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Genderkompetenzen im Literaturunterricht

Die Auswahl der Lektüre eines gendersensiblen Literaturunterrichts spielt eine wichtige Rolle und muss unter Berücksichtigung einzelner Aspekte vollzogen werden, die ich im folgenden Verlauf erläutern werde. Im Angesicht der Literaturvermittlung kann sich eine weiblich geprägte Literaturauswahl auf die literarischen Identifikationsangebote für Jungen auswirken. Es wird auch als „Bedrohung durch Stereotype“ bezeichnet, in dem die Jungen immer wieder vor den Augen geführt bekommen, dass Lesen eine weibliche Domäne ist. Aus diesem Grund glauben sie, dass sie nicht so gut Lesen können, wie Mädchen. Für die praktische Umsetzung bedeutet dies, eine Vielfalt an Lesevorbildern zu ermöglichen, in dem Männer in die Klasse einbezogen werden, um den SuS etwas vorzulesen. Des weiteren wären Fortbildungen für das pädagogische Personal sinnvoll, um eine aktuelle gendersensible Lektüreauswahl zu gewährleisten. Es sollten auch die Interessen der Jungen und Mädchen berücksichtigt werden, um beide Geschlechter in die Auswahl der Lektüre zu integrieren. Ein weiterer Ansatzpunkt zur Lektüreauswahl ist die Lektürerezeption, die an Adressat*innen gerichtet ist. Anhand der fünf Achsen der Differenz von Philipp wird deutlich, dass die Jungen von der Lesefreunde und -neigung bis hin zur Lesekompetenz im Durchschnitt schlechter abschneiden als die Mädchen beziehungsweise Frauen. Für die Praxis bedeutet das, an die Präferenzen der SuS anzuknüpfen, um die Interessen zu treffen und den Erfahrungshorizont zu erweitern. Außerdem sollten unterschiedliche Textsorten in den Unterricht eingebaut werden, um das informierende und literarische Lesen zu fördern. Als letzten Punkt soll mit Hilfe der richtigen Lektüre die Lesekompetenz und die literarische Kompetenz gefördert werden. Die Geschlechterunterschiede der Lesekompetenz zeigen sich im Umgang mit verschiedenen Textsorten und den damit verbundenen Aufgaben. Im Hinblick auf die literarische Kompetenz liegen die Unterschiede im Umgang mit Medien und Aufgaben zu erforschen.

In meinem Orientierungspraktikum habe ich eine Erfahrung in Bezug auf die Vermittlung der Lektüre getätigt. Ich wurde einer ersten Klasse zugeteilt, in der das Verhältnis zwischen Jungen und Mädchen sehr ausgeglichen war. In jeder Frühstückszeit, vor der ersten Pause wurde den SuS etwas aus einem Buch vorgelesen. Ich fand es sehr gut, dass nicht nur eine einseitige Vermittlung von der Lehrerin vorgetragen wurde, sondern auch der männliche pädagogische Mitarbeiter und ich vorlesen durften.

Es gibt literarische Werke, die explizite und implizite Genderkonstruktionen beinhalten. Literarische Werke, die sich mit der expliziten Genderkonstruktion enthalten, beschäftigen sich hauptsächlich mit dem Thema „Gender“. Die implizite Genderkonstruktion eines solchen Werkes wird hingegen nicht direkt ersichtlich. Die genannten Konstruktionen bieten ein hohes Potenzial, da sie aus diesem Grund die Schüler und Schülerinnen bei einer möglichen Identitätsfindung begleiten können. Ein Beispiel für eine solche explizite Konstruktion ist das Buch „Alles Rosa“. Aus diesem Buch würde sich für mich die Forschungsfrage ergeben, inwieweit die Schüler*innen die Rollenerwartung des männlichen Darstellers bewerten würden. Das Buch „Adrian hat gar kein Pferd“ ist ein Beispiel einer impliziten Genderkonstruktion. Mich würde es sehr interessieren, ob die Schüler*innen die versteckte Konstruktion von Gender in diesem Buch erkennen können.