Das Gesellenstück

Posted in Die Feder on August 22nd, 2011 by

Ein junger Schmied steht vor der glühenden Esse und arbeitet an seinem Meisterwerk. Er will etwas ganz besonderes aus dem Stahl erschaffen, den sein Meister ihm anvertraut hat, dies soll sein Gesellenstück sein, auf das er auf ewig stolz sein will.

Unser Schmied schwitzt bei der anstrengenden Arbeit, aber er lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Heute soll der Tag sein, an dem er diese besondere Arbeit fertig stellt und danach will er sich auf die Walz begeben und sein Handwerk in der weiten Welt erproben. Die Aufregung und Vorfreude niederkämpfend macht er sich weiter an die Arbeit. Der Stahl hat nun die richtige Hitze und er nimmt ihn aus der Glut. Jetzt hört er nur auf den Gesang des Hammers, den er immer wieder auf den Stahlrohling niederregnen lässt. Schlag um Schlag formt sich sein Werk heraus. Immer wieder muss er den Rohling erhitzen und weiter mit dem Hammer auf dem mächtigen Amboss bearbeiten. Erst nachdem er wirklich mit seiner Arbeit zufrieden ist, taucht er sein Werk in das Öl ein, um es zu härten.

Der junge Schmied kann sich dann schließlich nachdem genügend Zeit vergangen ist, in den Abendstunden des Tages im Licht der Esse sein Werk anschauen. Es ist ein gar prächtiges Langschwert, ein wahrhaftiges Gesellenstück eines guten Schmiedegesellen würdig. Er nimmt das Schwert und führt einige Schläge durch die Luft aus, es liegt wirklich perfekt in der Hand und die Schläge sind leicht und schwungvoll zu vollführen. Plötzlich wird ihm gewahr, was dieses Werk in der Zukunft vollführen wird, es wird mit Schwungvollen Schlägen Gliedmaßen und Kopfe abtrennen, es wird zum Hauen und Stechen gegen jeden verwendet, der dem Träger nicht wohl gesonnen ist und das alles hatte er vollbracht.

Angstvoll ließ der Schmied das Schwert los und es fiel klirrend zu Boden. Was hatte er getan? Wieso hatte er solch ein Gesellenstück erschaffen? Er sah seine Hände an und sah förmlich das Blut daran kleben, dass seine Schöpfungen über die Menschen bringen würden. Nein niemals, er wollte nur etwas schaffen und was ist daraus geworden? Er hatte etwas geschaffen, dass nur Unheil über die Menschen bringen konnte. Der junge Schmied drehte sich um und lief in die Nacht hinaus.

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