Vielfalt innerhalb einer Lerngruppe stellt für Lehrende eine Herausforderung dar. Jedes Individuum muss kognitiv und persönlich an der Stelle abgeholt werden, wo es sich befindet und gefördert werden. „[…] die Individualität der Schülerinnen und Schüler wird ernstgenommen, sodass von einer natürlichen Heterogenität der Gruppe ausgegangen wird […]“ (Textor 2015, S. 128). Die Umsetzung dieses präzisen Balanceaktes wäre der Idealfall von Unterricht und Schule, jedoch kommt es häufig vor, dass das Gegenteil, also eine Tendenz zur Homogenität, sei sie bewusst oder unbewusst, herrscht („Wir-Gruppenbildung“ vs. „Bündnisbildungen“, Bauriedl 1985, S. 135). Dabei bilden sich Lehrende (oft unbewusst) eine Norm in ihrem Kopf, die als Normalzustand gewertet wird. Ein Beispiel hierfür wäre, dass alle Kinder in einer bestimmten Zeiteinheit ein Arbeitsblatt zu bearbeiten haben, alle Kinder, die dies nicht leisten können, weisen ein Defizit auf. Verzögertes Arbeitstempo kann demnach als Leistungsschwäche empfunden werden und sorgt dafür, dass die Lehrenden (auch wenn die Intention gut ist) ihre Schüler_innen schnell an den größeren Teil der Arbeitsgruppe anpassen wollen und somit implizit eine homogene Lerngruppe erschaffen. Dabei ist in den allgemeinen Bestimmungen zum Auftrag der Schule inklusives (also damit verbunden auch heterogenes) lernen niedergeschrieben und somit gesetzlich einzuhalten.
In zwei Praktika konnte ich unterschiedliche Umgänge mit Heterogenität beobachten. In einer Klasse sollten die Schüler_innen alle die gleichen Arbeitsblätter bearbeiten. Zunächst gab es eine Einheit, in der der/die Lehrer_in das Thema erklärt hat, anschließend wurden zwei Seiten im Heft bearbeitet. In der zweiten Schule hab es mehrere Hefte, die es zu bearbeiten galt, in dem die Kinder nach ihrem Tempo arbeiten konnten. Sie bekam einen Wochenplan, der abgearbeitet werden musste. Zwischendurch gab es Erklärungen von der Lehrkraft.
In der Schule ist es wichtig alle Schüler_innen im Unterricht mitzunehmen, damit alle Kinder schulische Erfolgserlebnisse spüren können und Freude am Lernen und entdecken haben. Demnach sollte die Lehrkraft vermeiden eine künstlich-homogene Gruppe zu erschaffen. Die verschiedenen Vorgehensweisen der Lehrkraft könnten beobachtet werden, dabei kann man sich auf bestimmte Einheiten fokussieren, beispielsweise die Durchführung des Unterrichts oder andere Faktoren wie die Sitzordnung.
Hallo Susanne,
vielen Dank erstmal für deinen Beitrag.
Ich stimme mit dir überein, dass diese Tendenz zur Homogenität von Lehrkräften erzeugt wird. Wie du es in deinem Beispiel beschreibst, wird dies z.B. durch eine Aufgabe geschaffen, welche von allen im gleichen Tempo bearbeitet werden soll. Ich hab mir unterdessen auch mal die anderen Beiträge dazu durchgelesen und muss feststellen, dass die Erfahrungen die du beschreibst größtenteils mit den Erfahrungen anderer übereinstimmen.
Dabei hat jedes Kind doch sein eigenes Lerntempo und grade auch SuS, welche dort auf der Strecke gelassen werden, werden auch zukünftig weiter keinen Spaß daran haben und fallen nur in noch größeren Rückstand. Ein Teufelskreis meiner Meinung nach.
In deinem Praktika beschreibst du allerdings auch eine andere Erfahrung in der Herangehensweise, welche zum Beispiel aus Wochenplänen bestand, die Kinder in ihrem Arbeitstempo bearbeiten können.
Wertend finde ich diese Methodik schon mal deutlich effektiver, da hier, ich gehe mal davon aus, die Wochenpläne wurden für das jeweilige Kind individuell erstellt(?), keine homogene Masse betrachtet wird, sondern auch die Heterogenität in Punkto Lerntempo und Arbeitstempo berücksichtigt wird.
Zum Schluss finde ich es auch sehr gut, dass du nochmal darauf eingehst, dass die SuS Freude am Lernen und Erfolgserlebnisse haben sollen. Denn ich finde es ist gar nicht wichtig, dass alle das machen was vorgeschrieben ist, sondern, dass jeder SuS Schule auf seine eigene Art und Weise erfahren soll und verschiedene Fähigkeiten besitzt, welche gefördert und gefordert werden sollen.
Liebe Grüße
Niklas