität in diesem Jahr wurde begleitend u.a. durch Bachelorarbeiten untersucht. Das Ziel ist es dabei, den Zustand der Grünflächen zu dokumentieren, genauer gesagt, die vorkommenden Arten auf unseren Projektwiesen im Vergleich zu Kontroll- Wiesen (mit intensiver Mahd). Diese Ergebnisse werden uns dabei helfen, gute Maßnahmen für die weitere Entwicklung der Grünflächen für das nächste Jahr festzulegen.

Dabei soll folgendes diskutiert werden: Wie häufig und zu welchem Zeitpunkt sollen die einzelnen Flächen gemäht werden, um bestimmte Eigenschaften und Artengemeinschaften (ggf. flächenspezifisch) zu unterstützen? Ist es notwendig, regionales Saatgut einzubringen, um die weitere Entwicklung voran zu treiben? Wie können wir ein Mosaik an Lebensräumen schaffen, um verschiedene Strukturen für Insekten zu bieten?