Mathematik ist nichts für Mädchen? Die Genderfrage und ihre Rolle für Mathematik(unterricht)

  1. Nennen Sie drei zentrale Aspekte, die für eine gendersensible Gestaltung des Mathematik-Unterrichts von Bedeutung sind und erläutern diese kurz. Wählen Sie eines Ihrer Unterrichtsfächer, das nicht Mathematik ist. Inwiefern sind diese Aspekte auch Ihrem Fach relevant?

„Schon seit Längerem gilt in der pädagogischen Geschlechterforschung das Paradigma, dass Geschlecht nicht etwas ist, was wir haben, sondern etwas, was wir tun“ (Budde et. al. 2009, S.12). Anhand der Aussage wird deutlich, dass das Geschlecht eines Schülers keine entscheidende Rolle beim Lernen spielen sollte. Entspricht, ob Mädchen oder Junge, jedes Fach passt zu jedem, auch Mathe ist ein Fach für alle, somit sollte der Mathematik-Unterricht auch gendersensible gestaltet werden. Ein Aspekt für die gendersensible Gestaltung wäre, bei der Auswahl der Themen und Aufgaben sollten Lehrende auf Vorlieben und Erfahrungen der Schüler/innen eingehen, somit könnte der Unterricht relevant und interessanter sein, auch das Einführen von spielerischen Einheiten könnte der Mathematik-Unterricht für alle Interesse wecken (vgl. Jungwirth 2012, S.17).

Ein zweiter Aspekt für eine gendersensible Gestaltung wäre, dass genderneutrale Kontexte im Mittelpunkt gehalten werden, heißt Lehrende sollten historisch klassische Bereiche wie Physik und Technik vermeiden und den Fokus auf moderne und genderneutrale Bereiche wie Medizin oder Wirtschaftswissenschaften setzen (vgl. Jungwirth 2012, S.17).

Ein weiterer Aspekt auf den Lehrende achten sollten ist die Gestaltung bzw. Vorbereitung und Abläufe des Unterrichts. Hierbei sollten Lehrende unter einer gendersensiblen Gestaltung des Unterrichts auf eine gleichberechtigte Teilhabe aller Schüler/innen achten, nämlich dafür, „[…] dass Mädchen genauso wie Buben genügend Erfahrungen von Kompetenz, Autonomie und sozialer Eingebundenheit machen“ (Jungwirth 2012, S.18). Dies gilt vor allem als eine Voraussetzung für ein anhaltende Interesse aller Schüler/innen.

 

  1. Erinnern Sie sich an eine Unterrichtsstunde, die Sie vorbereitet oder beobachtet haben. Inwiefern spielte eine gendersensible Gestaltung bei der Vorbereitung eine Rolle? Würden Sie es heute wieder so machen? Was würden Sie ggf. ändern?

Noch habe ich persönlich keine Erfahrungen über eine Vorbereitung oder eine explizite Beobachtung einer Unterrichtstunde gemacht. Doch aus meinen Erinnerungen an meine Schulzeit, würde ich Folgendes vorbehalten, generell spielen in vielen Schulfächern (wie Mathe, Biologie, Physik, Chemie, Kunst oder Musik) männliche Persönlichkeiten (wie zum Beispiel Albert Einstein oder Ernest Rutherford) eine aussagekräftige Rolle, vor allem in vergänglichen und geschichtlichen Aspekten und Bezügen in den meisten Fächern ist dies deutlich erkennbar. Lehrende haben also keinen starken Einfluss auf die Themen und Kontexte des Unterrichts, doch sie können vor allem auf eine objektive Wahrnehmung der Schüler/innen achten und diese fördern.

 

  1. Wählen Sie ein Schulbuch Ihrer Wahl zu einem Ihrer Fächer und analysieren einen Abschnitt hinsichtlich gendersensibler Gestaltung. Gehen Sie dabei auf die Verwendung von Darstellungen/Fotos sowie die sprachliche Gestaltung ein. Machen Sie ähnliche Entdeckungen wie Parise (2021)?

Analysiere ich Abschnitte von Schulbüchern hinsichtlich der gendersensiblen Gestaltung, wird mir eines deutlich, dass Frauen sehr häufig in der „geschichtlich“ gewohnten Form dargestellt werden, zum Beispiel als Hausfrau beim Putzen, Kochen oder Haushalt erledigen, wie zum Beispiel beim Wäschehängen. Auch werden zum Beispiel Mädchen meist in hellen, buntfarbig oder größtenteils in pink gekleidet dargestellt. Hingegen werden Jungs und Männer häufig mit dunkler Kleidung dargestellt. Außerdem spielen in den meisten dargestellten Situationen spezifisch Männer eine eher dominante und ernstere Rolle gegenüber den Frauen. Zusammenschließend kann ich feststellen, dass ich ähnliche Entdeckungen wie Parise gemacht habe.

 

Literaturverzeichnis:

Jungwirth, H. (2012). Genderkompetenz im Mathematikunterricht. Fachdidaktische Anregungen für Lehrerinnen und Lehrer. IMST Gender_Diversitäten Netzwerk, Institut für Unterrichtsentwicklung, Klagenfurt.

Budde, J., & Venth, A. (2010). Genderkompetenz für lebenslanges Lernen: Bildungsprozesse geschlechterorientiert gestalten. W. Bertelsmann Verlag.


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Eine Antwort zu „Mathematik ist nichts für Mädchen? Die Genderfrage und ihre Rolle für Mathematik(unterricht)“

  1. Avatar von Tugce
    Tugce

    Hi Sude, danke für deinen Blogbeitrag. Als Erstes stimme ich dir komplett zu, dass das Geschlecht eines Schülers keine Relevanz beim Lernen trägt. Es gibt nicht „die Jungsfächer“ oder die „Mädchenfächer“. Jedes Geschlecht kann in jedem Fach starke Leistungen erbringen. Deinen Vorschlag finde ich auch sehr sinnvoll. Wenn die Lehrer die Interessen der Schüler*innen mit einbeziehen, erregt man als Lehrkraft die Aufmerksamkeit der Schüler*innen und die Schüler*innen hätten Freude am Unterricht und würden sich ernst genommen fühlen. Die spielerischen Einheiten im Fach Mathematik halte ich auch für vorteilhaft, da erfahrungsgemäß viele Schüler*innen in Mathematik Schwierigkeiten haben. Schüler*innen sollten zu wissen bekommen, dass Mathematik für alle zugänglich ist. Physik und Technik sind beides sehr unbeliebte Fächer und werden vor allem für Mädchen in der Pubertätsphase als unangenehm empfunden, da es von männlichen Schülern dominiert wird. Jungs seien nämlich in Mathematik talentiert und Mädchen in Sprachen. Die Themen im Unterricht sollten jedes Geschlecht ansprechen (vgl. Parise, 2021). Ich würde auch ohne ein stereotypisches Denken und mit offener Haltung als Lehrkraft in den Unterricht gehen. Dadurch kann man als Lehrkraft auf die objektive Wahrnehmung der Schüler*innen achten und diese fördern, wie du auch bereits erläutert hattest. Oft sind Schulbücher heute noch nicht gendersensibel gestaltet, denn oft sind die Männer die Rolle, welche Dominanz haben und Frauen werden als kleiner eingestuft, jedoch muss man das zu unserer Zeit unbedingt ändern und den Schülern*innen Diversität beibringen. Als Lehrkraft muss man sich von diesen Stereotypen lösen, denn dieses Idealbild existiert seit gewisser Zeit nicht mehr. Aufgaben werden von der Lehrkraft im Vorbereitungsprozess entsprechend gestaltet oder aus Lehrbüchern und anderen Aufgabensammlungen ausgewählt (vgl. Jungwirth, 2012).

    Quellen:
    – Jungwirth, Helga (2012): Genderkompetenz im Mathematikunterricht. Fachdidaktische Anregung für Lehrerinnen und Lehrer, 2. Auflage, Klagenfurt: Institut für Unterrichts- und Schulentwicklung.

    – Parise, Megan M. (2021): Gender, sex, and heteronormativity in high school statistics textbooks.

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